Joachim Löw erneut unzufrieden: DFB-Team qualifiziert sich mühevoll für die EM
Die deutsche Nationalelf hat sich mit einem dürftigen 2:1 (0:0) gegen Georgien zum 12. Mal in Folge für eine EM-Endrunde qualifiziert. Der Auftritt hatte aber nicht wirklich was Souveränes, schon gar nichts Weltmeisterliches.
Kurz vor dem Halbzeitpfiff musste man nicht neben dem Bundestrainer an der Seitenlinie stehen oder einen Lippenleser bemühen. Seine Gestik verriet Joachim Löw – und natürlich der Spielstand. Aus unerfindlichen Gründen stand es zwischen Deutschland und Georgien 0:0. Dabei hatte Marco Reus gerade seine fünfte Torchance vergeben. Mit dieser zweifelhaften Quote ragte der Dortmunder aus einer Mannschaft heraus, die sich beim Torschuss an Ungeschicktheit überbot.
Dass sich die deutsche Nationalmannschaft dann doch noch mit einem dürren 2:1 (0:0) vor 43 630 Zuschauern in der ausverkauften Arena zu Leipzig zum zwölften Mal in Folge für eine EM-Endrunde qualifizierte, hatte nichts wirklich Souveränes, schon gar nichts Weltmeisterliches. „Das ist nicht unser Standard, wie wir gespielt haben“, betonte Löw im TV-Sender RTL (komplettes Interview lesen Sie hier). „Wir können heute das gleiche Lied singen wie gegen Irland.“ Mit zur EM aus der Gruppe D nimmt Deutschland die Polen, die Irland mit 2:1 besiegten.
Die deutsche Mannschaft brachte am Sonntagabend das Kunststück fertig, aus einer gewaltigen Anzahl von zum Teil erstklassigen Torchancen nur eine einzige aus dem Spiel heraus nutzen zu können. Das galt insbesondere für die erste Spielhälfte. Neben Reus hatten sich auch Thomas Müller, Ilkay Gündogan und Toni Kroos probiert. Der Höhepunkt dieser an Schludrigkeit kaum noch zu überbietenden Übung war für Reus reserviert, als er nach einer knappen Viertelstunde aus fünf Metern Entfernung ohne Bedrängnis des Gegners den Ball weit über das Tor drosch.
Die Georgier waren nicht mehr als ein Sparringspartner
Und so schickte das erstaunlich lange hoffende und die Geduld nicht verlieren wollende Leipziger Publikum die Mannschaft mit Pfiffen in die Kabine. Sollte hier etwa das seine Fortsetzung finden, was dem Weltmeister schon vor vier Tagen beim 0:1 in Dublin zum Verhängnis geworden war – der fast schon fahrlässige Umgang mit Torchancen?
Für das letzte EM-Qualifikationsspiel, das unfreiwillig zum Showdown geworden war, hatte Joachim Löw nur eine personelle Veränderung im Vergleich zur Niederlage gegen die Iren vorgenommen. Für den verletzten Mario Götze spielte der Wolfsburger André Schürrle im Angriff. Doch in Leipzig sollte die fehlende Effizienz im Torabschluss noch sehr viel deutlicher zu Tage treten. Ganz gleich, wer sich versuchte.
Die deutsche Offensive hatte bei Halbzeit den georgischen Torwart Nukri Rewischwili nicht nur warm, sondern auch ziemlich berühmt geschossen. Für gewöhnlich hütet der Herr das Tor von Mordowia Saransk, eines russischen Vereins aus der Hauptstadt der Republik Mordwinien. Dabei waren die Georgier nicht mehr als ein Sparringspartner, der bis zur Pause nur ganz selten in die deutsche Hälfte eindringen konnte.
Gut, dass ein Fußballspiel auch noch eine zweite Hälfte zu bieten hat, denn die hielt gleich in der Anfangszeit zwei Tore bereit. Erst erzielte Thomas Müller vom Elfmeterpunkt die Führung, fast im Gegenzug war aber auch plötzlich Neuer bezwungen. Georgiens Kapitän Kankawa, der eben noch den Strafstoß an Mesut Özil verursacht hatte, traf mit einem Volleyschuss zum 1:1-Ausgleich. Und dieser Umstand beflügelte den Außenseiter für etwa zehn Minuten sichtlich. Es hätte nicht viel gefehlt, und Georgien wäre nach einer knappen Stunde in Führung gegangen, erneut rettete Neuer in höchster Not. Das Spiel der Deutschen war nicht mehr nur schludrig, sondern bisweilen fahrig. Auf der einen Seite drangen sie nach Belieben in den georgischen Strafraum ein, brachten dabei aber nach wie vor nichts Zählbares zustande. Auf der anderen Seite ließen sie sich von den wenigen Kontern des Gegners in ziemliche Verlegenheit bringen.
Erst in der Schlussphase des Spiels übernahm die deutsche Mannschaft wieder etwas fester das Kommando über die wackeren, aber doch auch fußballerisch biederen Gäste. Doch wie schon im ersten Abschnitt gerieten entweder der letzte Pass im Angriffsdrittel zu schlampig oder aber der Abschluss zu pomadig. Dass dem für Schürrle eingewechselten Wolfsburger Angreifer Max Kruse kurz vor dem Spielende der 2:1-Siegtreffer gelang, konnte den dürftigen Auftritt des Weltmeisters nicht wirklich vergessen machen – EM-Teilnahme hin oder her.