Keiner außer der Uefa will den Supercup: Dieses Spiel stinkt zum Himmel
Obwohl weder Klubs noch Fans Lust auf den Supercup im Corona-Hotspot Budapest haben, hält die Uefa daran fest. Das zeugt von Weltfremdheit. Ein Kommentar.
Die Dinge liegen sehr einfach. Budapest ist derzeit ein Corona-Hotspot. Die Inzidenz in der ungarischen Hauptstadt liegt bei mehr als 50 Fällen pro 100.000 Einwohner auf sieben Tage, weshalb diese zum Risikogebiet eingestuft wurde. Die Austragung eines Fußballspiels vor erwarteten 15.500 Zuschauern, noch dazu aus unterschiedlichen Ländern, ist blanker Unsinn.
Schon allein deshalb, weil der Fußball mal wieder die falschen Signale sendet in Zeiten, in denen die Infektionszahlen nahezu überall nach oben klettern. Dennoch wird am Donnerstag das Supercup-Spiel zwischen Bayern München und dem FC Sevilla stattfinden.
Das Ganze ist eine Farce. Nicht einmal die Klubs haben Lust auf den ohnehin wenig angesehenen Pokalwettbewerb. Die Fans im Übrigen auch nicht. Aus München wurde das angefragte Kontingent von 2100 Zuschauern nicht annähernd ausgeschöpft. Viele Fans gaben ihre Tickets zurück. Sogar noch weniger Zuschauer kamen aus Sevilla. Im Gegensatz zu den Veranstaltern sind die Fans offenbar vernünftig.
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Apropos Veranstalter. Der europäische Fußballverband Uefa blamiert sich nach allen Kräften. Vor allem offenbart er zwei Dinge. Zum einen beweist die Uefa erneut, wie schrecklich unflexibel sie ist. Man denke nur an den Anschlag am 11. April 2017 auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund im Vorfeld des Champions-League-Spiels gegen Monaco.
Einen Tag später setzte die Uefa das Spiel der dezimierten (Spieler Marc Bartra war schwer verletzt) und traumatisierten Dortmunder an. The games must go on – die Spiele müssen weitergehen. Egal, was komme. Nach dieser Maßgabe verfährt der Verband auch mit dem Supercup. Nicht einmal Corona kann die Uefa stoppen.
Und, zweitens, ist das Spiel auch ein weiteres Beispiel für den längst noch nicht ausgestorbenen Funktionärsdünkel im Fußball. Das Spiel hätte ursprünglich in Porto stattfinden sollen. Wegen der dortigen Corona-Situation wurde es nach Budapest verlegt, wo die das Virus aktuell noch stärker grassiert.
Ein wesentlicher Grund für den Austragungsort Budapest dürfte Milliardär Sandor Csanyi sein. Der Geschäftsmann ist ein ranghohes Mitglied in der Uefa. Ziemlich sicher wird er zusammen mit seinem Vertrauten, Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban, am Donnerstag ein Fußballspiel anschauen, das nicht nur einen faden Beigeschmack hat, sondern das bis zum Himmel stinkt.