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Der Traum geht weiter. Filip Kostic trug mit seinem 1:0 zum Eintracht-Erfolg bei.
© Arne Dedert/dpa

2:0-Sieg im Rückspiel gegen Benfica: Eintracht Frankfurt steht im Halbfinale der Europa League

Eine Fehlentscheidung bringt die Eintracht im Viertelfinal-Rückspiel der Europa League auf Kurs. Sebastian Rode schießt sie dann ins Halbfinale.

Es sollte ein magischer Abend werden. Und ein perfektes Spiel. "Wir haben immer noch alle Chancen", sagte Eintracht-Trainer Adi Hütter trotz der 2:4-Hypothek aus dem Hinspiel bei Benfica. Weil er weiß, dass sich seine Mannschaft an magischen Abenden in einen Rausch spielen kann, wie so oft in dieser Europa-League-Saison. Seine Mannschaft, die vor dem Hinspiel in Lissabon ungeschlagen war.

Der Plan der Frankfurter war allerdings komplexer, als einfach nur ein perfektes Spiel zu machen. Hütter forderte Effektivität vor dem Tor, seine Abwehr dazu auf, wenig zuzulassen und möglichst den Schlüsselspieler der Gäste, Joao Felix, aus dem Spiel zu nehmen. Der war im Hinspiel mit drei Toren der überragende Mann auf dem Feld. Doch diesmal jubelte am Ende die Eintracht. Sie gewann 2:0 (1:0) und zieht ins Halbfinale ein.

In Sachen Effektivität wollten Hütters Schützlinge gleich zu Beginn liefern. Das schafften sie in den ersten Minuten nicht. Beim ersten Torschuss der Eintracht in der achten Minute, als Filip Kostic am linken Strafraumeck freigespielt wurde, fand dieser mit seinem Flachschuss im deutschen-griechischen Torwart Benficas Odysseas Vlachodimos seinen Meister. Zu diesem Zeitpunkt stand es im Hinspiel bereits 1:0 für Benfica - und Frankfurt war schon ein Mann weniger.

Es klappte bei den Frankfurter vieles deutlich besser als im Hinspiel und auch im Ligaspiel gegen Augsburg. Vor allem schaffte es die Eintracht, das Spiel mit zehn Feldspielern zu Ende zu spielen. Das hatte Coach Hütter vor dem Spiel gefordert, weil es in beiden Partien in der vergangenen Woche nicht der Fall war. Neben Evan Ndicka, der in Lissabon früh die Rote Karte gesehen hatte, musste Hütter auch kurzfristig auf Martin Hinteregger verzichten. Der Innenverteidiger laboriert an einer Oberschenkelverhärtung. Die vakante Stelle in der Abwehr-Dreierkette übernahm Simon Falette.

Benfica-Trainer auf die Tribüne verwiesen

Immer wieder blieben Benfica-Spieler schon in der ersten Hälfte länger liegen, als es den Frankfurtern recht sein konnte. So schlugen die Gastgeber schon früh mehrmals mit ihren Händen aufs Handgelenk der anderen Seite. Ebenso wenig wie sie die bekannte Zeitspiel-Geste groß beeindrucken schien, waren die Gäste aus Lissabon interessiert daran, aktiv am Spiel teilzunehmen. Es entwickelte sich ein zähes Spiel. Die Eintracht versuchte viel, doch sie riskierte nicht viel.

Nach dem frühen Torschuss von Kostic spielte sich Frankfurt zwar immer wieder gefährlich vor und auch in den Strafraum, ließ dann aber die nötige Präzision beim letzten Pass vermissen. So datierte der zweite ernstzunehmende Torschuss bereits aus der 36. Minute und resultierte gleich im 1:0. Ante Rebic dribbelte sich von links vor den Strafraum, legte ab auf Mijat Gacinovic, der mit seinem Flachschuss den linken Pfosten traf. Kostic schaltete schnell und schob den Ball völlig freistehend ins Netz. Der dicke Schönheitsfehler: Kostic stand beim Schuss von Gacinovic einen guten Meter im Abseits, doch der Assistent ließ die Fahne unten. Und den Videoassistenten gibt es in der Europa League erst im Finale. Eine krasse Fehlentscheidung, über die sich Benfica-Trainer Bruno Lage so sehr echauffierte, dass er auf die Tribüne verwiesen wurde.

