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Der Ball ist rund – und das Spiel macht reich! Eine Super League soll noch mehr Geld aus dem Fußball herauspressen.
© Laszlo Balogh/dpa
Update

Spaltung des Profifußballs durch Top-Klubs?: Nur die Börse jubelt über die Super League

Die Super League droht den Profifußball zu spalten. Die Fans reagieren bestürzt auf die Pläne. Auch Bayern München und Borussia könnten noch beitreten.

Die Pläne von Topklubs zur Gründung einer eigenen Super League und die damit verbundene Loslösung vom europäischen Fußballverband Uefa hat selbst der EU-Abtrünnige Boris Johnson für „schändlich“ befunden. Man werde alles Erdenkliche zusammen mit den Fußballverbänden versuchen, um die Super League zu verhindern, ließ der britische Premierminister verlauten. Johnson fand mit dieser Haltung großen Zuspruch. Bayer Leverkusens Sportchef Rudi Völler etwa bezeichnete die Pläne für eine Super League gar als „Verbrechen am Fußball“.

Am späten Sonntagabend war bekannt geworden, dass zwölf Klubs zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine europäische Superliga gründen wollen. Zu der Vereinigung gehören der FC Liverpool, Manchester City, Manchester United, FC Arsenal, FC Chelsea und Tottenham Hotspur, die spanischen Klubs Real Madrid, FC Barcelona und Atletico Madrid sowie das italienische Trio Juventus Turin, AC und Inter Mailand an. Drei weitere Vereine sollen noch hinzustoßen.

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Einem Bericht des „Spiegels“ zufolge, dem der Rahmenvertrag der Super League vorliegt, sollen der FC Bayern München, Borussia Dortmund und Paris Saint-Germain die weiteren drei fixen Plätze im Teilnehmerfeld erhalten. Bayern und Dortmund haben demzufolge eine Frist von 30 Tagen erhalten, um sich zu entscheiden. PSG soll binnen zwei Wochen zusagen.

Der BVB und RB Leipzig hatten am Montag mitgeteilt, dass sie der Liga nicht beitreten würden. Karl-Heinz Rummenigge, der Vorstandschef des FC Bayern München, erklärte am späten Nachmittag, sein Klub sei an den Plänen zur Super League nicht beteiligt gewesen. Der Klub begrüße „die Reformen der Champions League, weil wir glauben, dass sie für die Entwicklung des europäischen Fußballs der richtige Schritt sind“. Ein klares Nein der Bayern enthielt das Statement nicht.

Dass die Pläne einer Super League gerade jetzt bekannt wurden, war wohl kein Zufall. Die Entscheider des europäischen Fußballverbandes Uefa beratschlagten am Montag über die Details der Champions League, also des Wettbewerbes, in dem die potenziellen Teilnehmer der Super League ihre Interessen nicht mehr ausreichend vertreten sehen, sprich: der ihrer Meinung nicht genügend Geld generiert.

Dabei hatte die Uefa bereits in den vergangenen Wochen in Aussicht gestellt, die Champions League zu reformieren und einige Forderungen der Spitzenklubs zu erfüllen. So sollen ab der Saison 2024/25 36 statt bislang 32 Teams an der Gruppenphase teilnehmen, zudem soll es deutlich mehr Spiele geben. Doch offenbar reichten die Reformideen den Großen im Fußballbetrieb noch nicht. „Fußball ist der einzige globale Sport auf der Welt mit mehr als vier Milliarden Fans und unsere Verantwortung als große Klubs ist es, auf deren Begehrlichkeiten zu reagieren“, begründete der milliardenschwere Unternehmer Florentino Perez die Pläne zur Gründung der Super League. Der Präsident von Real Madrid gilt als treibende Kraft hinter dem Projekt.

Die Super League als Drohkulisse gab es schon früher

In der Vergangenheit hatte es immer wieder ähnlich Vorstöße gegeben. Bereits Anfang der Neunzigerjahre drohten die Top-Klubs unter der Rädelsführung des Mailänder Klubchefs Silvio Berlusconi, sich von der Uefa abzuspalten, sollte es keine Zugeständnisse an sie geben. Die Folge war die Gründung der Geldmaschine Champions League. Knapp zehn Jahre später wieder das gleiche Spiel, es fiel sogar der Name Super League als Drohkulisse für die Uefa. Als Folge beschloss die Uefa Ende 1998 die Vergrößerung der Champions League von 24 auf 32 Teams. Mit einem Mal gab es bis zu 80 Millionen Mark für den Sieger statt wie bisher rund 30 Millionen.

Vieles spricht allerdings dafür, dass die neuerlichen Pläne dieses Mal mehr als ein Druckmittel sind. Die Vorstellungen über Teilnehmer, Konstellation (20 Mannschaften in zwei Zehnergruppen) sowie Finanzierung (3,5 Milliarden Euro für die Gründungvereine) sind konkret. Und am Montag bestätigte die US-Großbank JP Morgan, dass sie als Hauptsponsor einsteigen werde. Sollten die Pläne weiter vorangetrieben werden, droht dem Fußball ein juristischer Streit, dessen Ausgang völlig offen ist. Beide Seiten kündigten bereits den Gang vor die Gerichte an, sollte die Super League umgesetzt respektive behindert werden.

Die Uefa hatte bereits umgehend nach Bekanntwerden des Vorhabens den potenziellen Super-League-Klubs angedroht, sie aus den nationalen Ligen zu verbannen, sollten sie in dem Wettbewerb antreten. Auch dürften die Spieler zudem nicht mehr für ihre Nationalteams auflaufen.

Fans auf der ganzen Welt, aber auch aktuelle oder ehemalige Fußballprofis wie der frühere englische Nationalspieler Gary Neville reagierten bestürzt auf die drohende Abspaltung der Top-Klubs vom großen Rest. „Das ist ein krimineller Akt gegen die Fans. Das ist eine Schande“, schimpfte er. Doch woanders war der Jubel über die Super-League-Pläne groß: An der Börse stiegen die Aktien von Klubs wie Juventus Turin oder Manchester United wie seit Jahren nicht mehr. Der Fußball gehört schon lange nicht mehr den Fans, sondern dem Kapital. Die Super League wäre nun wirklich der letzte Beweis dafür. (mit dpa)

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