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Vor dem großen Ziel. Pavel Gross (links) mit seinem Torwart Dennis Endras nach dem finalen Sieg im Halbfinale gegen Köln.
© Imago images / Beautiful Sports

Mannheim gegen München im DEL-Finale: Duell der Dauerrivalen Pavel Gross und Don Jackson

Pavel Gross und Don Jackson stehen sich zum dritten Mal in der Endspielspielserie gegenüber: Diesmal ist Gross mit Mannheim gegen Jackson mit München Favorit.

Es ist schon ein paar Jahre her. Gegen Ende seiner Amtszeit bei den Eisbären, in der Saison 2012/2013, war Don Jackson als Trainer nicht unumstritten in Berlin. Nach einer an sich weniger wichtigen Hauptrunden-Heimniederlage gegen Wolfsburg wurde der US-Amerikaner heftig kritisiert. Spielweise überholt und zu antiquiert, zu wenig Einsätze für deutsche Spieler, so lauteten die Vorwürfe. Jackson wirkte, so weit sich das bei dem großen, kräftigen Mann mit dem fast immer gleichen Gesichtsausdruck, von außen sagen lässt, betrübt. Der Trainer der Gäste nahm das wahr und ärgerte sich über die Kritiker. Pavel Gross sagte, das sei respektlos: „Am Ende der Saison wird der beste Trainer, mit dem besten Spielsystem wieder mit der besten Mannschaft den Titel gewinnen“, sagte er, zeigte auf Jackson – und hatte Recht. Am Ende besagter Spielzeit wurde der US-Amerikaner mit den Berlinern wieder Deutscher Meister, zum fünften Mal unter seiner Regie.

Heute würde Pavel Gross so etwas nicht sagen. Müsste er auch nicht, denn inzwischen ist er der Jackson-Dauerrivale in den Finalserien der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). In drei von vier Fällen standen sich in den Endspielen der Liga seit 2016 Gross und Jackson als Trainer gegenüber. Dieses Duell wird zum größten Dauerduell in der DEL: Und diesmal wird es spannender denn je. Denn zwei Mal forderte Gross Jackson als Coach von Außenseiter Wolfsburg und war ziemlich chancenlos gegen das Starensemble aus München. Jetzt aber ist der gebürtige Tscheche in Mannheim und bei dem Klub der Gesellschafter Dietmar und Daniel Hopp hat er ähnliche Möglichkeiten, wie Jackson in München unter der Regie des Getränkekonzerns Red Bull.

Seit 2014 ist Jackson bei RB München und dort ist er zum erfolgreichsten Trainer in der Geschichte der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) geworden. Drei Mal in Serie waren die Bayern zuletzt Meister und jetzt stehen sie wieder in der Finalserie, allerdings sind sie dort vor dem ersten Spiel der Best-of-seven-Serie (19.30 Uhr, live auf Sport 1) erstmals nicht Favorit. Denn Gegner Adler Mannheim war in der Hauptrunde und in den Play-offs das bessere Team, was vor allem auch an Pavel Gross lag. Ein Jahr lang ist er nun bei den Adlern und gleich in seiner ersten Saison ging es steil nach oben in Baden. Gross hat inzwischen wohl qualitativ und quantitativ den besten Kader der Liga und hat es geschafft, die Mannschaft auch bei Laune zu halten, was in Mannheim, einer Stadt in der Eishockey weit populärer ist als andernorts in der DEL, nicht einfach ist. Schon am Hauptbahnhof prangt unweit des Haupteingang ein Riesenlogo des Klubs. „Eishockeystadt Mannheim“ steht da geschrieben, wer da Trainer ist, der muss Erfolg haben. Sonst ist er weg.