Während das weite, ausverkaufte Rund in Frankfurt nun einen Zuschauer mehr zählte, änderte sich nach der Aufregung um den Führungstreffer bis zur Pause auf dem Spielfeld nichts. Frankfurt kreiste um den gegnerischen Strafraum, wurde aber nicht zwingend genug. So fehlte der Eintracht zur Halbzeit noch ein Tor. Und Hütter musste zufrieden sein. Sein Team nutzte eine von zwei Chancen, ließ überhaupt nichts zu und Joao Felix nicht zur Entfaltung kommen. Die Torschussstatistik verbuchte keinen einzigen Versuch der Gäste. Das war zuletzt beim 1:5 in der Champions-League-Gruppenphase Ende 2018 der Fall. Beim FC Bayern München.

Benfica kommt verbessert aus der Pause

Das änderte sich nach nur zwei Minuten im zweiten Durchgang, wenn auch in Koproduktion mit den Frankfurtern. Joao Felix bekam links im Strafraum viel zu viel Platz und passte hart in die Mitte. Dort war es dann Falette, der den Ball neben das eigene Tor schoss und so zur Ecke klärte. Das war der Startschuss zu einer Phase, in der Benfica das Spiel nicht mehr nur über sich ergehen ließ, sondern selbst agierte und den Ball in den eigenen Reihen halten konnte.

Fünf Minuten nach der ersten Chance folgte gleich die zweite. Die hatte es in sich. Ein toller Chip-Pass in den Strafraum fand Benfica-Stürmer Haris Seferovic, dessen Kopfballheber Kevin Trapp im Eintracht-Tor mit Mühe festhalten konnte. Für Seferovic war es ein besonderes Spiel, kehrte er doch nach fast zwei Jahren nach Frankfurt zurück. Er hätte wohl nicht erwartet, dass er die Eintracht, die er nach einer Saison im Mittelfeld der Tabelle im Sommer 2017 verlassen hatte, einmal im Viertelfinale der Europa League wiedertrifft.

Diese Eintracht tat anschließend auch wieder etwas dafür, dass das Viertelfinale nicht die Endstation ist. Gacinovic fasste sich in der 57. Spielminute ein Herz, zog aus knapp 20 Metern ab und verfehlte sein anvisiertes Ziel, die rechte untere Ecke, nur um rund einen Meter. Die bessere Mannschaft in der zweiten Hälfte war aber zunächst Benfica. Passsicher und kontrolliert präsentierten sich die Gäste, Trainer Lage auf der Tribüne dürfte keine Veranlassung gesehen haben, über sein Headset korrigierend einzugreifen.

Da ist es. Frankfurts Sebastian Rode trifft zum 2:0.
Da ist es. Frankfurts Sebastian Rode trifft zum 2:0.
© Uwe Anspach/dpa

Dass verdient oder nicht allerdings überhaupt keine Rolle spielt, zeigte sich nach 67 Spielminuten. Benfica klärte einen Ball vor den Strafraum nur unzulänglich. Danny da Costa spielten den Ball postwendend zurück Richtung Gacinovic, dessen Querpass Luka Jovic passieren ließ und so den Weg freimachte für Sebastian Rode. Der schweißte den Ball aus 20 Metern ins rechte Eck. 2:0 - mit diesem Spielstand stand die Eintracht im Halbfinale. Nur wenige Zeigerumdrehungen später hätte Rode sogar erhöhen können, doch Benfica-Keeper Vlachodimos fischte seinen Schlenzer aus dem Winkel.

Wer dachte, dass Hütter jetzt Beton anrührt, sah sich getäuscht. Er wechselte offensiv positionsgetreu und brachte für Jovic einen anderen Stürmer, Goncalo Paciencia, der im Hinspiel zum wichtigen 2:4 getroffen hatte. Jetzt wurde es ein Nervenspiel. Benfica setzte nach und nach alles auf eine Karte, dadurch öffneten sich Räume für Eintracht Frankfurt. Nicht immer liefen die Frankfurter wie von Trainer Hütter gewünscht wieder mit zurück, was erst Falette, dann Rebic Verwarnungen wegen taktischen Fouls einbrachte und dazu noch jeweils einen Rüffel ihres Chefs an der Seitenlinie.

Dem rutschte fünf Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit das Herz in die Hose, als Alejandro Grimaldo von links an den zweiten Pfosten flankte und den eingewechselte Eduardo Salvio an den Außenpfosten schoss. Trapp war noch mit den Fingerspitzen dran. Waren es in der ersten Hälfte die Lissaboner Spieler, die sich gerne länger Zeit ließen, wenn es eine Berührung der Frankfurter gab, blieben nun diese krampfgeplagt immer mal wieder liegen. Sie zitterten.

Doch dann wurde die Eintracht durch den Schlusspfiff erlöst und steht nun im Halbfinale. Dort treffen die Frankfurter auf den FC Chelsea. Zunächst in Frankfurt am 2. Mai, dann in London am 9. Mai. Im zweiten Halbfinale spielen der FC Arsenal und der FC Valencia den anderen Finalisten aus. (Tsp)

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