DFB-Pokal gegen Arminia Bielefeld: Die großen Ziele von Viktoria 89
Im Jahn-Sportpark will Viktoria im Pokalspiel gegen Bielefeld viele Zuschauer anlocken - und den Amateurfußball noch auf ganze andere Weise fördern.
Am Donnerstagnachmittag geht es im Stadion Lichterfelde gemütlich zu. Ein Trecker fährt herum, ein Jogger dreht seine Runden auf der blauen Tartanbahn. Die Tornetze sind hochgesteckt. Das Stadion wird noch etwas länger Pause haben. Zwar betritt Viktoria 89 am Samstag um 15.30 Uhr (live bei Sky) die überregionale Fußball-Bühne, allerdings gut 15 Kilometer weiter nordöstlich. Im Jahn-Sportpark heißt der Gegner in der ersten DFB-Pokalrunde Arminia Bielefeld. Es gab Überlegungen, das Spiel in Lichterfelde auszutragen. „Das wäre aber vor allem wirtschaftlich nicht vernünftig gewesen“, sagt Sportdirektor Rocco Teichmann mit Blick auf die hohen organisatorischen Anforderungen.
Im Jahn-Sportpark, wo schon viele DFB-Pokalspiele stattfanden, hat Viktoria zuletzt gute Erfahrungen gemacht. Gewann das Halbfinale des Berliner Pokals gegen den BFC Dynamo und das Finale gegen Tennis Borussia. Nun also Bielefeld. Solider Zweitligist, jedoch sicher kein Traumlos. „Dortmund oder Bayern kann eben nur je eine Mannschaft kriegen“, sagt Kapitän Marcus Hoffmann. Und ergänzt: „Bielefeld war lange Zeit in der Bundesliga. Das ist ein ordentlicher Gegner.“
Ganz unabhängig vom Namen ist der Pokal eine Chance für den Fußball-Regionalligisten – eine Chance, sich positiv darzustellen. Zuletzt war Viktoria Ende 2018 groß in den Schlagzeilen. Allerdings anders als gewünscht. Da platzte der Deal mit der Advantage Sports Union des chinesischen Milliardärs Alex Zheng und damit alle schönen Träume. Nachdem plötzlich kein Geld mehr gekommen war, musste Viktoria Insolvenz anmelden. Leistungsträger wechselten, es ging nur noch ums Überleben des Vereins mit der ebenso großen wie starken Jugendabteilung. Das gelang, finanziell und sportlich. Trotz des Neun-Punkte-Abzugs beendete man die Saison weit entfernt von den Abstiegsrängen.
Für das Spiel gegen Bielefeld gibt es reichlich prominente Unterstützung: Unter anderem vom früheren Box-Weltmeister Arthur Abraham – der dafür wirbt, dass „ganz Berlin am 10. August ein Viktorianer ist“ – und Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller, der „Nervenkitzel, Spannung und erstklassige Spielatmosphäre“ verspricht. Anfang der Woche war noch Mixed-Martial-Arts-Weltmeisterin Julia Dorny zu Gast beim Training.
20.000 Zuschauer wollte man erreichen
Zudem existiert in den sozialen Medien in Sachen Zuschauerzahl der höchst ambitionierte Hashtag „#20000 für Viktoria“. Es sei wichtig, „große Ziele zu haben“, sagt Teichmann. Inzwischen lautet das offizielle Ziel „fünfstellig.“ Auch das wäre gegen Bielefeld eine sehr gute Zahl, bislang sind etwa 5000 Tickets verkauft worden. „Wenn jeder dritte Zuschauer danach zu unseren Ligaspielen kommt, hätten wir viel erreicht“, sagt Kapitän Hoffmann. Am vergangenen Sonntag zahlten gegen Lok Leipzig 752 Besucher Eintritt. Im Zuge des Pokalspiels konnte die Kooperation mit einer Videoplattform für den Amateursport intensiviert werden, die als Trikotsponsor auftritt.
Und für jedes erzielte Tor – inklusive eines möglichen Elfmeterschießens – will Viktoria 1000 Euro an das preisgekrönte Projekt „Gemeinsames Aktionsbündnis zur Förderung des Amateurfußballs“ (GABFAF) spenden, das den kleinen Fußball unterstützt. Doch das mit den Toren war zuletzt nicht die Stärke des Teams. In den beiden Partien hintereinander gegen die Leipziger Teams gelang der Mannschaft des neuen Trainers Benedetto Muzzicato kein Treffer. Erst hieß es 0:0 bei Chemie, dann 0:2 gegen Lok. Viktoria hätte bis zur Pause fünf Tore machen können, stellte Lok-Trainer Björn Joppe fest. Muzzicato will auch gegen Bielefeld munter mitspielen: „Wir müssen Mut haben, den Gegner zu stressen. Dann können wir gewinnen.“ Nicht im heimischen Stadion Lichterfelde, aber zumindest in gewohnter Umgebung. Die Mannschaft wird im Jahn-Sportpark dieselbe Kabine nutzen wie bei den Siegen gegen den BFC und TeBe.