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Zwei, die sich gut verstehen. Florian Hübner (links) und Marvin Friedrich, Unions Innenverteidiger.
© Sven Simon/Imago

Manuel Friedrich und Florian Hübner: Die Grundpfeiler des 1. FC Union

Die beiden Innenverteidiger Friedrich und Hübner gelten als wichtige Stützen eines Systems, das die Berliner auch am Sonntag beim 1. FC Magdeburg tragen soll.

Marvin Friedrich klingt fast wie sein Trainer, nur der Schweizer Akzent fehlt. „Magdeburg spielt einen sehr ekligen Fußball“, sagt der Innenverteidiger über den kommenden Gegner des 1. FC Union an diesem Sonntag (13.30 Uhr, live bei Sky). Eine knappe Woche zuvor hatte Urs Fischer eine nahezu wortgleiche Einschätzung für das Spiel gegen Darmstadt 98 abgegeben. „Eklig“ ist eine im Fachjargon durchaus beliebte Beschreibung für eine unangenehme, giftige, zweikampforientierte Spielweise und oft nicht einmal negativ gemeint, sondern sogar anerkennend. Friedrich selbst hat vor ein paar Monaten erzählt, dass er auf dem Fußballplatz auch mal eklig sein könne, dass ein Verteidiger das gelegentlich sogar sein müsse.

Ein Vergnügen ist es aktuell ganz sicher nicht, gegen die Berliner zu spielen, erst recht als Stürmer. Das liegt nicht nur an Friedrich, sondern an der gesamten Rückwärtsbewegung von Union. Nur elf Gegentore hat Torwart Rafal Gikiewicz bisher hinnehmen müssen, weniger hat kein Konkurrent kassiert – und weniger waren es für Union zu diesem Zeitpunkt in den vorherigen neun Spielzeiten seit dem Aufstieg in die Zweite Liga auch noch nie.

Ab in die Eistonne. Wer dauernd spielt, muss auch mal regenerieren. Friedrich (M.) war in allen 15 Zweitligaspielen im Einsatz, Hübner (r.) fehlte nur in den ersten beiden.
Ab in die Eistonne. Wer dauernd spielt, muss auch mal regenerieren. Friedrich (M.) war in allen 15 Zweitligaspielen im Einsatz, Hübner (r.) fehlte nur in den ersten beiden.
© Matthias Koch/Imago

„Wir arbeiten als Mannschaft defensiv sehr gut und stehen sehr stabil“, sagt Friedrich, der sich in nun fast einem Jahr bei den Köpenickern längst zum Leistungsträger entwickelt hat. Zusammen mit Florian Hübner bildet er eine für Zweitligaverhältnisse weit überdurchschnittliche Innenverteidigung. Mit jeweils etwa 1,90 Meter Körpergröße ist für die Gegner in der Luft nicht viel zu holen. Gilt der Notenschnitt des Fachmagazins „Kicker“ als Maßstab, sind Hübner und Friedrich hinter Douglas Santos vom Hamburger SV sogar die bestbewerteten Abwehrspieler der Zweiten Liga. „Es läuft momentan gut für mich und gut für das Team“, sagt Marvin Friedrich.

Mit Kapitän und Rechtsverteidiger Christopher Trimmel und Ken Reichel, der auf der linken Seite absichert, bilden die beiden Innenverteidiger eine eingespielte Viererkette. Während Trainer Urs Fischer in der Offensive gerne und oft rotiert, wird an der Defensive nicht gerüttelt. „Wenn man längere Zeit zusammenspielt, wird man immer stabiler“, erklärt Friedrich. Warum das wichtig ist, sagt er auch: „Die Defensive ist das Grundgerüst, das stehen muss.“

Und das tut es meist. Nur gegen schnelle und wendige Gegner, wie im Spitzenspiel beim Hamburger SV, bekommen die Berliner Abwehrspieler, die allesamt nicht die schnellsten sind, Probleme. Die meisten Mannschaften schaffen es gegen Union allerdings erst gar nicht an den Punkt, an dem ihre Angreifer ins Eins-gegen-eins gehen können – weil Fischers Elf in der Rückwärtsbewegung so herausragend arbeitet.

Unter Fischer hat das Team im Spiel gegen den Ball große Fortschritte gemacht – und das schon in vorderster Reihe. Befindet sich der Gegner im Aufbauspiel, läuft Unions zentraler Stürmer die Innenverteidiger an und macht die Passwege durch die Mitte dicht. Unterstützt wird er von einem zentralen Mittelfeldspieler, gegen Darmstadt war dies meist Felix Kroos. Damit bleiben dem Gegner nur drei Optionen: der Pass auf den Außenverteidiger, der dann allerdings auch schnell unter Druck gesetzt wird; ein langer Ball nach vorne, was angesichts der Kopfballstärke von Friedrich und Hübner wenig Erfolg verspricht; oder der Rückpass auf den Torwart. „Großes Lob an unsere Offensivspieler, weil sie uns schon sehr viel Arbeit abnehmen“, sagt Hübner.

Ein wichtiger Baustein dieser so erfolgreichen Spielweise wird an diesem Sonntag allerdings fehlen. Grischa Prömel, im zentralen Mittelfeld neben Manuel Schmiedebach normalerweise gesetzt, ist angeschlagen und kann in Magdeburg nicht auflaufen. Für ihn dürfte der offensivere Robert Zulj in die Startformation rutschen.

Doch auch ohne Prömel sind die Berliner beim Aufsteiger klar favorisiert, denn unterschiedlicher könnten die Voraussetzungen kaum sein. Während Magdeburg seit sieben Spielen sieglos ist und bereits den Trainer gewechselt hat, ist Union in der Liga saisonübergreifend 17 Mal ungeschlagen geblieben. Das Restprogramm – in Magdeburg, dann zu Hause gegen Bochum und schließlich in Aue – spricht durchaus dafür, dass diese Serie bis zur Winterpause fortgesetzt werden kann. Laut Friedrich sei das in der Mannschaft aber kein großes Thema. „Es ist schön, ungeschlagen zu sein“, sagt der 22-Jährige. Aber früher oder später werde die erste Niederlage zwangsläufig kommen. Er schiebt nach: „Wir hoffen, dass es nicht am Sonntag ist.“

Julian Graeber

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