Island schlägt England 2:1: Die größtmögliche EM-Sensation
Außenseiter Island schafft das Wunder gegen enttäuschende Engländer. Dabei sah es im EM-Achtelfinale zunächst gar nicht nach einer Überraschung aus.
Die Engländer wollen nicht mehr zu Europa gehören, aber muss es denn so schnell gehen, und ist Island ein logischer Nachrücker? Nizza erlebte am Montag die größte Sensation des internationalen Fußballs seit der 2004 von Griechenland ermauerten Europameisterschaft. Island siegte im Achtelfinale 2:1 (2:1) der Fußball-EM über England, und das völlig verdient, trotz permanenter Feldüberlegenheit des EM-Mitfavoriten. Die letzten Minuten hatten die Schwere von Stunden, die Isländer waren stehend k.o. – und mussten doch so gut wie keine gefährliche Szene überstehen. Und kamen dabei auch noch zum schönstmöglichen Kalauer, zum Siegtor durch Sigthorsson.
Es war 22:50 Uhr, als in Nizza die Hölle losbrach, unten auf dem Rasen und auf den Rängen, bei einer Party, wie sie das partyaffine Nizza noch nicht erlebt hat. Die Spieler rannten in die Fankurve, und dann wurde gefeiert. Glücklicherweise ist das Stadion in Nizza ein Neubau und der Beton noch frisch, denn so ausgelassen, wie die geschätzt 5000 Isländer feierten, hätte das einem älteren Gemäuer doch bedenklich schwer zusetzen können.
Dabei lief es am Anfang nach Plan für England. Das Spiel hatte noch gar nicht richtig begonnen, das grätschte Islands Torhüter Hannes Halldorsson ungeschickt Raheem Sterling um. Den fälligen Strafstoß jagte Wayne Rooney mit gnadenloser Präzision unten links ins Tor, und das Spiel schien seinen vorbestimmten Lauf zu nehmen. Nahm es aber nicht.
Die Isländer schüttelten sich kurz und spielten ihre Stärken aus – schnelle Angriffe ohne Schnörkel, einfach und geradeaus Richtung Tor. Beim Ausgleich lief das nach dem selben und nicht sonderlich originellen Prinzip, mit dem die Isländer schon im dritten Vorrundenspiel die Österreicher überrumpelt hatten. Sollte der englischen Scouting-Abteilung dieses Muster entgangen sein? Aron Gunnarsson, berüchtigt für seine weiten Einwürfe, schleuderte den Ball von der Seitenlinie in den Strafraum. Aari Anarson verlängerte mit dem Kopf, Kyle Walker war einen Moment lang unaufmerksam und konnte nur noch zuschauen, wie Ragnar Sigurdsson ganz allein vor dem machtlosen Joe Hart zum Ausgleich traf.
England ging früh in Führung - aber das half nichts
Irritiert sahen sich die Engländer an – wie konnte das passieren? Und nicht mal eine Viertelstunde später offenbarte sich ihnen das Unfassbare in noch dramatischerem Ausmaß. Mit einer schnellen Passstafette spielten sich die Isländer durch das, was auf dem Spielberichtsbogen als englische Abwehr angekündigt war. Kolbeinn Sigthorsson wartete mit seinem Schuss denkbar lange, aber kein Engländer störte ihn, Hart ließ den Ball unter der Hand rutschen und dann lag er im Tor.
„Sieht so aus, als wären wir verzweifelt darauf aus, uns in jeder Sicht aus Europa zu verabschieden“, twitterte Englands Sturmlegende Gary Lineker. Seine Landsleute bestimmten zwar nach längerer Schockstarre wieder das Spiel, aber auf der Tribüne stimmten die Fans schon mal schicksalsergeben „God save the Queen“ an.
Zur Halbzeit lag der größtmögliche Außenseiter vorn, und das Seltsame daran war, dass dieser Zwischenstand völlig in Ordnung ging. Das ohne jede Inspiration und Überraschungsmomente in die Breite gezogene Spiel der Engländer stellte die Isländer auch weiterhin vor keine Probleme. England fiel nichts ein und hatte Glück, dass Ragnar Sigurdsson bei seinem spektakulären Fallrückzieher Hart traf, der gar nicht mehr ausweichen konnte. Nach einer Stunde kam Jamie Vardy für Sterling und legte auch einen seiner Tempoläufe hin, aber Ragnar Sigurdsson grätschte perfekt. Die größte Chance vergab Harry Kane mit einem lächerlich schwachem Kopfball in die Arme von Halldorsson.
Sven Goldmann
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