Uwe Krupp kehrt nach Köln zurück: Ein Wahnsinn namens Haie
Der ehemalige Eishockey-Bundestrainer soll die Kölner Haie aus der Dauerkrise führen. Uwe Krupp kehrt zurück in die Heimat, die er im Streit verließ.
Am Montagnachmittag fuhr Uwe Krupp von Prag nach Köln. Dort wartet ab Dienstag viel Arbeit auf den Mann, er sagte dem „Kölner Stadtanzeiger“: „Ich sitze im Auto, bin guter Dinge und freue mich auf Köln. Zunächst einmal werde ich mich in einem Hotel einquartieren.“ Was dafür spricht, dass die Entscheidung für die neue Arbeitsstelle relativ kurzfristig fiel. Aber bei den Kölner Haien überrascht ja nichts mehr. Nun also hat der seltsamste Klub der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) im Schatten des Karnevals am Rosenmontag verkündet, dass der neue Trainer ein alter wird: Uwe Krupp kehrt zurück.
Der Kölsche Jung, früher deutscher Verteidiger von Weltklasseformat, danach erfolgreicher Nationaltrainer und später Klubtrainer in Köln, Berlin und Prag ist nun also wieder bei den Haien. Das ist der Klub, der am Dienstag mit 18 Niederlagen in Folge einen neuen Negativrekord in der DEL aufstellen kann – im Falle einer Pleite gegen Wolfsburg. Krupps Vorgänger Mike Stewart muss sich diese Schmach nicht mehr ins Portfolio klatschen lassen; Krupp aber ist entweder unschuldig – war ja die 17 Niederlagen davor nicht da – oder Negativserienverhinderer. Eine Win-Win-Situation für den 54-Jährigen.
Lange also ist nichts passiert in Köln, nun ging es schnell. Mit scheinbar stoischer Verzweiflung haben die Haie alle Haue akzeptiert. Noch immer führen die Kölner die Zuschauertabelle der Liga an, bei jeden Spiel in dieser Saison war der Besuch in der Kölnarena fünfstellig. Nach jeder Niederlage wurde der Anhang vertröstet. Die Geduld war episch, auch die der Fans. Ein paar Anhänger verloren allerdings zuletzt doch die Ruhe. Nach einer Niederlage in Düsseldorf blockierten sie den Mannschaftsbus und beschimpften die Spieler. Ein Wahnsinn namens Haie. Dass nun Krupp kommt, passt irgendwie in die Gemengelage: Er kehrt zurück in die Heimat, die er 2014 im Streit verließ.
Doch die handelnden Personen bei den Haien sind heute andere. Da ist Philipp Walter, der Geschäftsführer, besonnener Vertreter seiner Zunft. Walter sagt, dass die Play-offs für den Tabellenelften außer Reichweite sind, Uwe Krupp aber „schon jetzt einen Eindruck von der Mannschaft bekommt, und nicht erst im Sommer. So gewinnen wir wertvolle Zeit“. Krupps Vertrag läuft erst einmal bis April 2022.
Zwei Mal stand er mit Köln im DEL-Finale, beide Male verlor er
Krupp kommt aus Köln, dort begann er mit dem Eishockey. Bis 1986 spielte er für die Haie in der Bundesliga, wurde zwei Mal Deutscher Meister. Später machte er Karriere in der National Hockey-League, durch sein entscheidendes Tor gewannen die Colorado Avalanche 1996 den Titel. 14 Jahre danach als Bundestrainer schaffte er 2010 den Einzug ins WM-Halbfinale mit der Nationalmannschaft.
Als Klubtrainer aber haftet ihm eher das Etikett des Verlierers auf hohem Niveau an. Zwei Mal stand er mit Köln im DEL-Finale, beide Male verlor er – einmal davon gegen die Eisbären (2012), mit denen er wiederum 2018 in der Finalserie gegen München scheiterte. Danach verließ er Berlin und ging zu Sparta Prag – mit durchwachsenem Erfolg. Nach einer Niederlagenserie wurde er entlassen. Es hieß Krupp, eher Freund großer robuster Spieler, würde zu defensiv spielen lassen. Aber die Gefahr, diese Saison in die Kritik zu geraten, besteht in Köln nicht. Dort kann er nicht weitere 17 Spiele in Folge verlieren, noch fünf Spiele und dann ist die Saison für die Haie vorbei.
Öffentlichkeitswirksam ist die Verpflichtung allemal. Obwohl Uwe Krupp es sich im Umgang mit der Öffentlichkeit nicht immer einfach macht. Der große Mann hat schon so seine ganz eigenen Vorstellungen und mag Kritik an seiner Person nicht so gern. Aber wer mag das schon. Es ist wohl die richtige Entscheidung der Haie in einer Situation, die unmöglicher kaum sein könnte für den einst größten Eishockeyklub im Lande, dessen Ruhm weit zurück liegt. Vor 18 Jahren wurden die Haie zuletzt Deutscher Meister. Uwe Krupp konnte daran im ersten Anlauf nichts ändern, nun erhält er eine zweite Chance.