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Aleksander Ceferin als Robin Hood, der es den Großen nimmt, um es den Kleinen zu geben. Für diese Rolle taugt der Uefa-Präsident trotz seines Widerstands gegen die Super League ganz sicher nicht.
© dpa

Streit um die Super League: Die Uefa ist nicht der moralische Sieger

Im europäischen Fußball ist einiges durcheinander geraten. Zum Beispiel, dass die Uefa jetzt als moralische Instanz dasteht. Das ist sie nicht. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stefan Hermanns

Der Deutsche Fußball-Bund, der längst eine gewisse Meisterschaft darin entwickelt hat, schlechte Nachrichten möglichst gut zu verkaufen, hat auch am Dienstag wieder freudige Jubelmeldungen verkünden können. Denn Rainer Koch und Peter Peters, die Vertreter des DFB, sind in die entscheidenden Gremien der internationalen Verbände Fifa und Uefa gewählt worden.

Koch wurde als altes und neues Mitglied des Uefa-Exekutivkomitees anschließend mit der Aussage zitiert, dass er sich weiterhin für Solidarität stark machen und „die völlig unterschiedlich gelagerten Interessen und Belange der Klubs, Ligen, nationalen Verbände und der Fans bestmöglich in Einklang und Ausgleich“ bringen wolle.

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Das ist witzig, weil ausgerechnet die Uefa-Exekutive mit Koch tags zuvor die Reform der Champions League beschlossen hatte. In diesem Fall immerhin war die Fußballwelt tatsächlich einmal solidarisch: solidarisch in ihrer Ablehnung. Den Großklubs mit ihren Super-League-Plänen ging die Reform nicht weit genug; alle anderen sahen in ihr allein den Zweck, den Wettbewerb noch stärker zu beschneiden. Selbst Rudi Völler, als Vertreter von Bayer Leverkusen sozialistischer Umtriebe weitgehend unverdächtig, hat sich vehement gegen diese Reform gewandt.

Die Uefa steht nicht auf der Seite der Guten

Im europäischen Fußball ist in den vergangenen Tagen einiges durcheinander geraten. Daher empfiehlt es sich, alles noch einmal in Ruhe zu sortieren. Hat man das getan, wird man auch die Rolle der Uefa besser beurteilen können: Nein, der europäische Verband ist aus diesem Schurkenstück nicht als der moralische Sieger hervorgegangen. Für diese Rolle taugt er einfach nicht.

Mag sein, dass die Uefa etwas weniger maßlos und etwas weniger verkommen ist als Ganoven wie der Real-Boss Florentino Perez. Aber auf der Seite der Guten steht die Uefa deshalb noch lange nicht.

Der Wirbel um die Super League hat jedenfalls perfekt von der Reform der Champions League und ihren unerträglichen Zumutungen abgelenkt. Nachdem die Pläne in den vergangenen Wochen noch einhellig verdammt worden waren, soll die Reform jetzt – mit der Super League als Schreckgespenst – die Rettung des Fußballs sein. Irgendetwas stimmt da nicht.

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