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Ins Straucheln geraten. Die Red Wings mit Andreas Athanasiou (links) sind aus dem Rennen um die Play-off-Plätze in der NHL ausgeschieden. Jetzt versuchen sie einen Neuanfang. Foto: Gregory Shamus/AFP
© AFP

NHL: Die Detroit Red Wings und das Ende einer Ära

Zum ersten Mal seit 1990 werden die Detroit Red Wings die Play-offs in der NHL verpassen. Damit endet die drittlängste Serie dieser Art im US-Sport.

Was hat ein Oktopus mit Eishockey zu tun? Normalerweise nicht viel, nur in Detroit ist das ein bisschen anders. Wenn die Red Wings in den Play-offs der National Hockey League (NHL) spielen, dauert es für gewöhnlich nicht lange, bis ein Oktopus aus dem Publikum aufs Eis geschleudert wird. Dann hat Eismeister Al Sobotka seinen großen Auftritt. Mit einer Schaufel ausgerüstet kratzt er das Tier von der Spielfläche und lässt es anschließend wie eine Trophäe über seinem Kopf herumwirbeln. Dann rasten die Fans in der Joe Louis Arena erst so richtig aus. Doch in diesem Jahr ist alles anders. Der Oktopus fliegt nicht mehr. Denn erstmals seit 1990 werden die Detroit Red Wings die Play-offs in der NHL verpassen – nach 25 Saisons endet damit die drittlängste Serie dieser Art im US-Sport.

Im vergangenen Vierteljahrhundert war kein Eishockeyteam in Nordamerika so erfolgreich wie die Red Wings. Sechsmal standen sie im Finale um den Stanley Cup, viermal holten sie den wichtigsten Pokal im Eishockey. Lange Jahre hatten sie ein Allstar-Team am Start, mit Spielern wie Steve Yzerman, Sergej Fjodorow, Brett Hull, Dominik Hasek oder Nicklas Lidström – um nur einige zu nennen. Eigentümer Mike Ilitch investierte viel Geld in seine Mannschaft, da waren Titel nur logisch. Doch dann kam die Streiksaison 2004/05 – danach wurde in der NHL eine Gehaltsobergrenze („Salary Cap“) eingeführt. Geld allein reichte nun nicht mehr aus, um ein Meisterschaftskandidat zu sein. Plötzlich herrschte Chancengleichheit in der Liga. Doch Detroit gewann immer weiter und erreichte Jahr für Jahr zuverlässig die Play-offs – als einziges von 30 Teams in der NHL.

Nach großen Siegen folgt irgendwann der schleichende Abstieg

Elf Jahre lang ging das gut, doch den letzten Titel feierten die Red Wings 2008. Eine Saison später reichte es noch mal für die Finalserie, zuletzt aber musste mehr und mehr um die Play-off-Teilnahme gezittert werden in der selbst ernannten „Hockeytown“. Nun ist das eingetreten, was im US Sport unvermeidlich ist. Nach großen Siegen folgt irgendwann der schleichende Abstieg. Denn Zugriff auf die besten Talente haben immer nur die schlechtesten Teams eines Jahres. Detroit konnte seit 1990 keinen Nachwuchsspieler aus den Top Ten des jährlichen sogenannten „Drafts“ mehr ziehen. Und zudem verhindert der Salary Cap große Investitionen in teure Stars.

Schon vor der Saison 2016/17 waren die Anzeichen in Detroit nicht die besten. Dabei war eigentlich eine ganz besondere Spielzeit geplant, in der Abschied genommen werden sollte von der altehrwürdigen Joe Louis Arena. Doch im Sommer entschied sich Topspieler Pawel Datsiuk dazu, seinen Vertrag in Detroit aufzulösen und in seine russische Heimat zurückzukehren. Adäquaten Ersatz konnten die Red Wings nicht verpflichten. Dann starb Klublegende Gordie Howe, und später in der Saison segnete auch noch Besitzer Ilitch das Zeitliche. Sportlich war da schon nichts mehr zu retten für Detroit. Erstmals seit langer Zeit wurden zum Transferschluss gute Spieler verkauft, um den Prozess des Neuanfangs einzuleiten.

Am vergangenen Dienstag war es dann soweit. Die Red Wings verloren 1:4 bei den Carolina Hurricanes und waren damit schon sieben Spiele vor Schluss der Hauptrunde raus aus dem Play-off-Rennen. „Es war ein großartiger Lauf. Alle die dabei waren, dürfen stolz sein. Aber jetzt ist es vorbei“, sagte Kapitän Henrik Zetterberg. Aus der gesamten NHL kamen anschließend Respektsbekundungen. „Ich glaube nicht, dass wir so etwas noch einmal sehen werden, ein Team, das so viele Jahre Elite ist“, sagte Stan Bowman, General Manager der Chicago Blackhawks. Dabei sind die 25 Saisons in Folge mit einer Endrundenteilnahme noch nicht einmal Rekord, den halten die Boston Bruins mit 29 Play-off-Spielzeiten (1968 - 1996) nacheinander. Doch das war eine andere Ära mit weniger Teams in der Liga und reichen Eigentümern, die so viel Geld ausgeben konnten, wie sie wollten.

In Detroit wollen sie sich nun nicht lange mit dem Neuaufbau aufhalten. „Unser Fokus liegt zu hundert Prozent darauf, dass es ein einmaliges und nicht zehnmaliges Erlebnis bleibt“, sagte Jeff Blashill, der Trainer der Red Wings. Zumal das Team ab der kommenden Saison in der hochmodernen neuen Little Ceasars Arena spielen wird. Dort wird auch Al Sobotka wieder als Eismeister fungieren – und er hätte sicher nichts dagegen, wenn er im Frühjahr 2018 wieder den Oktopus über seinem Kopf herumwirbeln lassen könnte.

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