Play-Off-Serie gegen Köln: Eisbären Berlin: Das wird brutal schwer
Im fünften Spiel der Play-off-Serie gegen die Kölner Haie müssen die Eisbären ihre Aggressivität besser kontrollieren. Auf Milan Jurcina müssen die Berlin in jedem Fall verzichten - er wurde für zwei Spiele gesperrt.
Auf der Strafbank Spiele zu gewinnen, gilt im Eishockey als ziemlich aussichtsloses Unterfangen. In der Viertelfinalserie zwischen den Eisbären Berlin und den Kölner Haien scheinen es die Spieler beider Teams aber zumindest versuchen zu wollen. Nach den 121 Strafminuten im dritten Duell am vergangenen Sonntag verhängten die Schiedsrichter am Dienstag beim 4:0-Erfolg der Haie in Köln erneut bemerkenswerte 104 Strafminuten. Der Check von Berlins Verteidiger-Koloss Milan Jurcina in der Anfangsphase des ersten Drittels gegen Jean-Francois Boucher hatte dabei besonders schlimme Folgen. Kölns Stürmer befand sich am Mittwoch zunächst immer noch im Krankenhaus und hat neben einer Schnittwunde am Bein eine schwere Gehirnerschütterung davongetragen.
„Wir haben Berlin für das Foul gegen Boucher bestraft“, sagte Doppeltorschütze Philipp Gogulla. Und der ehemalige Eisbären-Spieler Shawn Lalonde, der das letzte Tor des Abends für die Kölner erzielte, widmete den Erfolg direkt nach dem Spiel seinem Teamkollegen: „Der Sieg heute war für ihn.“
Jurcina bei der offiziell als „unkorrekter Körperangriff“ gewerteten Aktion besondere Brutalität zu unterstellen, wäre allerdings übertrieben. Kölns Trainer Cory Clouston sprach von einem „Big Hit“ und das trifft es wohl schon eher. Tatsächlich prallten die Körper beider Spieler von der Seite aufeinander, wobei Jurcina einfach mal 30 Kilo schwerer ist als Boucher. Zudem sah der seinen Gegner wohl auch nicht kommen. Die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) wertete den Check allerdings im Nachhinein als so schwer wiegend, dass sie den Slowaken für zwei Spiele sperrte. Damit muss Uwe Krupp seine Verteidigung für das fünfte Duell am Donnerstag Arena am Ostbahnhof (Beginn: 19.30 Uhr) umbauen.
In der Hauptrunde waren die Eisbären das fairste Team der DEL
Aber auf den Trainer der Eisbären warten noch weitere Aufgaben. Zum Beispiel muss er seine Spieler daran erinnern, dass die zwar mit der notwendigen Aggressivität auflaufen, es in dieser Hinsicht aber nicht übertreiben. Denn die Zahlen sprechen diesbezüglich derzeit eine deutliche Sprache. Nach der Hauptrunde waren die Berliner noch das fairste Team der gesamten Liga mit rund 13 Strafminuten pro Spiel. In den bisherigen vier Play-off-Partien kassierten die Eisbären hingegen im Schnitt fast 33 Strafminuten – so viele wie kein anderer Viertelfinalist. Und inzwischen haben die Kölner auch gelernt, die Undiszipliniertheiten des Gegners zu nutzen. So fielen drei der vier Tore am Dienstagabend für die Haie in Überzahl und das vierte unmittelbar mit Ablauf einer Strafzeit. „Wir waren im ersten Drittel neun Minuten mit einem oder zwei Mann weniger auf dem Eis. Dann ist es natürlich schwer, besonders nach einem 0:2-Rückstand“, sagte Krupp.
Nächstes Problem bei den Eisbären ist das weiterhin harmlose eigene Powerplay. 21 Überzahlgelegenheiten hatten die Berliner bislang in der Serie, daraus resultierte allerdings nur ein Tor. Mit dieser Quote ist es naturgemäß schwer, Spiele zu gewinnen. In der Serie ist trotzdem weiter alles offen, weil die Eisbären im Spiel Fünf gegen Fünf Vorteile haben. Durch die vielen Strafen bei beiden Teams gab es diese eigentlich normale Konstellation auf dem Eis zuletzt aber vergleichsweise selten. Der Rhythmus geht dadurch verloren, auch weil die Angriffsformationen häufig verändert werden müssen, da hier oder da ein Spieler gerade draußen sitzt. „Wir müssen einen Weg finden, von der Strafbank wegzubleiben und bei Fünf gegen Fünf unsere Chancen finden“, fordert Krupp vor dem wichtigen fünften Spiel.
Und die Mannschaft, die am Donnerstag in der Serie mit 3:2 in Führung geht, „hat schon einen Vorteil, weil sie danach noch zwei Versuche hat, den vierten Sieg zu holen“, findet Verteidiger Jens Baxmann. Dabei könnte es durchaus helfen, die eigenen Emotionen zu kontrollieren und sich vom Gegner nicht provozieren zu lassen. Damit es für die Eisbären am Donnerstag kein Déjà-vu gibt.