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Leroy Sané war früh platt, nach seiner langen Verletzung muss er besonders behutsam wieder an seine Belastungsgrenze geführt werden.
© dpa

Nationalspieler im Dauerstress: DFB und Uefa spielen mit der Gesundheit der Profis

Die neue Spielzeit wird den Fußballern viel abverlangen. Weil die finanziellen Interessen bei den Verbänden stärker sind als die Vernunft. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Michael Rosentritt

Der Last-Second-Ausgleich der Spanier war ärgerlich. In der sechsten Minute der Nachspielzeit. Dennoch war das 1:1 der deutschen Mannschaft zum Auftakt der Nations League achtbar. Es zeigte aber auch, was sich vermutlich eine ganze Spielzeit durchziehen wird: die Spieler stehen vor einer gewaltigen Belastung. Schon jetzt kriechen einige auf dem Zahnfleisch.

Die von Corona diktierte Spielzeit wird den Sportlern viel abverlangen. Für einige Spieler gibt es keine vernünftige Vorbereitung. Thilo Kehrer etwa auf der deutschen Seite und Thiago auf der der Spanier standen vor nicht mal zwei Wochen im Champions-League-Finale.

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In dieser Spielzeit wird es viele englische Wochen geben, die übliche Winterpause entfällt und am Ende der Meisterschaftssaison winkt die EM. Nicht zu vergessen die internationalen Klubwettbewerbe und für die Nationalmannschaft die Spiele in der Nations League.

Vor diesem Hintergrund ist es zumindest mal fahrlässig, dass der DFB zu den Doppelspieltagen in der Nations League im Oktober und November noch jeweils ein Testspiel gegen die Türkei und Tschechien vereinbart hat. Das bedeutet, dass die Nationalspieler im Oktober und November in jeweils sieben Tagen drei Spiele zu absolvieren haben.

Selbst der Bundestrainer hat diese Ballung als grenzwertig bezeichnet und das Thema Belastungssteuerung zum zentralen Punkt seiner Jahresagenda gemacht. Allerdings vertrete er eben auch Verbandsinteressen, wie Joachim Löw sagte. Der Verband freue sich über die Einnahmen.

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Rund zehn Millionen Euro nimmt der Deutsche Fußball-Bund pro Länderspiel ein, auch wenn diese Summe durch fehlende Zuschauer etwas geringer ausfällt. Das alles grenzt an ein Spiel mit der Gesundheit der Profis. Der Vorwurf geht auch an den europäischen Dachverband. Die Uefa hat die Anzahl der möglichen Auswechslungen im Gegensatz zur Champions League wieder von fünf auf drei reduziert. Ohne Worte.

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