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Ruind 1,5 Millionen Migranten arbeiten auf den WM-Baustellen in Katar.
© AFP

Weiter Vorfürfe gegen Fifa und Regierung: Die Sklaven des Fußballs in Katar

Auf den Baustellen für die Fußball-WM 2022 in Katar herrschen nach Aussage von Gewerkschaftern und Menschenrechtlern weiter menschenunwürdige Arbeitsverhältnisse. Die Fifa schaue nach wie vor tatenlos zu, so der Vorwurf.

1,5 Millionen Arbeitsmigranten vor allem aus Nepal, Sri Lanka, Pakistan, Indien und neuerdings auch Rumänien, meist katastrophale Unterkünfte, völlig unzureichender Schutz auf den Baustellen bei Arbeitszeiten von 14 Stunden, durchschnittlich jeden Tag ein Todesfall, niedrige Löhne und hohe Provisionen für die Vermittlung der Jobs – die Arbeitsbedingungen auf den Baustellen für die Fußball-WM 2022 in Katar sind nach Angaben der Industriegewerkschaft Bauen Agrar Umwelt (IG Bau) und von Amnesty International (AI) weiter katastrophal. Dabei schauten die Fifa und die katarische Regierung den Zuständen weiter tatenlos zu, betonen IG-Bau-Vize Dietmar Schäfers und Amnesty-Expertin Regina Spöttl.

"Katar hat wenig versprochen und noch weniger gehalten", sagt Spöttl. Schäfers wird deutlicher: "Die Fifa und Präsident Blatter kümmern sich einen Dreck um die Verhältnisse in Katar." Einen Tag vor der vermutlich erneuten Wahl von Joseph Blatter zum alten und neuen Fifa-Chef machten IG Bau und AI unter dem Motto "Rote Karte für die Fifa – keine Weltmeisterschaft ohne Arbeiterrechte" auf die weiter "sklavenähnlichen Arbeitsbedingungen" auf den WM-Baustellen in Katar aufmerksam. Schäfers und Spöttl waren mehrfach in Katar, haben mit mehr als 200 Arbeitern gesprochen, Unterkünfte und Baustellen angeschaut. Auch Gespräche mit Regierungsvertretern habe es gegeben, ebenso im Frühjahr fast zwei Stunden mit der Fifa. Daran, so Schäfers, habe Blatter aber nur zehn Minuten teilgenommen.

Der IG-Bau-Vize betont ausdrücklich, dass er in Katar auch vorbildliche Baustellen gesehen habe. Das aber seien Ausnahmen. In den allermeisten Fällen seien die Verhältnisse für die derzeit rund 1,5 Millionen Arbeitsmigranten mehr als menschenunwürdig. Geplant sind neun neue Stadien, drei werden renoviert, dazu kommen umfangreiche Infrastrukturprojekte wie Straßen und Bahnlinien. Vor allem daran wird derzeit gebaut – an sechs Tagen zwischen zehn und 14 Stunden. Es gibt, so Schäfers, völlig unzureichenden Schutz vor der Hitze und viel zu wenig zu trinken. Todesfälle durch Erschöpfung und Herzversagen seien die Folge.

Die Quartiere der Bauarbeiter liegen bis zu zwei Stunden Fahrzeit entfernt. Dort teilen sich acht Menschen einen zwölf Quadratmeter großen Raum, es gibt eine Küche für 300 Personen, die sanitären Anlagen seien in einem katastrophalen Zustand, sagt Spöttl. Monatlich verdienen die Arbeiter umgerechnet zwischen 200 und 400 Euro, obwohl ihnen bei der Vermittlung etwa in Nepal 800 versprochen worden seien, sagt Schäfers. Wenn sie krank werden, bekommen sie kein Geld. Trotzdem werde der Zustrom von Arbeitsmigranten nach Katar nach Angaben von IG Bau und Amnesty steigen, wenn erst die Arbeiten an den Stadien beginnen – auf bis zu 2,5 Millionen.

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