6:5 gegen EHC München: Die Berliner Eisbären wahren ihre Titelchance
Weiter, immer weiter: Die Eisbären gewinnen das fünfte Finalspiel gegen den EHC München. In Sachen Dramatik treiben es beide Teams auf die Spitze.
In München standen die Zeichen am Sonntag auf Sommer. Bei 28 Grad und weißblauem Himmel ist Eishockey nicht unbedingt ein naheliegender Gedanke, aber der ortsansässige EHC Red Bull wollte mit einem Sieg über die Eisbären am Nachmittag ja auch die Sommerpause einläuten.
Ganz so schnell ist allerdings noch nicht Schluss mit der Finalserie um die deutsche Meisterschaft, die Eisbären meldeten sich mit einem spektakulären 6:5 (3:1, 1:1, 1:3/1:0)-Sieg nach Verlängerung zurück und liegen nach fünf Spielen nur noch 2:3 in Serie nach dem Modus Best-of-seven zurück. Am Dienstagabend geht es damit mit einem Heimspiel in der Arena am Ostbahnhof weiter.
Nach der Niederlage am Freitag hatten die Berliner zwar betont, dass sie sich noch lange nicht geschlagen geben wollten. Aber München wirkte einfach zu cool bei den Siegen in den Spielen zwei bis vier. Vielleicht hatten die RB-Spieler das auch selbst im Kopf, als sie am Sonntagnachmittag das mit 6142 Zuschauern ausverkaufte Olympia-Eissportzentrum betraten.
Jedenfalls begann die Mannschaft erstaunlich fahrig. Gleich zweimal wurden die Eisbären förmlich zum Toreschießen eingeladen und anders als noch vor zwei Tagen nutzten sie diesmal ihre Chancen auch. Zunächst traf André Rankel zum 1:0, wenig später erhöhte Thomas Oppenheimer auf 2:0.
Die mitgereisten Fans aus Berlin, die schon weit vor dem ersten Bully die Fahnen geschwenkt und ihre Dynamos gefeiert hatten, konnten kaum fassen, was sie sahen. Auch die Spieler der Berliner schauten sich nach den beiden Treffern beinahe ungläubig an. Sollte da doch noch etwas gehen? München gab die schnelle Antwort, Brooks Macek verkürzte auf 1:2. Die Eisbären aber blieben bei fast tropischen Temperaturen in der Eishalle cool und stellten durch Jamie MacQueen den alten Abstand noch vor der ersten Pause wieder her.
Im zweiten Drittel musste nun eigentlich der Sturmlauf der Münchner folgen, aber die taten sich weiter schwer und wirkten erstaunlich unkonzentriert. Selbst das bisher in der Finalserie so starke Überzahlspiel des Meisters stellte die Berliner nicht vor unlösbare Probleme. Das 2:3 durch Mads Christensen fiel dann mitten hinein in eine Phase, in der die Zweifel bei RB wuchsen. Plötzlich war München da und erhöhte den Druck. Das Spiel stand erstmals an diesem Tag auf der Kippe, aber die Eisbären schafften es zunächst gut, das Geschehen vom eigenen Tor weg in die gegnerische Zone zu verlagern. Nick Petersen wurde bei einem dieser Gegenstöße gefoult und im folgenden Powerplay traf erneut Rankel zum 4:2.
Zwei Tore Vorsprung sind im Eishockey nicht viel
Nun mussten die Gäste noch 20 Minuten überstehen, um den zweiten Auswärtssieg im Finale einzufahren. Zwei Tore Vorsprung im Eishockey sind aber bekanntlich nicht viel und wenn dann gleich mit der ersten Chance für München der erneute Anschlusstreffer fällt, ist plötzlich wieder alles drin. Macek hatte zum zweiten Mal getroffen und jetzt peitschten die RB-Fans ihr Team mit noch lauteren Gesängen nach vorn, träumten weiter vom „Titel dahoam“ und einem zünftigen Weißbier am Abend im sonnig-heißen Biergarten. Und tatsächlich glichen die Bayern zum 4:4 aus, Jonathan Matsumoto brachte die Halle mit seinem Überzahltor endgültig zum Beben.
Doch während der Stadionsprecher noch den Torschützen feierte, machte sich James Sheppard auf Richtung Münchner Tor, wurde dabei regelwidrig gestört und mit einem Penalty belohnt. Den verwandelte der Kanadier in Diensten der Eisbären schlittschuhläuferisch gekonnt – die Berliner hatten damit einmal mehr in diesem Spiel ein Tor zum richtigen Zeitpunkt erzielt. Und endlich schienen sie in dieser Serie auch mal mit dem nötigen Glück im Bunde zu sein. Bis sie in der Schlussphase wieder einmal eine Fünf-gegen-Drei-Überzahl zugesprochen bekamen. Die führte nämlich am Ende dazu, dass München per Konter zum 5:5 durch Keith Aucoin kam. Der gerade von Strafbank zurückgekehrte Konrad Abeltshauser hatte mustergültig vorbereitet.
Die beiden Teams hatten es nun endgültig auf die Spitze getrieben in Sachen Dramatik. Dass die Entscheidung letztlich in der Verlängerung fiel, war da nur logisch. Zum Helden des Tages wurde schließlich Jamie MacQueen, der nach 76 Sekunden der Extraspielzeit traf. Endgültig jubeln durften die Eisbären aber erst nachdem die Schiedsrichter zur Sicherheit noch einmal den Videobeweis bemüht hatten. Aber besser spät als nie – das gilt nun auch umso mehr für den Verlauf dieser Finalserie.