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Marcus Ingvartsen will mit Union nach Europa.
© dpa

Marcus Ingvartsen im Interview: „Europapokal mit Union wäre unglaublich“

Marcus Ingvartsen über das letzte Saisonspiel, die Rückkehr der Fans und seine Ziele mit der dänischen Nationalelf.

Marcus Ingvartsen spielt seit zwei Jahren für den 1.FC Union. Als der Däne 2019 aus Genk kam, stiegen die Unioner gerade in die Bundesliga auf. In der nächsten Saison könnte es die Conference League werden.

Herr Ingvartsen, haben Sie beim Quarantäne-Trainingslager in Bad Saarow schon Poker mit Max Kruse gespielt?

(Lacht) Nein, ich war in dieser Runde noch nicht dabei. Aber wir haben hier auch andere Optionen. Es gibt ein Fitnessstudio, eine Sauna und einen Spieleraum, wo wir alle zusammenkommen können.

Ist es hilfreich, dass Sie in der Woche vor dem letzten Spieltag alle zusammen in einem Hotel quasi eingesperrt sind?

Ehrlich gesagt glaube ich, dass wir alle lieber zu Hause wären, wenn das möglich wäre. Aber wir müssen flexibel sein, und es ist hier am Scharmützelsee auch nicht der schlechteste Ort.

Das Spiel gegen Leipzig (Samstag 15.30 Uhr/Sky) ist für Union eine Art Finale um die Europapokalteilnahme. Herrscht daher ein wenig Turnierstimmung?

Klar, wir spielen um etwas. Wir werden das Spiel fokussiert angehen, aber wir wollen auch die Balance finden. In dieser Saison war es bisher immer eine Stärke von uns, dass wir lange im Spiel bleiben. Leipzig ist ein schwerer Gegner; es wird sehr wichtig sein, das Spiel nicht in den ersten zehn bis 15 Minuten zu verlieren.

Wäre die Qualifikation zur Conference League der größte Erfolg Ihrer Karriere?

Mit meinem letzten Verein KRC Genk habe ich in der Europa League gespielt und bin Belgischer Meister geworden. Aber mit Union im europäischen Wettbewerb zu spielen, wäre unglaublich und für mich persönlich noch größer. Dass wir einen so guten Tabellenplatz erreichen, hätte keiner erwartet. Es ist jetzt auch schön, das Schicksal in der eigenen Hand zu haben.

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Am Samstag werden voraussichtlich 2000 Fans im Stadion sein. Wird das den Druck noch erhöhen?

Das glaube ich nicht. Als diese Nachricht kam, waren die Spieler alle sehr froh. Jeder will dieses Gefühl wieder haben, denn es ist dann eine andere Art und Weise, Fußball zu spielen. Das Wochenende ist viel schöner, wenn man das alles zusammen erleben kann. Zum Glück habe ich das in meiner ersten Saison hier ein bisschen erleben können. Es gab damals einige verrückte Momente, die ich wieder zurückhaben will.

Gegen Leipzig werden Sie auf Ihren Landsmann Yussuf Poulsen treffen…

Er ist ein bisschen älter als ich, wir kannten uns damals in der Jugend in Dänemark nicht. Aber im vergangenen Jahr habe ich ihn ein bisschen besser kennengelernt, auch durch die Nationalmannschaft. Es wird schön, ihn zu sehen, und hoffentlich bin ich dann glücklicher als er nach dem Spiel.

Bei Ihrem Nationalmannschaftsdebüt haben Sie im März gleich ein Tor geschossen, aber es blieb bisher Ihr einziger Einsatz. Bald wird Nationaltrainer Kasper Hjulmand seinen EM-Kader bekannt geben. Rechnen Sie damit, dabei zu sein?
Ich hoffe schon. Dass der Kader jetzt 26 und nicht 23 Spieler beträgt, wird mir wohl auch helfen. Hjulmand kenne ich schon aus unserer gemeinsamen Zeit beim FC Nordsjaelland, unter ihm bin ich 2017 Torschützenkönig in der dänischen Liga geworden. Ich weiß, wie er spielen lässt und wie er den Fußball sieht.

Sie sind Rekordtorschütze der dänischen U 21. Warum hat es mit dem Sprung ins A-Team bisher nicht geklappt?
Mein Wechsel nach Belgien lief nicht so, wie ich es mir gewünscht hätte. Ich hatte gehofft, dass es mir den nächsten Schub geben würde, aber es hat mich eher zurückgeworfen. Ich habe nicht genug gespielt und es deshalb nicht in die Nationalmannschaft geschafft. Deswegen war ich sehr glücklich, nach Berlin zu kommen.

Und bei Union läuft es besser?
Ich sehe meine Entwicklung hier sehr positiv. Meine Position hat sich ein bisschen geändert, weil ich meistens im zentralen Mittelfeld spiele. Das ist ein bisschen anders, als was ich sonst kannte. Du spielst in anderen Bereichen des Spielfelds und brauchst dafür eine andere Mentalität. Aber es ist gut für mich, das alles zu lernen, und so komme ich auch zu mehr Assists.

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Dabei spielt Union unter Urs Fischer einen ganz anderen Fußball als Dänemark unter Hjulmand. Verschlechtert das nicht Ihre Chancen auf die EM?
Bei Union haben wir eine sehr gute Organisation, wir sind kompakt, stark im Umschaltspiel, und es ist schwer, gegen uns zu spielen. Hjulmand lässt anders spielen, er hat mit dem Ball viele Ideen und spielt normalerweise mit drei Angreifern. Aber er kennt mich gut. Er sieht, wie ich hier spiele, und er weiß, wie er mich in seinem System einsetzen will. Meine Rolle ist dort zwar anders, aber ich kann meine Spielweise auch anpassen.

In einem Interview sprach Hjulmand zuletzt von der „Tölpel-Hans-Mentalität“ der Dänen. Was meinte er damit?
Er wollte den Dänen sagen, dass sie ihre Stars, Spieler wie Christian Eriksen oder Kasper Schmeichel, mehr schätzen sollen. Oft ist es in Dänemark so, dass die Medien und die Bevölkerung gleich sehr kritisch sind, wenn solche Spieler mal einen schlechten Tag haben. Das hat sich in den letzten Jahren aber ein bisschen geändert. Es gibt jetzt Hoffnung vor der EM. Es wird ein interessanter Sommer.

Bei Union wird es einige Änderungen im Kader geben. Werden Sie bleiben?
Ja. Ich habe hier noch einen Vertrag, und ich fühle mich sehr wohl. Auch abseits des Fußballs sind meine Frau und ich sehr glücklich hier.

Also nächstes Jahr Conference League?
Ich glaube sehr stark daran. Vor dem Spiel am Samstag habe ich ein sehr positives Gefühl.

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