DEL-Finale gegen Red Bull München: Alles oder nichts für die Eisbären Berlin
Die Eisbären haben im Finale noch eine Chance. Aber wenn sie heute nicht gewinnen, ist München Meister.
Wenn die Lage ernst ist, muss der Kapitän vorangehen. Also trat André Rankel am Freitagabend nach der bitteren 2:4-Niederlage der Eisbären Berlin im vierten Finalspiel um die Deutsche Eishockey-Meisterschaft gegen Red Bull München vor die Presse und erklärte: „Wir geben nicht auf, wir wollen weitermachen. Es steht jetzt 3:1, wir sind definitiv mit dem Rücken zur Wand. Wir haben aber gezeigt, dass wir mitspielen können.“ Tatsächlich konnten die Eisbären im vierten Duell mit dem Titelverteidiger nicht nur mithalten, sie bestimmten das Spiel sogar über weite Phasen. Doch was sagt ein solcher Spielverlauf über die Kräfteverhältnisse in der Serie aus, wenn am Ende nicht einmal eine gute Leistung ausreicht, um die Münchner zu schlagen?
Insgesamt 35 Mal schossen die Eisbären am Freitag aufs Tor, gerade in den ersten 30 Minuten hatten sie zahlreiche Gelegenheiten, höher als nur mit einem Treffer in Führung zu liegen. „Ein überragender Danny aus den Birken und großer Einsatz im Penalty Killing haben uns im Spiel gehalten“, gab später auch Don Jackson zu. Der Trainer der Münchner dachte gar nicht daran, das Wort Meisterschaft nach dem hart erkämpften dritten Sieg seiner Mannschaft in den Mund zu nehmen. Und doch fehlt seinem Team nur noch ein Erfolg zum dritten Titelgewinn in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) nacheinander. Am Sonntag könnte es im Heimspiel (14.30 Uhr) schon so weit sein. „Jetzt wollen wir auf jeden Fall zu Hause den Titel holen“, sagte Dominik Kahun, der Spiel vier mit seinem 4:2 kurz vor Schluss entschied.
Nach dem ersten Spiel der Serie, dass die Eisbären mit 4:3 in München gewonnen hatten, sah es so aus, als stünden sich zwei gleichstarke Mannschaften 2018 im DEL-Finale gegenüber. Nun aber läuft das Duell doch ähnlich zu dem im Halbfinale des Vorjahres, als die Berliner auch Spiel eins auswärts gewannen und dann 1:4 nach Siegen unterlagen. Dabei waren es in den bisherigen Duellen nur Kleinigkeiten, die den Unterschied ausmachten. Die Special Teams zum Beispiel, also die Reihen, die Uwe Krupp in Über- und Unterzahl aufs Eis schickt. Am Freitag hatten die Eisbären jede Menge Gelegenheiten, im Powerplay einen Treffer zu erzielen. Es gelang ihnen allerdings trotz bester Chancen und nicht einmal mit Fünf gegen Drei Münchens Goalie aus den Birken zu überwinden. „Wir hatten Scheibenkontrolle, wir hatten Druck aufs Tor – dann willst du natürlich auch treffen. Die Scheibe ist aber nicht so durchgegangen, wie wir uns das wünschen“, analysierte Uwe Krupp.
Ein bisschen mehr Einsatz
Die Erfolgsquote in den Play-offs im Powerplay liegt bei den Eisbären bei 13,6 Prozent. München ist mit 26,9 deutlich stärker. Auch in Unterzahl sind die Werte eindeutig: Berlin übersteht nur 72,6 Prozent aller Situationen mit einem Mann weniger auf dem Eis. Der Finalgegner liegt bei 84,3 Prozent. In der Endspielserie haben beide Teams bei gleicher Anzahl von Spielern auf dem Eis nach vier Duellen jeweils sieben Treffer erzielt. Diese Ausgeglichenheit betonen die Berliner auch immer weiter, sie spiegelt sich aber nicht im Endergebnis wider. Zumindest aber zeigen diese Zahlen, dass ihnen so viel nicht fehlt und daraus ziehen sie nun für das kommende Spiel am Sonntag ihre Hoffnung.
„Es hat noch niemand eine Best-of-seven-Serie mit drei Siegen gewonnen. Wir konzentrieren uns jetzt aufs nächste Spiel und wollen die Serie wieder zurück nach Berlin holen“, sagte Krupp fast schon trotzig. Und Rankel erklärte, jetzt nichts anders machen zu wollen, nur weil es 1:3 steht: „Wenn wir ein bisschen mehr Einsatz vor dem Tor und ein bisschen mehr Glück haben, dann gewinnen wir in München.“
Durchhalteparolen oder doch mehr? Die Historie spricht zumindest nicht für die Eisbären. Nur einmal in der DEL-Geschichte wurde ein 1:3-Rückstand in einer Play-off-Serie noch in ein 4:3 gedreht – 2008 gelang das Frankfurt gegen Iserlohn. Und München hat zuletzt achtmal in Folge in einer Serie nie mehr als eine Niederlage kassiert. Die Berliner haben also nichts mehr zu verlieren und vielleicht liegt darin ihre Chance zumindest mal am Sonntag. Auch in der Vorsaison stand es vor dem fünften Spiel München zwischen beiden Teams 3:1 – die Entscheidung fiel dann erst in der Verlängerung durch ein Überzahltor für die Münchner.
Die Eisbären haben den Gegner nach Spiel eins zum Nachdenken gebracht. Jackson hat die richtigen Antworten gefunden. Jetzt gilt es für die Berliner selbst, noch einmal den Trend umzukehren. Damit André Rankel nicht am Sonntag schon wieder vortreten muss, sondern erst am kommenden Donnerstag. Dann nämlich, wenn der Meisterpokal an den Kapitän des Siegers übergeben wird.