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Mönchengladbachs Sportdirektor Max Eberl sieht sich unerwartet damit konfrontiert, einen neuen Trainer finden zu müssen.
© dpa

Gladbach nach dem Rücktritt von Lucien Favre: Ein Klub in der Herbstdepression

Lucien Favres Rücktritt bei Borussia Mönchengladbach kommt zur schlechten Zeit. Die besten Trainer stehen bis auf wenige Ausnahmen unter Vertrag. Jürgen Klopp jedenfalls ließ schon mal eine Absage ausrichten.

Wenn der nächste Gegner immer der ehrlichste ist, hat Lucien Favre von ihm die richtige Unterstützung bekommen. Borussia Mönchengladbach wird am Mittwoch den FC Augsburg empfangen, das erste Spiel seit viereinhalb Jahren ohne Favre als verantwortlichen Trainer, und sein Augsburger Kollege Markus Weinzierl hat das so kommentiert: „Mir wäre es lieber gewesen, er wäre nach unserem Spiel zurückgetreten.“ Da teilt ein Fachmann also die Auffassung, dass Gladbach mit Favre leichter zu besiegen gewesen wäre als mit einem neuen Trainer und sei es auch mit einem, der die Mannschaft nur vorübergehend betreuen soll.

Von dieser Haltung hat sich jedenfalls Favre nicht abbringen lassen, nicht in zwei Gesprächen mit der Gladbacher Klubführung am Sonntag, weshalb die Geschichte der Fußball-Bundesliga um einen weiteren kuriosen Trainerwechsel reicher ist. Favre, den eigentlich die ganze Liga für einen der besten Übungsleiter hält, hält sich selbst nicht mehr für gut genug, um den Tabellenletzten wieder zum Siegen zu bringen. Dem Tagesspiegel sagte er am Montagnachmittag mit von Erkältung kratziger Stimme: „Ich bin immer noch der Überzeugung, dass es die beste Entscheidung ist. Es ging nicht um eine Entscheidung über Lucien Favre, sondern für Borussia Mönchengladbach.“

Was kurz vorher geschah, habe er sich nicht im Fernsehen angeschaut. Gladbachs Sportdirektor Max Eberl hatte erklärt er sei „sautraurig“, weil eine „unfassbar tolle Zeit so zu Ende gegangen ist“. Mehrfach hatte Favre schon kundgetan, seine Arbeit in Gladbach zu beenden, auch schon vor längerer Zeit, als die Umstände ganz andere waren, als es noch um die Zusammenstellung des Kaders ging und nicht darum, überhaupt wieder einmal ein Spiel gewinnen zu können. Jedes Mal hatte ihn Eberl jedoch zum Bleiben bewegen können, nur diesmal nicht.

Klopp ließ bereits absagen

In einer halbstündigen Pressekonferenz verlor Eberl dennoch kein schlechtes Wort über Favre, auch wenn der ihn in eine unangenehme Situation gebracht hat. Ein neuer Trainer muss her, zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. „Es ist klar, dass jetzt im September nicht die besten Trainer von den Bäumen fallen“, sagte Eberl, „die stehen alle unter Vertrag.“ Vorerst fiel ihm nur eine Übergangslösung ein. André Schubert, ist 44 Jahre alt und bisher Gladbachs Trainer für die U 23. Er weiß auch schon, dass der Verein gleichzeitig einen neuen Trainer sucht.

Der erste Kandidat ließ bereits absagen, obwohl er von Eberl noch gar kein Angebot erhalten habe. Jürgen Klopps Berater sagte, dass sein Klient nicht zur Verfügung stehe. So drehen sich auf dem Kandidatenkarussell bislang einige der üblichen Verdächtigen im Kreis, unter ihnen Mirko Slomka, Thomas Schaaf oder auch Jos Luhukay, der die Gladbacher schon trainiert hatte.

Viel zum Profil des Nachfolgers wollte Eberl jedoch nicht sagen. Er habe „einige Dinge im Kopf“, aber offenbar hat er tatsächlich nicht damit gerechnet, dass Favre seine Rücktrittsankündigung diesmal auch durchzieht, von der Eberl erstmals am Sonntagmorgen um zwanzig nach sieben erfuhr, da war ich gerade mit dem Hund draußen“. „Ich bin nach wie vor überzeugt, dass wir mit Lucien den Turnaround geschafft hätten“, sagte Eberl. und der Trainer habe bei ihm auch nicht den Eindruck gemacht, ein Motivationsproblem bei seiner Arbeit zu haben. „Wenn Favre für mich ausgebrannt gewirkt hätte, hätte ich nicht so um ihn geworben", sagt Eberl.

Über einen Punkt gibt es allerdings unterschiedliche Ansichten. „An den Transfers wird's nicht liegen. Das Problem war, dass der Kader wegen Verletzungen nicht zur Verfügung gestanden hat“, sagte Eberl. Das sah Favre wohl anders. Auch das hat die Trennung befördert, die vor kurzem noch unvorstellbar schien.

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