Kolumne: So läuft es: Die Schuhwahl hängt von der Tagesform ab
Essen Sie jeden Tag Spaghetti Bolognese? Na also. Vielleicht sehnt sich ja auch ihr Fuß nach etwas Abwechslung. Ein Vorschlag.
Wer sich auf die Suche nach dem perfekten Laufschuh macht, der wird schier verrückt. Das Angebot ist vielfältig, die Meinungen gehen komplett auseinander. Erscheint die eine Studie, die besagt: Viel Dämpfung macht den Fuß und die Gelenke kaputt, wird schon die nächste veröffentlicht in der aufgezeigt wird, dass zu wenig Dämpfung ein Garant für ein künstliches Hüftgelenk ist. Kaum eine Studie ist repräsentativ, die Test-Mechaniken sind oft komplett unterschiedlich, und was dazu kommt: Die Füße der Menschen sind alle auch noch unterschiedlich, verrückt! Experten, Forscher, Ärzte, sie alle haben ihre Meinung. So wie der ärztliche Direktor des Zentrums für Muskuloskelettale Chirurgie der Charité Berlin, Carsten Perka, der glaubt: „Die starke Dämpfung der Laufschuhe ist mit mehr Instabilität im Fußbereich verbunden. Vermehrte Polsterung im Fußbereich macht eine erhöhte muskuläre Kompensation notwendig.“
Was ich mich schon lange frage: Warum gehen viele Experten, warum gehen Laufschuh-Hersteller eigentlich immer davon aus, Verletzungen und Folgeerscheinungen verhindern zu wollen? Warum ist der Ausgangspunkt der Laufschuhentwicklung oft das Vermeiden von Schäden? Und dann wieder bin ich erstaunt, wie die Hersteller ihre Marken unter die Leute bringen wollen. Es gibt Hersteller, die versprechen, dass man mit ihren Schuhen viel schneller laufen kann. Andere behaupten, dass ihre Sohle den natürlichen Laufstil optimal unterstützt. Was auch immer das bedeuten mag. Für mich klingt das so wie: Wenn es draußen eventuell regnet, werden Sie eventuell nass.
Wir benutzen maximal zwei Paar Schuhe parallel. Wie wäre es mit drei?
Richtig spannend wird es, wenn Hersteller behaupten: Sie sind Überpronierer. Sie brauchen einen Stabilschuh. Ja? Gut, wenn es die Laufschuhmarke meines Vertrauens so sagt, dann wird es schon stimmen. Spätestens wenn man versprochen bekommt, als Läufer wie auf Wolken laufen zu können, dann sollte man inne halten. Tief durchatmen. Denn all diese Werbeversprechen sind komplett für die Füße.
Der Gründer einer Laufschuhmarke sagte mir vor einigen Monaten im Vertrauen: „Es ist doch völlig unsinnig, immer einen bestimmten Schuh zu tragen. Wer isst denn schon jeden Tag Spaghetti Bolognese? Vielleicht hat man da am Montag Lust drauf. Am nächsten Tag ist es eher Fisch. Wieso sollte es bei Laufschuhen anders sein?“ Unser Körper braucht jeden Tag etwas anderes. Und wir geben es ihm. Beim Essen sieht man es ganz besonders gut. Bei den Laufschuhen handeln wir anders. Wir benutzen ein oder maximal zwei Paar Schuhe parallel. Wie wäre es mit drei oder vier Paaren? Und wir schlüpfen vor einem Lauf kurz in jedes Paar hinein? Und spüren in den Körper hinein? Und entscheiden dann, in welchem Schuh wir uns an diesem Tag wohlfühlen!? Das Laufen ist – und wer regelmäßig läuft, weiß das auch – eine Frage der Tagesform. Das beste Laufgefühl entsteht mit der richtigen Schuhwahl. Und die kann jeden Tag zu einer anderen Entscheidung führen. So läuft es.
Mike Kleiß leitet eine Kommunikations- und Markenagentur in Köln und schreibt hier an jedem Donnerstag übers Laufen.
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