Play-off-Start in der NHL: Die Edmonton Oilers sind endlich wieder wer
An der Seite von NHL-Topscorer Connor McDavid ist Leon Draisaitl in Edmonton zum Anführer gereift. Jetzt startet er mit den Oilers in die Play-offs.
Connor McDavid nahm Tempo auf, passte von rechts nach links auf seinen Mitspieler Leon Draisaitl. Der blickte kurz auf und schoss den Puck anschließend ins gegnerische Tor. Danach kannte der Jubel keine Grenzen. Selten dürfte ein 5:1 im letzten Hauptrundenspiel einer langen Saison so gefeiert worden sein wie jener Treffer der Edmonton Oilers am vergangenen Sonntag gegen die Vancouver Canucks. McDavid, dem 20 Jahre alten Kapitän der Oilers, gelang mit seiner Vorlage der 100. Punkt in der Scorerwertung der nordamerikanischen Eishockey-Liga NHL. Damit holte sich der Kanadier den Titel des bestens Punktesammlers als drittjüngster Spieler der Geschichte nach Sidney Crosby und Wayne Gretzky.
Wie gut McDavid ist, zeigen aber nicht nur seine 30 Tore und 70 Assists. Wichtiger ist, dass alle Kollegen um ihn herum von seinen Fähigkeiten profitieren und Edmonton zum ersten Mal seit der Saison 2005/06 wieder die Play-offs erreicht hat. Dort trifft das Team in der Nacht auf Donnerstag in der ersten Runde auf die San Jose Sharks. „Jeder in der Stadt ist heiß auf die Serie. Genau wie wir“, sagte Leon Draisaitl. Der 21 Jahre alte Kölner hat in dieser Saison 29 Treffer erzielt und weitere 48 vorbereitet. Seine 77 Scorerpunkte sind neuer deutscher Rekord in der NHL und sein 5:1 im finalen Hauptrundenspiel war für ihn ein spezielles Tor. Dadurch rutschte er noch unter die Top Ten der punktbesten Spieler der Liga und sicherte sich einen Bonus von 1,6 Millionen US-Dollar.
An der Seite von McDavid ist Draisaitl in seiner dritten NHL-Saison endgültig aufgeblüht. Dass er vor zwei Jahren nach wenig verheißungsvollem Start ins Juniorenteam abgeschoben wurde und die Spielzeit 2015/16 nur in der unterklassigen AHL begann, wirkt inzwischen wie eine Geschichte aus einer anderen Zeit. „Er ist einfach gereift. Mental und taktisch. Er hat mehr Zutrauen in seine Fähigkeiten, spielt deshalb mit mehr Risiko und ist ein besserer Schlittschuhläufer“, sagt sein Trainer Todd McLellan über Draisaitl. Und da ist die gesunde Konkurrenz mit Connor McDavid. „Ich möchte der beste Spieler auf dem Eis sein, und er möchte das auch. Das hilft uns beiden und macht uns stärker“, sagt Draisaitl.
Gegen die San Jose Sharks ist Edmonton trotz Heimvorteil nicht unbedingt favorisiert
Gegen San Jose haben die Oilers zwar den Heimvorteil. Dazu konnten sie drei der fünf Saisonspiele gegen die Sharks gewinnen und beendeten die Hauptrunde mit zwölf Siegen aus den letzten 14 Spielen. Dennoch ist Edmonton gegen den Vorjahresfinalisten nicht unbedingt favorisiert. San Jose verfügt über jede Menge Erfahrung, in den Play-offs kann das entscheidend sein. „Natürlich spricht dieser Punkt gegen uns. Aber am Ende spielen wir immer noch Eishockey. Und daran ändert sich auch in den Play-offs nicht“, glaubt McDavid.
In Edmonton sind die Fans hungrig nach Erfolgen. Die große Ära in den 1980er Jahren als Wayne Gretzky die Oilers zu fünf Meisterschaften führte, ist immer noch sehr präsent in der 800 000-Einwohner-Stadt. Viel zu lange hat der Klub zuletzt gebraucht, um sportlich wieder gut dazustehen. McDavid war der vierte Nachwuchsspieler seit 2010, den die Oilers als Nummer eins des alljährlichen Drafts ziehen durften. Von Taylor Hall (2010) und Nail Yakupov (2012) hat sich Edmonton inzwischen getrennt. Mit McDavid ist dem Team endlich der ersehnte Volltreffer gelungen.
Und dazu kommt natürlich noch Leon Draisaitl. Der Deutsche hat in dieser Saison in vielen Formationen gespielt, mal als rechter Außenstürmer, mal als Center. Sogar in Unterzahl stand er auf dem Eis, während er im Powerplay einer der besten Torschützen in der NHL war. In Edmonton sprechen sie davon, dass Draisaitl die Erwartungen sogar übertroffen hat. Nach der Saison wird sich das wohl auch in einem neuen Vertrag niederschlagen. In den Play-offs könnte Draisaitl in dieser Hinsicht weitere Argumente sammeln. Und wenn der Jubel für das letzte Tor der Oilers in der Endrunde ähnlich groß ausfällt wie in der Hauptrunde, dürfte nicht nur Draisaitl alles richtig gemacht haben.