Kalkulierter Wahnsinn: Deutschlands Eishockey-Team beweist seine Brillanz
Bei der Weltmeisterschaft gelingt der Mannschaft von Bundestrainer Toni Söderholm gegen die Slowaken ein Last-Minute-Sieg. Zwei Faktoren geben den Ausschlag.
Es war einer der Momente, die den Sport für den Zuschauer so faszinierend machen können. Diese Sekunden, in denen ein scheinbar entschiedenes Spiel mit aller Macht kippt. Die Sekunden, in denen aus Verlierern noch Sieger werden und andersrum. Oder, ganz einfach gesagt, es war der pure Wahnsinn. Eishockey-Wahnsinn. Leon Draisaitl schnappte sich den Puck in der eigenen Zone, knallte den dann mal schnell ins Tor der Slowaken - 3:2 für die deutsche Mannschaft, der vierte Sieg im vierten Spiel.
112 Sekunden vor Ende des Spiels, 85 Sekunden vor Draisaitls Tor, hatte Markus Eisenschmid erst den Ausgleich geschossen. Deutschland spielte da schon mit dem Rücken zur Wand, hatte Torwart Mathias Niederberger durch einen sechsten Feldspieler ersetzt. So ein furioses Finale hat es natürlich schon mal gegeben, auch in anderen Sportarten. Aber so ein brillantes Finale hat es im Eishockey zugunsten einer deutschen Mannschaft bei einer Weltmeisterschaft in den jüngsten Jahrzehnten nicht gegeben.
Und das Erstaunliche daran war: Der Sieg der deutschen Mannschaft war verdient, weil die Mannschaft von Bundestrainer Toni Söderholm einmal mehr diese Mischung aus Disziplin, Akribie, Geduld und eben Brillanz zeigte. Nichts anderes war das Tor von Draisaitl. So einen Treffer können in so einer Situation 99 Komma Periode 9 aller Eishockeyprofis nicht schießen.
Es spricht für das gewachsene Selbstbewusstsein beim deutschen Team, dass Bundestrainer Söderholm die unglücklichen Slowaken nach dem Spiel lobte. "Großes Kompliment an unseren Gegner, der heute stark agiert und uns das Spiel sehr schwer gemacht hat." Die Slowakei ist Gastgeber und an sich hatten sie in der kleinen Eishockeynation ganz große Ambitionen für das Turnier im eigenen Land. Aber das hat sich nun wohl schon erledigt, an den Deutschen können die Slowaken in der Vorrundentabelle nur noch mit Hilfe höherer Mathematik vorbeiziehen.
Bei Sport 1 schalteten mehr als zwei Millionen Zuschauer ein
Ganz profan gesagt haben die Deutschen mit ihrem vierten Sieg im vierten WM-Spiel das Viertelfinale so gut wie erreicht, obwohl noch drei Spiele anstehen. Etwas hübscher geschrieben, sind sie dabei, sich auch wieder - wie schon vergangenes Jahr beim Fast-Olympiasieg in Pyeongchang - ins Bewusstsein vieler sportbegeisterter Menschen im Lande zu spielen.
Mehr als zwei Millionen Zuschauer haben am Mittwoch in der Spitze das Spiel gegen die Slowakei auf dem Spartensender Sport1 gesehen, das waren fast zehn Prozent Marktanteil. Und das Gute ist, es kommen noch ein paar Spiele mit der deutschen Mannschaft beim WM-Turnier und dann womöglich auch noch ein paar deutsche Erfolge, vielleicht sind auch welche darunter, in denen das Siegtor nicht erst 27 Sekunden vor Schluss fällt.