Historische Niederlage für den Weltmeister: Nationalmannschaft verliert 0:1 in Irland
Zum ersten Mal verliert die deutsche Fußball-Nationalmannschaft ein Pflichtspiel gegen Irland - und verpasst damit die vorzeitige EM-Qualifikation
Nach dem Schlusspfiff war die Zeit für einen Klassiker gekommen. Aus den Stadionlautsprechern dröhnte „Just can’t get enough“ von Depeche Mode aus den tiefen Achtzigern. Die Zuschauer in Dublin konnten gar nicht genug kriegen. Die Deutschen hingegen waren mehr als bedient. Zum ersten Mal verloren sie ein Pflichtspiel gegen Irland. 0:1 (0:0) hieß es am Ende für den Weltmeister, der damit die vorzeitige EM-Qualifikation verpasst hat. Allerdings hat die deutsche Fußball-Nationalmannschaft es im Heimspiel gegen Georgien am Sonntag noch in der eigenen Hand. Ein Unentschieden reicht, um im nächsten Sommer in Frankreich dabei zu sein.
Bundestrainer Joachim Löw hatte nicht nur auf den verletzten Kapitän Bastian Schweinsteiger (Adduktorenverhärtung) verzichtet, sondern auch auf Emre Can. Für sie rückten die beiden Dortmunder Marco Reus und Matthias Ginter in die Startelf. Obwohl die Deutschen nur einmal richtig miteinander trainiert hatten, spielten sie zu Beginn recht ansehnlich. Die Iren ließen den Gästen allerdings auch viel Platz. Vor allem wenn sie einmal früh zu pressen versuchten, konnten sich die Deutschen gut kombinierend befreien. Deren erste Chance resultierte jedoch aus einem Eckball. In der Mitte kam Jerome Boateng völlig frei zum Kopfball, der Innenverteidiger der Bayern brachte den Ball jedoch nicht einmal aufs Tor. Eine solche Gelegenheit, seinen ersten Länderspieltreffer zu erzielen, bietet sich vielleicht so schnell nicht wieder.
Aus dem Spiel heraus hatte Ilkay Gündogan die beste Gelegenheit, nachdem er von Mario Götze am Strafraum angespielt worden war. Der Dortmunder wollte es jedoch zu genau machen, sein Schlenzer wurde noch geblockt. Und auch nach Ginters Hereingabe war ein irischer Verteidiger zur Stelle. Das vermeintliche 1:0 wurde kurz darauf zurecht nicht gegeben. Nach dem Zuspiel von Thomas Müller in die Mitte stand Mesut Özil im Abseits. "Uns fehlt im Torabschluss die letzte Konsequenz", sagte Bundestrainer Joachim Löw.
Es war dies, nach einer guten Viertelstunde, die beste Phase der Deutschen in der ersten Hälfte. In der Folge suchte der Weltmeister zu selten entschlossen den Weg in den Strafraum der Iren, die immerhin mit nur fünf Gegentoren aus acht Spielen die beste Defensive der Qualifikationsgruppe D stellen. Erst kurz vor der Pause kamen die Deutschen wieder zu einer guten Gelegenheit, als Özil nach Vorarbeit von Thomas Müller nicht gut zum Ball stand, keinen Druck in seinen Schuss bekam und knapp das Tor verfehlte.
Kurz zuvor hatte Löw bereits wechseln müssen. Götze hatte sich an den Adduktoren verletzt und fällt auch für das Spiel gegen Georgien in Leipzig aus. Für den Münchner kam André Schürrle. Der Wolfsburger hatte zu Beginn der zweiten Hälfte die erste Gelegenheit für die Gäste. Torhüter Manuel Neuer machte das Spiel mit seinem Abschlag auf Marco Reus schnell, dessen Hereingabe nahm Schürrle am Fünfmeterraum direkt. Sein Schuss flog hoch über das Tor.
Die Iren wurden nun mutiger – weil die Schotten im Parallelspiel gegen Polen in Führung gegangen waren. Das bedeutete, dass Polen auf Platz zwei und damit die direkte EM-Qualifikation in Reichweite waren; es hieß aber auch, dass von hinten die Schotten den Play-off-Platz bedrohten. 20 Minuten vor dem Ende erhielten die irischen EM-Hoffnungen einen neuen Schub. Nach einem Abschlag des eingewechselten Torhüters Darren Randolph lief Shane Long Mats Hummels und Jonas Hector davon, Boateng machte zwar viele Meter gut, konnte aber nicht mehr eingreifen, als der Stürmer vom FC Southampton Torhüter Neuer zum 1:0 überwand.
Die Deutschen drängten auf den Ausgleich. Thomas Müller hatte die beste Chance, setzte den Ball jedoch knapp am Pfosten vorbei, und Boateng scheiterte nach 80 Minuten mit dem ersten Schuss aufs irische Tor an Randolph. Mehr brachten die Deutschen nicht zustande. (Tsp)