Zerwürfnis mit dem Vorstand: Fans von Tennis Borussia wollen nun Blau-Weiß Friedrichshain unterstützen
Weil sie sich bei Tennis Borussia nicht mehr aufgehoben fühlen, zieht es die aktiven Fans zu anderen Vereinen. Einige haben schon Angebote gemacht.
Blau-Weiß Friedrichsrain rühmt sich damit, der kleinste Fußballverein seines Bezirkes zu sein. Doch wahrscheinlich bekommen die Kleinsten jetzt große Unterstützung. Denn die Fans von Tennis Borussia haben sich vorgenommen, den Klub am Samstag beim Heimspiel der Kreisliga A gegen die zweite Mannschaft der Sportfreunde Charlottenburg-Wilmersdorf anzufeuern. „Wir möchten zu einem Verein gehen, bei dem wir willkommen sind“, sagt Tobias Schulze von der Abteilung Aktive Fans (TBAF).
Bei TeBe fühlen sich die eigenen Fans nicht mehr aufgehoben, seit es vor einer Woche bei der Mitgliederversammlung zum Eklat gekommen ist. Vorstandschef und Hauptsponsor Jens Redlich hatte da gegen den Willen vieler Mitglieder alle seine fünf Wunschkandidaten in den Aufsichtsrat befördert. Die Fans werfen ihm vor, den Klub mit zahlreichen neuen bezahlten Mitgliedschaften gekapert zu haben. Deshalb suchen sie vorübergehend eine neue fußballerische Heimat - auf ihre ganz eigene Weise. Per Annonce in der "Fußball-Woche" haben sie ihre Vorzüge folgendermaßen angepriesen: „Kleine engagierte Fan-Szene mit dreistelligem Mobilisierungspotenzial sucht vorübergehend Verein, der für eine demokratische Kultur und gegen Rassismus, Sexismus und Homophobie einsteht. Erfahrungen in Merchandising, experimentellem Gesang und der Organisation von Busreisen werden mitgebracht.“
Der Vorstand prüft rechtliche Schritte
Klingt gut. Dachte sich nicht nur Blau-Weiß Friedrichshain. „Rund zehn Vereine haben sich schon gemeldet, auch außerhalb von Berlin“, sagt Schulze. Der VfL Halle zum Beispiel, Arminia Hannover oder auch eine Frauenmannschaft aus dem Weser-Ems-Kreis. Doch die Friedrichshainer seien die ersten gewesen, und die mit dem konkretesten Angebot. Sie starten am Samstag um 14 Uhr bei voraussichtlich schönem Winterwetter in ihrem Stadion auf dem Dach des Metro-Gebäudes in ihre Rückrunde.
Ob Blau-Weiß auch dauerhaft mit der Unterstützung der lila-weißen Tennis Borussen rechnen kann, ist noch nicht klar. Am Mittwochabend will sich die aktive Anhängerschaft über das weitere Vorgehen verständigen. Der Plan ist, ab dem Start der Rückrunde in der NOFV-Oberliga Nord Ende Februar „parallel zu jedem TeBe-Spiel ein Alternativprogramm zu finden“, sagt Schulze. Dass die Fans den Vorstandschef Redlich so überzeugen können, von seinem Weg abzukehren, glauben sie selbst nicht zu ganz. Dazu seien die Fronten im Moment zu verhärtet, sagt Schulze.
Darauf deutet auch eine Stellungnahme infolge der Mitgliederversammlung des Klubs hin. Dort erhebt der Vorstand wiederum den Vorwurf, dass „linksorientierte Fans für sich reklamieren, den Verein beziehungsweise alle Fans, ob jung oder alt, zu vertreten“. Weil es zu Beleidigungen und Drohungen gekommen sein soll, behalte man sich rechtliche Schritte gegen „einzelne, bekannte Fans“ vor.
Es könnte also nicht nur sportlich eine mehr als interessante Rückrunde für Tennis Borussia werden.
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