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Grenzenloser Jubel: Die Füchse um Torwart Silvio Heinevetter feiern den zweiten Titel der Vereinsgeschichte - und dann gleich den Europapokal.
© dpa/Lukas Schulze

Sieg im EHF-Pokal gegen HSV Handball: Füchse Berlin schreiben Geschichte in 60 Minuten

Jubel in der Max-Schmeling-Halle: Die Füchse Berlin schlagen den HSV Handball 30:27 und feiern den Sieg im EHF-Pokal. Maßgeblichen Anteil am zweiten Titel in der Vereinsgeschichte hatten zwei Spieler, die die Berliner selbst ausgebildet haben.

Paul Drux baute sich vor dem Fanblock auf und ballte die Fäuste, sodass seine Adern an den Armen zum Vorschein kamen. Zurücklaufen? Bei dem Spielstand? Und noch 35 Sekunden auf der Uhr? Geschenkt, und das wusste Drux natürlich auch, weshalb er noch ein wenig ausgiebiger feierte. Soeben hatte der 20 Jahre alte Rückraumspieler der Füchse Berlin den Ball zum 30:27 ins Netz gewuchtet und damit die Entscheidung in einem dramatischen Spiel herbeigeführt, das die Berliner am Ende für sich entschieden.

Nach dem 30:27 (16:13)-Sieg im Finale um den EHF-Pokal über den HSV Handball durften die Füchse – ein Jahr nach ihrem Sieg im DHB-Pokal – den zweiten Titel ihrer Vereinsgeschichte bejubeln. Dass ihnen das auf internationaler Ebene und vor 8206 Zuschauern in der heimischen Max-Schmeling-Halle gelang, ließ den Triumph noch ein wenig größer erscheinen als jenen vor zwölf Monaten. „Wir hatten so viele Probleme dieses Jahr, so viele schwierige Phasen“, bilanzierte Trainer Dagur Sigurdsson, „aber heute hat meine Mannschaft großes Herz gezeigt, ich bin wirklich, wirklich stolz.“

In das insgesamt fünfte deutsch-deutsche EHF-Pokal-Finale waren die Berliner wild entschlossen gestartet. So wie sich der junge Paul Drux in der Schlussphase für einen Augenblick zum Helden machte, so hatte es vorher viele kleine Helden gegeben. Konstantin Igropulo etwa, seit Monaten jenseits der Normalform unterwegs und folgerichtig in der Kritik, erzielte fünf der ersten sechs Berliner Treffer, ehe er brav und ohne Widerworte auf der Bank Platz nahm. Das wiederum verdeutlichte den taktischen Plan der Füchse: Coach Sigurdsson ließ – genau wie am Vortag im Halbfinale gegen Velenje – fleißig rotieren, verbunden mit der Hoffnung, diese Maßnahme würde sich langfristig auszahlen. Soviel vorweg: Das tat sie später auch.

Hamburgs Davor Dominikovic verletzt sich schwer

Zunächst erlebten die Besucher in der Halle, unter ihnen ein beträchtlicher hellblauer Block von HSV-Fans, allerdings eine Schrecksekunde: Nach einer Viertelstunde musste Hamburgs Davor Dominikovic vom Feld gebracht werden. Zuvor war Füchse-Kreisläufer Evgeni Pevnov mit seinem Kampfgewicht von schätzungsweise 100 Kilogramm auf die Schulter des Kroaten gefallen. Dominikovic, ein Abwehrspieler härtester Prägung, schlug mehrfach mit der Hand auf den Hallenboden und brüllte vor Schmerzen so laut, dass die Schreie bis in den letzten Winkel der schweigenden Halle zu hören waren. Mit ihrem besten Verteidiger verloren die Hamburger auch gleich ihre Linie. Angetrieben von Petar Nenadic, gemeinsam mit Igropulo bester Berliner Werfer (jeweils 6 Tore), bauten die Füchse ihren Vorsprung phasenweise auf fünf Treffer aus.

Trotz weiterer personeller Rückschläge – kurz nach der Halbzeit sah Hamburgs Alexandru Simicu nach drei Zeitstrafen die Rote Karte – ließ sich der HSV auch im zweiten Durchgang nicht abschütteln, im Gegenteil. „Man muss den Hamburgern ganz großen Respekt zollen“, sagte Silvio Heinevetter, der später zum besten Torhüter des Turniers ausgezeichnet wurde. „Wie die noch einmal zurückgekommen sind, das war schon Wahnsinn“, ergänzte Heinevetter.

Füchse-Nachwuchs sorgt für die Entscheidung

Zwischen der 40. und 45. Minute legten die Gäste einen 5:0-Zwischenspurt ein, den ihnen in dieser Form tatsächlich kaum jemand mehr zugetraut hatte. Beim 21:21 glich Kentin Mahe, später als bester Spieler des Finalturniers geehrt, erstmals wieder aus für die Hamburger aus. „Es war unglaublich eng, ein richtiges Europapokalfinale“, sagte Füchse-Trainer Sigurdsson später.

In der finalen Phase übernahmen dann zwei junge Spieler Verantwortung, die die Berliner selbst ausgebildet haben: Paul Drux und Fabian Wiede. Letzterer war am vergangenen Wochenende noch untröstlich gewesen, weil er im Halbfinale um den DHB-Pokal gegen den SC Magdeburg den entscheidenden Wurf vergeben hatte. Gegen den HSV machte es Wiede deutlich besser. „Er hat den Mut bewahrt, das muss man sich erstmal trauen“, sagte Kapitän Iker Romero mit Blick auf die Distanzwürfe, die Wiede in der Schlussphase abfeuerte und die ausnahmslos hinter HSV-Keeper Johannes Bitter landeten. So traf Wiede auch zum vorentscheidenden 29:27, ehe Drux nachlegte.

Der Rest des Abends war dann vor allem eines: eine große Party. Nach der Pokalübergabe drehten die Berliner noch Ehrenrunden durch die Halle, ehe sie sich zurückzogen. Kapitän Iker Romero riss noch schnell das Abendprogramm mit dem ihm eigenen Witz um: „Heute dürfen wir alle ein Bier trinken“, sagte der Spanier.

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