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Auch Hertha BSC muss sich noch etwas gedulden.
© Reuters

Endgültige Entscheidung trifft die Politik: Die DFL ist bereit für den Tag X

Die Deutsche Fußball-Liga stellt klar, dass die Bundesliga in absehbarer Zeit zurückkehren möchte und muss.

Die Aussage klang eindeutig: Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) ist bereit, teilte Christian Seifert, Geschäftsführer der DFL, nach der virtuellen Sitzung der 36 deutschen Profiklubs mit. Aber Seifert schränkte gleich ein: „Wir haben es nicht in der Hand, ob wir überhaupt spielen. Und wenn ja, wann“, sagte der 50-Jährige. „Wir haben nur in der Hand, die Rahmenbedingungen zu schaffen.“

Der Profifußball, der zu Beginn der Coronavirus-Pandemie nicht eben durch Zurückhaltung aufgehalten war, gibt sich durchaus demütig.

Die DFL ist startklar, aber: „Es ist nicht an uns, Forderungen zu stellen“, sagte Seifert. Die endgültige Entscheidung darüber, ob und wann der Ball in der Bundesliga und der Zweiten Liga wieder rollt, trifft die Politik. Da gab es in den vorigen Tagen bereits einige Protagonisten, die sich die Fortsetzung der Saison mit der Austragung von Geisterspielen durchaus vorstellen können. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) gehörte ebenso dazu wie die Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen und Bayern, Armin Laschet (CDU) und Markus Söder (CSU).

„Wir haben mehrere Spielplanoptionen“, sagte Seifert. Das erste Mai-Wochenende sei „nicht realistisch“. Sollte die Politik beschließen, dass es am 9. Mai weitergehen könnte, „dann werden wir am 9. Mai bereit sein“. Und wenn es „Tag X“ wird, wäre das auch möglich. Offen ist derzeit ebenfalls, mit welchem Spieltag gestartet werden würde. Die Saison war in beiden Ligen vor dem 26. Spieltag unterbrochen worden.

Der Profifußball und seine Rolle in der Coronavirus-Krise, das war in den vergangenen Wochen vielerorts ein Reizthema. Soll es wirklich in diesen Zeiten eine Sonderbehandlung geben? Seifert hat sich zur Kritik geäußert. Diese „Missgunst“ habe ihn überrascht. Die Liga müsse sich fragen, warum es bei einigen Menschen wenig guten Willen gegenüber dem Profifußball gebe.

Allerdings kam die Kritik auch aus Kreisen, die dem Fußball im Normalfall mit sehr viel gutem Willen gegenüberstehen. So schrieb das Ultra-Bündnis „Fanszenen Deutschland“, der Profifußball gehöre „weiterhin in Quarantäne“. Und die Fan-Organisation „Unsere Kurve“ wolle „nicht mehr über Symptome diskutieren“.

Seifert warb um Verständnis, dass die DFL wie auch andere Firmen in der Krise ein Unternehmen sei, „das zurückkehren möchte und irgendwann zurückkehren muss“. Wobei „irgendwann“ auch als ziemlich bald zu verstehen sein dürfte.

Denn – das machte Seifert bei aller Zurückhaltung und dem Verweis auf die Politik als Entscheider deutlich – sollte eine Rückkehr in den Spielbetrieb zeitnah nicht möglich sein, müsse klar sein, „dass wir die Bundesliga auch in einigen Monaten nicht spielen werden. Dann wäre die Bundesliga irgendwann ein Kollateralschaden“ der Coronavirus-Pandemie. Tag X sollte also aus DFL-Sicht nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen. Zumindest in einer Hinsicht konnte die DFL bereits einen Erfolg vermelden. Sie hat sich „fast allen“ Medienpartnern auf eine Vorauszahlung der noch ausstehenden TV-Prämien geeinigt. Das entspannt die bei einigen Vereinen bereits äußerst prekäre finanzielle Lage zunächst.

Einigungen mit fast allen Medienpartnern

„Mit einer Ausnahme wurden mit allen Partnern Einigungen erzielt. Es wurden auch Vereinbarungen getroffen, wie damit umzugehen ist, sollte die Saison nicht zu Ende gespielt werden können. Klar ist auch: Sollte die Saison nicht wieder starten, greifen gewisse Mechanismen zur Rückzahlung“, sagte Seifert.

Die DFL will die Dritte Liga und die Bundesliga der Frauen finanziell unterstützen. Seifert bestätigte eine Zahlung von 7,5 Millionen Euro. Die vier Champions-League-Teilnehmer FC Bayern München, Borussia Dortmund, RB Leipzig und Bayer Leverkusen hatten zu Beginn der Krise 20 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, um bedrohten Klubs zu helfen.

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Zur Fortsetzung des Spielbetriebs hat eine Expertenkommission ein Konzept erarbeitet, das den Klubs nun vorgestellt wurde. Es enthält unter anderem strikte organisatorische Vorgaben. So sollen maximal etwa 300 Personen an der Durchführung einzelner Partien beteiligt werden – Spieler und Trainer eingeschlossen. Zudem gibt die von Tim Meyer, Chefmediziner des Deutschen Fußball-Bundes, geleitete Task Force klare Vorgaben für Hygienemaßnahmen.

Die Spieler sollen während der Saison engmaschig auf das Coronavirus getestet werden, mindestens einmal pro Woche. Dafür rechnet die DFL mit einem Bedarf von rund 20.000 Tests. „Wir haben auch hier eine Kooperationsvereinbarung abgeschlossen, mit insgesamt fünf Laborverbänden“, sagte Seifert. „Alle Labore haben uns schriftlich versichert, dass die derzeitigen Kapazitäten ausreichend sind und durch Covid-19 keine Limitierung der Testkapazitäten auftreten.“

Darüber, ob Fußballprofis trotz fehlender Symptome ständig kontrolliert werden sollen, war zuletzt ein sehr heftiger Streit entbrannt. Auch das Robert Koch-Institut hatte große Zweifel an der Sinnhaftigkeit routinemäßiger Kontrollen angemeldet. (Tsp/dpa)

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