Aber der aktuelle Trainer arbeitet an seinem Projekt mit viel Akribie. In Mannheim hat Gross weit mehr Mittel als zuvor jahrelang im beschaulichen Wolfsburg. Nachdem nun Verteidiger Moritz Seider – einer der weltbesten seiner Generation – nach dem Draft in der National Hockey-League (NHL) bald nach Übersee gehen dürfte, hat er ein anderes großes Talent mit dem 20-jähirgen Nationalstürmer Lean Bergmann für die nächste Saison verpflichtet. Gross ist eben auch außerhalb des Stadions viel unterwegs für sein Projekt, hatte sich allerdings da auch schon Körbe geholt – wie etwa beim Buhlen um Leonard Pföderl, der Nationalspieler ging trotz der Offerten aus Mannheim lieber nach Berlin zu den Eisbären.  

Unter Gross könnte alles anders werden in Mannheim

Der Erfolgsdruck ist in Mannheim groß, aber die Erfolge blieben seit Jahren fast immer aus – der Meistertitel von 2015 war der einzige der vergangenen zwölf Jahre. Aber unter Gross könnte alles anders werden. Durch die Play-offs sind die Adler durchgerauscht, bis ins Finale haben sie neun Spiele gebraucht – nach einem 4:1-Seriensieg gegen Nürnberg im Viertelfinale und einem 4:0 im  Halbfinale gegen überforderte Kölner. München dagegen hat sich gegen die Eisbären (4:2-Siege) und jetzt gegen Augsburg im Halbfinale doch sehr gequält und hat den Nachteil nach dem siebten Sieg gegen die Schwaben am Dienstag ohne große Pause ins Finale zu rutschen. Gross sieht da allerdings kein Problem: Die Kondition spiele auf dem Niveau in den Play-offs keine Rolle, sagte er am Dienstag.

Tatsächlich kann das so sein, denn während Jacksons Abwesenheit aus der DEL – er war 2014/2015 für ein Jahr in Salzburg - gab es eine kleine Revolution in der DEL, die dem Außenseiter ERC Ingolstadt den Meistertitel bescherte. Die Bayern spielten durchweg mit vier Sturmreihen und überrannten so in der Finalserie auch Favorit Köln. Seitdem spielen zumindest die Spitzenmannschaften in der Liga mit vier Reihen und haben einen Kader, aus dem aufgefüllt werden kann. Wer da über zu viele Verletzte jammert und mit drei Reihen spielen muss, der hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt oder eben nicht die Mittel, seine Kaderpolitik entsprechend weitsichtig zu organisieren.

Das war viel Arbeit. Jackson am Dienstag während des siebten Spiels gegen Augsburg, das München 2:0 gewann.
Das war viel Arbeit. Jackson am Dienstag während des siebten Spiels gegen Augsburg, das München 2:0 gewann.
© Matthias Balk/dpa

Münchens Torwart Danny aus den Birken sagte nach der Serie gegen Augsburg (gemessen an gespielten Minuten der DEL die längste Serie der Geschichte): „Wir konnten mit Teamcharakter die Mauer brechen. Und natürlich freuen wir uns auf das Finale.“ Warum auch nicht? München hat weniger zu verlieren als die Mannheimer, die unbedingt einen Titel haben wollen, um dann unter Gross eine neue Ära zu beginnen. Der sagt laut Mitteilung der Adler: „Wir treffen auf eine Mannschaft, die drei Meisterschaften in Folge gewonnen hat und im Finale der CHL stand. München verfügt über sehr viel Erfahrung und weiß, wie man große Serien und Spiele gewinnt. Sie sind eine gute und talentierte Mannschaft, die auch läuferisch überzeugen kann, aber wir werden unsere Stärken nutzen und sie von Anfang an unter Druck setzen.“

Damit hat sich Gross, wie Jackson kein Freund langer öffentlicher Vorträge, schon weit herausgelehnt. Die beiden erfahrenen Trainer – Gross ist 50, Jackson 62 Jahre alt – werden schon wissen, was sie tun müssen. Mit Wolfsburg hat Pavel Gross seinen Kollegen übrigens auch schon einmal schlagen können, 2015 im DEL-Viertelfinale besiegte Wolfsburg den Hauptrundenzweiten München glatt mit 4:0-Siegen. Aber damals hatte Jackson auch zu viele Verletzte. Das wird ihm diesmal nicht passieren, dazu ist Münchens Kader zu groß.  

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