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Auf Abschiedstour. Trainer Matthias Rudolph verlässt Turbine.
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Turbine Potsdam sucht einen neuen Trainer: Ein echter Profi muss nun bei Turbine Potsdam her

Turbine Potsdam trennt sich zum Saisonende von Trainer Matthias Rudolph. Der hatte eine gute Bilanz - aber eben noch einen anderen Job.

Es ist eine Folge der Coronakrise, dass Fußballtrainer besser zu hören sind. Keine lautstarke Zuschauerkulisse, in der verloren geht, was an der Seitenlinie artikuliert wird. Bei Matthias Rudolph, dem Trainer des Frauen-Fußballbundesligisten 1. FFC Turbine Potsdam, konnten die wenigen Beobachter, die zu den ersten Geisterspielen in den beiden vergangenen Wochen ins Stadion durften, deutlich die Anweisungen des 37-jährigen Fußballlehrers und auch Unmutsbekundungen über Entscheidungen der Schiedsrichterinnen hören. In den vergangenen Tagen ist Rudolph allerdings still geblieben. Er äußert sich nicht dazu, dass der Klub seinen Ende des Monat auslaufenden Vertrag nicht mehr verlängert.

Umso mehr redet Turbine-Präsident Rolf Kutzmutz. Der einstige Linken-Bundesparlamentarier weiß, wie heikle Dinge diplomatisch auszudrücken sind. Denn dass sich der Potsdamer Traditionsklub nach vier Spielzeiten von seinem Cheftrainer trennt, sorgt für Zwiespalt in der Fangemeinde. Von einer „schwierigen Entscheidung“, spricht Kutzmutz, denn Matthias Rudolph sei der erste Ansprechpartner gewesen für das Traineramt der nächsten Spielzeit, für das der Vereinsvorstand jedoch das Profil geändert hat.

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Künftig soll der Cheftrainer in Potsdam seinen Job hauptberuflich machen. Rudolph coachte die Turbinen-Frauen vier Jahre als Nebenjob, tagsüber unterrichtete er Sport und Geografie am Potsdamer Humboldt-Gymnasium. „Dort ist er beliebt und hochgeschätzt“, weiß Kutzmutz. Dass Rudolph auch weiterhin gern Lehrer sein möchte, kann Kutzmutz verstehen, „wäre ja schlimm, wenn es nicht so wäre“. Nur Cheftrainer bei Turbine Potsdam könne er dann nicht mehr sein.

Dessen Aufgabe soll es künftig sein, das „Verbundsystem“, wie Kutzmutz das Netzwerk aus Sportschule, Olympiastützpunkt, Stadt und Fußballlandesverband, besser nutzen. Der Neue soll die „Oberhoheit über alle Mannschaften, vom Nachwuchs bis zum Bundesligateam, haben und eine Durchlässigkeit eines einheitlichen Spielsystems fördern“, so Kutzmutz.

Es ist tatsächlich die einzige Chance für den sechsfachen deutschen Meister und zweifachen Champions-League-Sieger, beim gegenwärtigen Wandel der Frauen-Bundesliga nicht in die Bedeutungslosigkeit zu sinken und komplett den Anschluss an die Lizenzvereine zu verlieren. Der VfL Wolfsburg und Bayern München spielen wirtschaftlich längst in einer anderen Liga, Potsdams einstiger Erzrivale, der 1. FFC Frankfurt, fusioniert nach Saisonende mit dem Männer-Bundeligisten Eintracht Frankfurt, um sich zukunftsfähig zu machen.

Als Lizenzklub beansprucht die TSG Hoffenheim in dieser Saison mit Nachdruck die Rolle als Nummer drei der Liga. Und von unten eilt ernst zu nehmende Konkurrenz heran – die Frauen von RB Leipzig feiern gerade den Aufstieg in die 2. Bundesliga und kündigen schon jetzt an, wo es hingehen soll: „Mich hat die Vision überzeugt, dass der Klub irgendwann in der Bundesliga und sehr wahrscheinlich in der Champions League spielen will“, sagte unlängst die ehemalige Nationalspielerin, die Welt- und Europameisterin, Anja Mittag, die seit einem Jahr bei RB als Spielerin und im RB-Trainerstab arbeitet.

Trainer Bernd Schröder prägte die erfolgreichste Zeit

Anja Mittag gehörte von 2002 bis 2011 zu den Spielerinnen von Turbine Potsdam, die die erfolgreichste Zeit des Klubs prägten. Bernd Schröder, der fast 40 Jahre als Cheftrainer den Verein formte wie kein anderer, holte über Jahre die besten deutschen Fußballerinnen an die Havel, mit denen sich die Klubvitrinen mit Trophäen füllten. Schröder ging, als der Zenit des Erfolges mehr als überschritten war und der Frauen-Klubfußball längst begonnen hatten, sich zu modernisieren.

Ein Jahr hatte Rudolph dem Lehrmeister alter Schule noch assistiert, dann übernahm er das Zepter. Und begann, was lange versäumt wurde und was die Vereinsführung für die Zukunft reklamiert: Er holte Jahr für Jahr die Talente des eigenes Nachwuchses in den Bundesligakader, pflegt eine Tonart, die junge Spielerinnen verstehen und ermutigt seine Mannschaft, offensiven und modernen Fußball zu spielen.

Und trotz regelmäßiger Abgänge seiner Leistungsträgerinnen ist die Bilanz nicht schlecht: Zwei dritte und einen vierten Platz zum Saisonende stehen in Rudolphs bisherigem Trainerzeugnis. In der aktuellen Corona-Spielzeit steht Turbine mit einem der jüngsten Kader der Liga auf Platz sechs.

Die verbleibenden vier Saisonspiele werden zu Rudolphs Abschiedstour, während die Vereinsführung seinen Nachfolger sucht, der laut Kutzmutz möglichst schon bis Monatsende gefunden sein soll. „Vielleicht“ so der Präsident, „haben wir Matthias Rudolph es nicht ganz so deutlich gemacht, dass er unsere erste Adresse gewesen ist“.

Es wäre ein durchaus tragisches Versäumnis an Wertschätzung. Doch dass sich die Wege trennen, ist von beiden Seiten ein konsequenter Schritt, wenn der Verein den Anschluss bei der weiteren Professionalisierung des Frauen-Fußballs nicht weiter verlieren will.

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