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Jürgen Klinsmann (l) and sein damaliger Co-Trainer Joachim Löw.
© Arne Dedert/dpa

Vor dem Spiel gegen Frankreich: Die Nationalmannschaft und ihre Schicksalsspiele

Für Jogi Löw geht es gegen Frankreich um alles oder nichts. Damit ist er nicht der Erste: Für einige Bundestrainer stand viel auf dem Spiel. Eine Historie.

Joachim Löw denkt in der derzeit schwierigsten Phase als Bundestrainer nicht ans Hinschmeißen. „Solche Gedanken mache ich mir jetzt wirklich nicht“, sagte der DFB-Chefcoach. Trotzdem: Ein Schicksalsspiel für die Nationalmannschaft ist die Parei gegen Frankreich auf jeden Fall. Für einen Nationaltrainer ist das allerdings nicht das erste Mal. Schon lange vor Löw standen Bundestrainer mit dem Rücken zur Wand. Ein Rückblick.

26. Juni 1974 in Düsseldorf: Deutschland – Jugoslawien 2:0

Die erste WM in Deutschland steht erstmal nicht unter Sommermärchen-Verdacht. Das liegt zum einen am regnerisch-kühlen Wetter, zum anderen am bescheidenen Fußball der (west-) deutschen Mannschaft. Sie quält sich anfangs zu einem 1:0 über Chile, wird beim 3:0 gegen Australien ausgepfiffen und blamiert sich zum Vorrunden-Finale beim 0:1 gegen die ungeliebten Brüder aus dem Osten. Bundestrainer Helmut Schön behauptet später in seinen Memoiren, er selbst habe Franz Beckenbauer aufgefordert: „Du bist Kapitän! Ich erwarte jetzt endlich von dir, dass du auch mal gegenüber den Kameraden das Wort ergreifst!“ Wahrscheinlicher ist, dass Beckenbauer höchst eigenmächtig zur Revolution bläst. Bernd Cullmann, Jürgen Grabowski, Horst-Dieter Höttges und Uli Hoeneß fliegen aus der Mannschaft. Vier Tage darauf siegen die Deutschen in Düsseldorf 2:0 über Jugoslawien und steigen weitere zehn Tage später im Finale von München zum Weltmeister auf.

15. November 1989 in Köln: Deutschland – Wales 2:1

15 Jahre später steht Beckenbauer selbst in der Verantwortung. Und in der Kritik, denn in der Qualifikation leistet sich seine Mannschaft in den ersten fünf Spielen drei Unentschieden. Platz 1 ist an die Niederlande vergeben, und da nur die zwei besten Zweiten weiterkommen, muss im letzten Spiel gegen Wales ein Sieg her. Sechs Tage zuvor ist in Berlin die Mauer gefallen. Thomas Häßler ist in ihrem Schatten aufgewachsen, spielt aber seit ein paar Jahren in Köln. Allen schießt Wales früh in Führung, Rudi Völler gelingt der Ausgleich, und dann kommt Häßler. Drei Minuten nach der Pause drischt er den Ball mit seinem schwächeren linken Fuß zum 2:1-Sieg ins Tor. Deutschland fährt nach Italien und wird zum dritten Mal Weltmeister.

14. November 2001: Deutschland – Ukraine 4:1

Weil der Kollege Christoph Daum ein kleines Drogen-Problem hat, soll der als Übergangslösung eingeplante Rudi Völler die Nationalmannschaft zur WM nach Fernost führen. Auf dem Weg dorthin setzt es allerdings ein dramatisches 1:5 gegen England, sodass die Deutschen in zwei Play-off-Spiele gegen die Ukraine müssen. Das erste in Kiew endet mit viel Glück 1:1. Vier Tage später in Dortmund spielt Michael Ballack groß auf und schießt beim 4:1 zwei Tore. Bei der WM dann stürmt Deutschland ins Finale und der Stadion-Song „Es gibt nur ein’ Rudi Völler“ wird zum Satz des Jahres gewählt.

23. März 2006 in Dortmund: Deutschland – USA 4:1

Das bislang letzte Schicksalsspiel erlebt Joachim Löw live mit, als Assistent von Jürgen Klinsmann. Drei Monate vor dem Eröffnungsspiel bei der WM daheim steht es schlecht um die Deutschen. Nach einem 1:4 in Italien steht Klinsmann vor dem Rauswurf. „Diese Mannschaft ist nicht gefestigt, sie funktioniert nicht, sie hat keine Ausstrahlung, keine Ordnung“, urteilt Günter Netzer, das gute Gewissen des deutschen Fußballs. Ein CDU-Hinterbänkler will Klinsmann vor den Sportausschuss des Bundestags zitieren. Der DFB ist kurz davor, seinen Bundestrainer (und damit auch Löw) kalt lächelnd zu opfern, wartet aber noch das nächste Testspiel ab. Drei Wochen später in Dortmund spielen die Deutschen zwar nicht gut, siegen aber hoch. Nach dem 4:1 gegen die USA schlägt Klinsmann gegen seine Kritiker zurück: „Da wird aggressiv Politik gegen einen gemacht und versucht, beim Publikum Stimmung zu machen.“ Und: „Man kann auch alles kaputt machen, bevor es losgeht.“ Am Ende steht das Sommermärchen und Klinsmann kurz vor der Heiligsprechung. bevor er Platz macht für... Joachim Löw.

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