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Und wieder jubeln die Bayern. Manuel Neuer stemmt den Pokal in die Luft.
© Tobias SCHWARZ / AFP

Das Double des FC Bayern: Ein beunruhigendes Zeichen für die Konkurrenz

Lange wirkten die Münchner nicht mehr so schlagbar wie in dieser Saison, doch die Konkurrenz nutzt die hausgemachten Schwächen nicht aus. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Julian Graeber

Viel war in den Tagen vor dem DFB-Pokalfinale geredet worden. Über Rasenballsport Leipzig, das zum ersten Mal in seiner zehnjährigen Vereinsgeschichte um einen großen Titel spielt. Über einen möglichen neuen Dauerrivalen für den FC Bayern und sogar über ein nahendes Ende der Münchner Dominanz im deutschen Fußball. 90 unterhaltsame Endspielminuten später lässt sich festhalten: Die Bayern gewinnen 3:0, feiern das Double, alles wie immer.

Leipzig begegnete den Münchnern zwar lange auf Augenhöhe und hätte das Spiel auch gewinnen können, doch am Ende gaben Effektivität, individuelle Klasse und Erfahrung den Ausschlag. Einen Torwart wie Manuel Neuer, der zwei sichere Gegentreffer verhindert, haben die Sachsen nicht, und einen Stürmer mit dem Torinstinkt von Robert Lewandowski erst recht nicht. Letztlich ist es wie in der abgelaufenen Bundesliga-Saison: Die Bayern treten alles andere als unschlagbar auf, haben zwischenzeitlich große Probleme, doch die Konkurrenz nutzt diese nicht aus.

Dass die Münchner das Double trotz aller selbstverschuldeten Widrigkeiten feiern können – der personelle Umbruch war in dieser Saison noch in vollem Gange, dazu kommt die Unruhe um Trainer Niko Kovac und eine zumindest in der Hinrunde lange fehlende Spielidee –, ist für die Konkurrenz aus Leipzig und Dortmund sowie die Bundesliga als Gesamtes ein äußerst beunruhigendes Zeichen.

In den vergangenen sieben Spielzeiten haben die Bayern sieben Meisterschaften und vier Mal den DFB-Pokal gewonnen – und nie wirkten sie so schlagbar wie in dieser. Besonders anschaulich macht das der Weg ins Pokalfinale. Vor dem 3:0 gegen Leipzig hatten die Münchner alle fünf Spiele, darunter so klangvolle Gegner wie Rödinghausen und Drochtersen/Assel, mit jeweils nur einem Tor Vorsprung gewonnen.

Dass sich die Bayern in der kommenden Saison erneut eine solche Blöße geben und die Konkurrenz nahezu zur Entthronung einladen, ist eher unwahrscheinlich. Niko Kovac hat aus dieser schweren Phase viel dazugelernt, interne Baustellen wie die Befindlichkeiten der Altstars Franck Ribéry und Arjen Robben sind beseitigt und schon jetzt haben die Bayern für Lucas Hernandez und Benjamin Pavard mehr als 100 Millionen Euro ausgegeben. Das Ende der Transferoffensive ist das sicher nicht.

Denn trotz des Doubles bewerten die Münchner selbst ihre Saison wahrscheinlich nur als befriedigend, allenfalls als gut. Der interne Maßstab ist schon lange die Champions League und das frühste Aus seit 2011 ein Stachel, der immer noch weh tut. Für die nationale Konkurrenz heißt das nichts Gutes.

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