Heidenheim siegt durch späte Treffer mit 2:1: Drama in der Nachspielzeit – der HSV bangt um den Aufstieg
Der Hamburger SV verspielt beim 1. FC Heidenheim nicht nur eine Führung, sondern auch den Vorsprung in der Tabelle. Jetzt droht ein weiteres Jahr in Liga zwei.
Der Hamburger SV bleibt: der Hamburger SV. Und genau das wird dem stolzen Traditionsklub wohl ein weiteres, ein drittes Jahr in der Zweiten Liga bescheren. Im vorentscheidenden Spiel um den Aufstieg in die Fußball-Bundesliga führte der HSV bis zehn Minuten vor dem Ende gegen seinen Herausforderer 1. FC Heidenheim. Dann kassierte er durch ein Eigentor von Verteidiger Jordan Beyer den Ausgleich – und in der fünften Minute der Nachspielzeit sogar noch den Gegentreffer zum 1:2 (0:0)-Endstand, durch den die Heidenheimer vor dem letzten Spieltag an den Hamburgern vorbei auf den Relegationsplatz rückten.
„Wenn man zum vierten oder fünften Mal in der Saison so bitter bestraft wird, das macht keine Freude“, sagte HSV-Trainer Dieter Hecking nach dem Spiel. „Wir hätten eigentlich schon längst durch sein können, das haben wir nicht geschafft. Das sind für die Spieler extremste Situationen jetzt, das durchleben zu müssen.“
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Es ist ja nicht alles schlecht, was der HSV in seiner Geschichte, nicht mal in seiner jüngeren, angestellt hat. Als der Klub vor zwei Jahren in der Bundesliga in nahezu aussichtsloser Situation steckte, machte der damalige Trainer Christian Titz aus dem Ligabetrieb kurzerhand einen Pokalwettbewerb, in dem sich die Mannschaft von Runde zu Runde dem großen Ziel Klassenerhalt nähern sollte.
Vielleicht hat sich Heidenheims Trainer Frank Schmidt vor dem Duell gegen den HSV genau daran erinnert. Das Spiel gegen die Hamburger sei für sein Team das Halbfinale im Kampf um den Aufstieg in die Bundesliga. „Das wollen wir unbedingt gewinnen“, sagte Schmidt. „Da reicht kein Punkt.“ Gemessen an der Vorgabe ihres Trainers ließen sich die Heidenheimer allerdings viel Zeit. Erst in der zweiten Hälfte legten sie richtig los. Gegen den HSV reichte es.
Beste Chancen auf den zweiten direkten Aufstiegsplatz hat nun der VfB Stuttgart, der beim Abstiegskandidaten 1. FC Nürnberg einen deutlichen 6:0-Erfolg einfuhr und jetzt drei Punkte vor Heidenheim liegt. Auch am Tabellenende gibt es zunehmend mehr Klarheit. Dynamo Dresden steht praktisch als erster Absteiger fest. Für den Aufstieg kann sich der VfB Stuttgart am letzten Spieltag im Heimspiel gegen Darmstadt 98 sogar eine knappe Niederlage erlauben. Die Hamburger empfangen am kommenden Sonntag Sandhausen, Heidenheim muss in Bielefeld ran.
Der HSV, zuletzt in den entscheidenden Situationen nicht immer nervenstark genug, trat in Heidenheim zunächst sehr forsch auf. Trainer Dieter Hecking war überraschend von seiner gewohnten 4-3-3-Formation abgewichen. Stattdessen ließ er mit Dreierkette spielen – und das funktionierte anfangs überraschend gut.
Die Gäste bestimmten zunächst das Spiel, hatten deutlich mehr Ballbesitz, die bessere Passquote. Von Heidenheimer Drang, dem unbedingten Siegeswillen war in der ersten Hälfte wenig zu sehen. Es dauerte fast eine halbe Stunde, ehe Hamburgs Torhüter Julian Pollersbeck den ersten Ball auf sein Tor bekam. Mit dem Distanzschuss von Niklas Dorsch hatte er jedoch keinerlei Mühe.
Defensiv ließen die Gäste lange nichts zu, trotzdem suchten sie entschlossener den Weg nach vorne als die Hausherren. Die beste Chance resultierte allerdings aus einer Ecke. Gideon Jung verlängerte die Hereingabe von Aaron Hunt mit dem Kopf – der Ball landete am Pfosten. Es war ein seltener Höhepunkt in einem eher mäßigen Spiel, in dem für beide Teams viel auf dem Spiel stand und auf und neben dem Platz viel gemeckert wurde.
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Die zweite Hälfte begann deutlich furioser. Gerade 17 Sekunden waren gespielt, als die Gäste durch Joel Pohjanpalo in Führung gingen. Nach einem langen Ball und einer Kopfballverlängerung durch Martin Harnik erzielte der Finne mit seinem neunten Saisontor das 1:0.
Die Heidenheimer fanden erst jetzt in den Halbfinalmodus. Bei einem Schuss von Dorsch musste sich Pollersbeck erstmals gehörig strecken. Kurz darauf jubelten die Gastgeber: Der eingewechselte Stefan Schimmer traf im Anschluss an eine zu kurz abgewehrte Ecke zum vermeintlichen Ausgleich. Doch Schiedsrichter Aytekin nahm den Treffer nach Intervention des Videoassistenten wegen eines Handspiels zurecht zurück.
Aber der HSV neigt dazu, sich zu sehr auf sein Glück zu verlassen, so auch diesmal wieder. Die Gäste ließen das Spiel irgendwie über sich ergehen – und kassierten zehn Minuten vor dem Ende den Ausgleich. Nachdem Marc Schnatterer unbedrängt hatte flanken können, war es Verteidiger Beyer, der den Ball mit dem Knie ins eigene Tor verlängerte. In der Nachspielzeit machte Konstantin Kerschbaumer mit seinem Tor dann alles noch viel schlimmer für den HSV. (Tsp)