Fußball-WM in Katar: Gewerkschaften befürchten 4000 tote Arbeiter
Der Internationale Gewerkschaftsbund (IGB) erhöht den Druck auf Katar. Das Golf-Emirat soll die Arbeitsbedingungen auf den WM-Baustellen verbessern - und reagiert mit einer "Arbeitercharta".
Der Internationale Gewerkschaftsbund (IGB) erhöht den Druck auf das Golf-Emirat Katar. Er will die Arbeitsbedingungen für die rund 1,4 Millionen Ausländer unter den insgesamt nur zwei Millionen Einwohnern des Landes verbessern. Fast allen würden grundlegende Rechte vorenthalten, viele würden misshandelt, heißt es in einem Bericht der Organisation, den sie an diesem Montag in Brüssel vorstellen will.
In dem 32-seitigen Dossier, das dem Tagesspiegel vorliegt, werden einige persönliche Schicksale mit Fotos dokumentiert: etwa dem eines Wassertanklastfahrers, der angefahren und am Bein verwundet wurde und sich fernab der Stadt selbst um die medizinische Versorgung kümmern musste. Oder dem einer Haushaltshilfe, die von ihrem Auftraggeber über zwei Jahre fast totgeprügelt wurde. Der Bericht schildert auch, wie selbst hoch bezahlte Spezialisten aus dem Westen schnell ernsthafte Probleme mit den örtlichen Autoritäten bekommen können.
Seit gut einem Jahr fährt der IGB eine weltweite Informationskampagne gegen Katar, das Ausrichterland der Fußball-Weltmeisterschaft im Jahr 2022. Dabei geht es der Organisation im Kern um eine Reform des am gesamten Persischen Golf verbreiteten Systems der Kafala, einer Art Leibeigenschaft, bei der mit Versprechen gelockte Wanderarbeiter bei ihrer Ankunft praktisch alle Rechte an ihren Arbeitsvermittler oder Arbeitgeber abgeben, der für sie bürgt. So müssen viele Arbeiter ihre Pässe abgeben.
IGB-Generalsekretärin Sharan Burrow sorgte mit Warnungen, auf den WM-Baustellen in Katar habe es schon viele Hitzetote geben, international für Schlagzeilen. Die Australierin konnte dies freilich nicht belegen – zumal es bisher keine WM-Baustellen in Katar gab. Ende Februar besuchte sie dem Bericht zufolge die erste tatsächliche Stadion-Baustelle, die des Al-Wakrah-Stadions nahe der Hauptstadt Doha. Dort habe sie verdreckte kleine Räume unter den Tribünen vorgefunden, die mit jeweils mehr als zehn Männern aus Indien, Nepal und Thailand belegt gewesen seien. Die Männer hätten berichtet, ihnen seien die Pässe abgenommen worden, ihr Lohn betrage 220 Dollar (158 Euro) im Monat. „Mehr als zehn Männer in einem Raum, gefährliche und unhygienische Kochgelegenheiten vor der Tür, und kein persönlicher Rückzugsraum: Das ist nicht akzeptabel“, lautet Sharan Burrows Urteil.
Die IGB-Rechnung lautet nun: 4000 tote Arbeiter werde es in Katar bis zum WM-Start geben – wenn sich nichts ändere. Basis seien Zahlen, die die Botschaften von Indien und Nepal, woher viele der Arbeiter stammten, für die vergangenen drei Jahre hochgerechnet hätten. Die Behörden Katars hielten sich bisher mit öffentlichen Reaktionen zurück, räumten aber Defizite ein und erlaubten zuletzt unabhängige Inspektionen. Zudem stellte der Staat eine gemeinsam mit dem Gewerkschaftsverband entwickelte „Arbeitercharta“ vor.
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