Eisbären Berlin: Florian Busch: Der Instinktspieler
Einer wie Florian Busch ist nicht unbedingt der Lieblingsspieler eines Trainers. Von wegen Potenzial nicht ausgeschöpft und Spaßvogel. In den Play-offs gegen Köln wird aber deutlich, wie wertvoll er für die Eisbären ist.
Als das große Spiel vorbei war, erzählten die verschwitzten Protagonisten der Eisbären in den Katakomben der Arena am Ostbahnhof von ihrem Erfolg im fünften Play-off-Spiel gegen die Kölner Haie. Da war der Mann, der sein 200. Tor für die Berliner geschossen hatte, André Rankel. Da war der Mann, der sein erstes Tor in der Endrunde geschossen hatte (Marcel Noebels) und dann fragte noch jemand nach Darin Olver (Siegtorschütze), aber niemand nach Florian Busch. Dabei hatte der das wichtigste Tor beim 4:1 am Donnerstag erzielt. Das dritte Tor, das im letzten Drittel alle Hoffnungen beim Gegner besiegte, doch noch die Berliner 3:2-Führung in der nach dem Modus „Best of seven“ gespielten Viertelfinalserie der Deutschen Eishockey-Liga abzuwenden.
Schon beim 5:1 in Spiel drei der Serie gegen Köln hatte Florian Busch mit einem frühen Tor den Weg zum Berliner Sieg geebnet. Und im Siegesfall ist die Show des Mannes mit der Nummer 26 bei den Interviews nach dem Spiel amüsant. Dann läuft er im Fußballtrikot seines Lieblingsklubs 1860 München („so oft bin ich leider nicht in München“) herum und kalauert sich über die Runden („in der Saisonvorbereitung bin ich viel Trecker gefahren, daher bin ich so in Form“). So ist er, der Mann mit dem Rauschebart, der Mann, den auch mit 31 Jahren alle „Buschi“ nennen bei den Eisbären. Ein Mann, der sich hinter seinen Clownereien versteckt?
Ja und nein. Florian Busch ist ein herausragend talentierter und intelligenter Eishockeyspieler, womöglich der beste, den die Eisbären haben. Dass er nun im Herbst seiner Karriere groß aufspielt, ist interessant. Zumal die Saison für ihn weniger erbaulich verlief, zwischendurch steckte Trainer Uwe Krupp sein Megaangriffstalent mal angesichts Verteidigerknappheit in die Defensive. Buschi, der Alleskönner. Er kann laufen, schießen und inzwischen auch sehr passabel körperliche Präsenz zeigen. Seine Checks waren am Donnerstag mit die besten bei den Eisbären. Und dann übernimmt er auf dem Eis Verantwortung – zu einem Zeitpunkt, wo das keiner von ihm erwarten muss. Buschi halt.
Vielleicht ist es gut, dass Florian Busch so gerne Buschi ist
2008 hat er sich die internationale Laufbahn durch eine verweigerte Dopingprobe verhagelt. Es schien aber irgendwie am Ende auch eine Erleichterung für ihn. Nationalmannschaft adé – eine Verantwortung weniger für Florian Busch. Im Wohlfühlbecken Eisbären spielt es sich für ihn eben am angenehmsten. Da ist er Profi, seitdem er 18 Jahre alt war. Ein Spielerbeobachter des ehemaligen Berliner Trainers Pierre Pagé, ein Tscheche, hatte den wieselflinken Jungstürmer nach Berlin gelotst und prophezeit, dass da ein „ganz Großer“ für das deutsche Eishockey heranwächst. Zwischendurch sah es auch mal so aus, im Jahr 2005 hatte sich Busch von seinem Vorbild Erik Cole – mit dem US-Amerikaner hatte er während eines Tarifstreits in der National Hockey-League in Berlin zusammenspielen dürfen – viel abgeschaut. Als Busch in der Post-Ära Cole mal mächtig übers Eis wirbelte, riefen die Fans: „Erik Busch“. Das war einmal. Nun also seit Jahren „Buschi“. Das heißt schon was.
So ein Spieler wie Florian Busch, der ist nicht unbedingt der Lieblingsspieler eines Trainers. Von wegen Potenzial nicht ausgeschöpft und Spaßvogel. Unlängst bescheinigte Krupp seinem Stürmer „sehr gute Instinkte“. Vor seiner Berliner Zeit, 2013 noch als Trainer der Kölner Haie, sagte Uwe Krupp mal, auf eine Aussage von Busch angesprochen: „Wenn so ein ausgewiesener Eishockeyexperte wie Florian Busch das sagt, dann muss das stimmen.“ Aber damals war Krupp noch Gegner der Berliner, in der Finalserie um die Meisterschaft, die die Eisbären 2013 zum bislang letzten Mal gewannen. Nun sind sie davon in dieser Saison gar nicht mehr so weit entfernt, wenn sie denn am Sonnabend in Köln schon den Einzug ins Halbfinale perfekt machen können (Spielbeginn 17.30 Uhr, live auf Servus TV).
Florian Busch wäre da so einer für das entscheidende Tor. Er kennt das, 2008 schoss er die Eisbären in Köln zur Meisterschaft – in der Verlängerung. Es war einer von sieben Meistertiteln, die Busch mit den Eisbären gewonnen hat. Nicht schlecht. Aber an sich hätte es auch mehr sein können, in Nordamerika zum Beispiel für Florian Busch oder auch bei einem anderen Klub. Durch so einen Wechsel, eine neue Standortbestimmung kann sich ein Eishockeyprofi ja auch noch entwickeln. Aber vielleicht ist es auch gut, dass Florian Busch so gerne Buschi ist in Berlin. Er ist bei den Eisbären schon ein Spieler mit hohem Unterhaltungswert. Auf dem Eis und daneben. Da ist er für rhetorische Wunder gut. Sprüche klopfen, nicht abgestandene zumal und mit bajuwarischen Humor serviert – das kann er prima. Und Tore schießen auch. Er hat ja die besten Instinkte dafür bei den Eisbären. Kann man nicht lernen, so kann das nur Florian Busch.
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