Start der DEL am Freitag: Die Eisbären Berlin stehen vor einer schweren Saison
Am Freitag beginnt die neue Saison in der Deutschen Eishockey-Liga. Die Eisbären sind dabei diesmal nur Außenseiter - geben sich aber kämpferisch.
So ein Jubiläum muss gefeiert werden. Seit 1995 denselben Hauptsponsor, das ist im Sportgeschäft eine Ausnahme. Eine erfreuliche angeblich bei der Liaison des EHC Eisbären und des Energiekonzerns Gasag. Dessen Vorstandsvorsitzende freut sich auf die Feiern zum 20. Geburtstag. Vera Gäde-Butzlaff wackelt am Mittwochmittag im großen Konferenzraum der Konzernzentrale mit dem Mikrofon zu ihren Worten. Nicht ganz im Takt, aber dafür sagt die Chefin vom Sponsor beim Auftritt der sportlichen Führung der Eisbären taktvoll: „Wir werden das Jubiläum in der ganzen Saison feiern. Parallel zu den sportlichen Erfolgen.“ Und dann sagt sie: „Hoffe ich.“
Neben Gäde-Butzlaff sitzt Peter John Lee. Er trägt das Haar nun etwas länger als sonst. Steht ihm gut. Und die flotte Frisur lenkt ein wenig ab vom angestrengten Gesichtsausdruck des Geschäftsführers von Deutschlands erfolgreichstem Eishockeyunternehmen – das waren die Eisbären bis 2013. Sieben Meistertitel in neun Jahren. Doch dann kam der Absturz. Zwei Mal Play-offs ohne Berlin. Und nach zwei so flachen Jahren, sagt Lee nervös lächelnd, „weiß ich, was für Fragen vor der neuen Saison kommen“. Keine schönen. Dafür sind die Eisbären aber auch selbst verantwortlich, dass sie am Freitag im Spiel gegen die Nürnberg Ice Tigers als Außenseiter in die neue Saison der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) gehen.
Von Mannheim bis München – die Kader von mindestens sieben der 13 Ligakonkurrenten wirken stärker besetzt als der des einstigen Serienmeisters. Der hat sich dem großen Neuaufbau verweigert – auch aus vom Eigner vorgegebenem Sparzwang. Es gibt ein paar neue Spieler, darunter die erfahrenen Verteidiger Micki DuPont und Bruno Gervais und seit Mittwoch auch Shuhei Kuji. Der 28 Jahre alte Angreifer bekommt einen Ein-Jahres-Vertrag und ist erster Japaner in der DEL. Allerdings ist kaum ersichtlich, wie der flinke Läufer den Berlinern helfen soll. Von den Anlagen her gehört er in die ersten Reihen, doch da sollten von ihrer Qualität her andere spielen. In Reihe vier wird Kuji aufgrund seiner Physis kaum einsetzbar sein. Auch eine andere personelle Entscheidung der Eisbären ist gewagt: Der talentierte Torwart Mathias Niederberger ging nach Düsseldorf, dafür kam Kevin Nastiuk nach Berlin zurück. Tausche Zukunft gegen Vergangenheit. Hilfe!
Die Eisbären haben mit viel Kontinuitätsliebe ihre Titel gewonnen
Hilfe? Uwe Krupp könnte Hilfestellungen bieten. Des Trainers guter Ruf steht ja mit auf dem Spiel. Natürlich, sagt Krupp, hätte die Mannschaft auch von außen neu aufgebaut werden können. Aber bei den Eisbären sei das nun „von innen“ passiert. „Wir wollen einen Neustart.“ Und Umbrüche seien ja auch in der Vergangenheit in Berlin „mit großem Erfolg nicht gemacht worden“. Stimmt. Die Eisbären haben mit viel Kontinuitätsliebe zum Spitzenpersonal ihre Titel gewonnen, allerdings sind viele der einstigen Erfolgsprofis nicht mehr so jung wie einst und dann haben viele ehemalige Stars längst aufgehört. André Rankel, inzwischen Kapitän, ist einer der letzten Größen von einst. Er sagt: „Wir sind uns alle im Klaren darüber, dass die letzten beiden Jahre nicht so liefen.“ Daher spüre er nun „eine positive Anspannung“ im Team.
Dass Krupp nicht nur seine Wunschspieler bekommen hat beim Umbruch, der kaum stattgefunden hat, ist klar. Ein Saisonziel will Krupp nicht ausrufen. Und dass kein anderer Trainer der Konkurrenz die Eisbären als Titelfavorit nennt, irritiert ihn angeblich nicht. Vielleicht ist es sogar von Vorteil, so großer Außenseiter zu sein. Krupp sagt: „Ich mag die Mannschaft. Ich mag die Reaktion der Spieler auf Siege und Niederlagen.“ Letztere gab es häufig, in der vorsaisonalen Champions League konnten sich die Eisbären mit nur einem Sieg in vier Spielen in die zweite Runde lavieren. Dabei deutete sich schon an, dass es sportlich ein ganz schweres Jahr für die Eisbären werden kann.
Womöglich aber können die Berliner sogar ein abermaliges Verpassen der Play-offs verschmerzen: 5245 Dauerkarten wurden bereits für die kommende Saison verkauft, das ist Rekord und belegt, dass sich die Eisbären von ihrem sportlichen Abschneiden ein Stück weit emanzipieren konnten. Die Zuschauer kommen zum Berliner Kultklub, komme was wolle auf dem Eis. Und dass sie mal nicht in die Arena am Ostbahnhof zur Eisbärenshow reindürfen, wie vergangene Saison, als die Berliner wegen einer Panne in der Planung in den Pre-Play-offs einmal in den Wellblechpalast mussten, wird auch nicht mehr passieren. „Das versprechen wir“, sagt Geschäftsführer Lee.
Nah am Anhänger gebaut sind sie eben, die Eisbären. Ihr Hautsponsor sucht in dieser Saison sogar in einer Aktion den „größten Fan“. Vielleicht erlebt die oder der auch mal wieder einen großen sportlichen Erfolg – vermutlich wird es bis dahin aber länger dauern.