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Mann mit NHL-Erfahrung. Bruno Gervais im Trikot der Philadelphia Flyers.
© Imago

Neuer Eisbären-Verteidiger: Bruno Gervais steht auf Berlin

Bruno Gervais wechselte zu den Eisbären, weil ihm Daniel Brière nur Gutes über Berlin berichten konnte. Nun soll der erfahrene Verteidiger in seinem neuen Team gleich Führungsaufgaben übernehmen.

Gute Bekannte, die auch bei der Karriereplanung weiterhelfen können, sind generell eine feine Sache. Eisbären-Neuzugang Bruno Gervais hatte sogar einen besonderen Ratgeber: Dass er nun in Berlin ist, liegt in erster Linie an Daniel Brière. Den Stürmer, der während des Arbeitskampfes in der National Hockey-League (NHL) vor knapp drei Jahren 21 Spiele für die Eisbären absolvierte und dabei die Fans mit seiner Klasse verzückte, kennt Gervais schon lange. Beide kommen aus der kanadischen Provinz Quebéc, später spielten sie ein Jahr gemeinsam bei den Philadelphia Flyers. Da telefoniert man schon mal miteinander.

Und so unterhielten sich beide vor einigen Wochen erst über ihre Familien und schließlich über ihre Zukunftspläne. Dabei erwähnte Gervais, der nach 423 NHL-Spielen als Verteidiger für die New York Islanders, Tampa Bay Lightning und die Flyers in den vergangenen beiden Jahren nur noch in der zweitklassigen American Hockey League (AHL) zum Einsatz gekommen war, dass er gerne nach Europa wechseln würde. „Es ist natürlich ein großer Schritt, mit der Familie nach Übersee zu gehen“, sagt er. „Aber ich wollte diese Erfahrung unbedingt machen, und der richtige Zeitpunkt war gekommen.“ Bei Brière stieß er auf offene Ohren. Denn der hatte in Berlin nicht nur große Sympathien gewonnen, sondern auch bleibende Eindrücke mit zurück nach Nordamerika genommen. „Er hat mir nur großartige Sachen über den Klub, die Fans und die Stadt erzählt“, sagt Gervais, „ich habe mich dann erkundigt, ob Berlin jemanden sucht.“ Als die Eisbären tatsächlich Interesse zeigten, wies er seinen Agenten an, umgehend alle anderen Gespräche zu beenden: „Ich wusste sofort: Das ist es.“

Gervais hat 423 Mal in der NHL gespielt

Nun ist der 30-Jährige also angekommen im Wellblechpalast, wo die Eisbären seit Montag für die kommende Saison trainieren. Sein Tippgeber Brière könnte da sogar ein wenig neidisch sein. „Er möchte jetzt bei seinen drei Söhnen bleiben, weil sie noch zur Schule gehen – aber wenn er könnte, würde er am liebsten morgen wieder herkommen“, erzählt Gervais. Nach dem ersehnten Wechsel über den Atlantik ist er nun in einer anderen Situation als noch im Frühjahr, nicht nur, weil er sich in der neuen Umgebung erst zurechtfinden muss. Denn nachdem er in der NHL jahrelang eher unauffällig seinen Dienst verrichtet hatte, war er zuletzt beim AHL-Team Lake Erie Monsters als Kapitän zu einer allseits geschätzten Führungspersönlichkeit geworden – nicht zuletzt, weil er sich vorbildlich um die Nachwuchsspieler kümmerte. Ansprüche auf eine ähnlich exponierte Rolle erhebt er in Berlin erst einmal nicht. „Ich bin der Neue in der Kabine und habe viel zu lernen“, sagt er. Im Moment könnten ihm auch die Jüngeren noch etwas beibringen. Und außerdem gebe es ja schon „eine große Gruppe von Führungsspielern“.

Doch die Eisbären haben den ehemaligen NHL-Spieler natürlich nicht zum Lernen geholt. Gervais, der bei Gelegenheit gerne in die Offensive geht, hat seine Stärken hauptsächlich in der Abwehrarbeit und im sicheren Aufbauspiel. Trainer Uwe Krupp hofft, dass er die Mannschaft „stabilisieren“ werde. Aber das ist trotz aller Bescheidenheit, die der Neuzugang an den Tag legt, nicht alles: „Er ist ein gestandener Spieler“, sagt Krupp, „Wir erwarten auch charakterlich von ihm, dass er in der Truppe Verantwortung übernimmt.“ Zusammen mit Micki DuPont, dem inzwischen 35 Jahre alten Verteidiger, der nach neun Jahren in Nordamerika und der Schweiz zu den Berlinern zurückgekehrt ist, steht Gervais für das Ziel, das die sportliche Leitung nach der enttäuschenden Vorsaison ausgegeben hatte: Der oft erschreckend labil wirkenden Mannschaft mehr Routine zu injizieren. Außerdem sollen die beiden ihre Erfahrungen an die Kollegen weitergeben. Das scheint zu funktionieren: „Schon im ersten Training haben sie sich um die jungen Spieler gekümmert, das kommt einfach mit einer gewissen Reife“, sagt Krupp.

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