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Kaum zu glauben. Frederik Tiffels bejubelt Leon Draisaitls Siegtor 27 Sekunden vor dem Ende.
© Joe Klamar/AFP

Verrückter 3:2-Sieg bei der Eishockey-WM: Deutschland schafft gegen die Slowakei das Unmögliche

Bei der Eishockey-WM sieht es für das deutsche Team lange nach der ersten Niederlage aus. Doch kurz vor Schluss überschlagen sich in Kosice die Ereignisse.

Korbinian Holzer versuchte sich in einer neuen Disziplin. Der Verteidiger der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft schleuderte im Duell mit der Slowakei den Schläger eines Gegners in Speerwerfermanier übers Eis. Weil sich so etwas auch in einer gemeinhin als hart bezeichneten Sportart nicht gehört, wurde er für zehn Minuten auf die Strafbank geschickt. Dort saßen Mitte des zweiten Drittels bereits seine Abwehrkollegen Moritz Seider und Moritz Müller und sie alle mussten mit ansehen, wie der WM-Gastgeber in den folgenden 85 Sekunden aus einem 0:1-Rückstand ein 2:1 machte.

Die deutsche Mannschaft zeigte sich davon aber unbeeindruckt und gewann durch zwei späte Tore noch 3:2 (0:0, 1:2, 2:0). Damit steht die Mannschaft von Bundestrainer Toni Söderholm nach dem vierten Sieg im vierten Gruppenspiel schon so gut wie sicher im Viertelfinale des Turniers.

Dabei hatten die Slowaken rasant losgelegt, von Beginn an war zu spüren, dass sie unbedingt den Sieg wollten. Der WM-Gastgeber spielte mit hohem Tempo und viel Leidenschaft, Deutschland hielt cool und konzentriert dagegen. Richtig schön anzusehen waren die ersten 20 Minuten nicht, das Spiel war geprägt von zahlreichen Unterbrechungen und kleineren Scharmützeln.

Das änderte sich im zweiten Drittel komplett. Der Gastgeber drängte die deutsche Auswahl angetrieben von seinem frenetischen Anhang mehr und mehr in die eigene Zone zurück. Einmal rettete der Pfosten für Mathias Niederberger, der wieder für den verletzten Philipp Grubauer ins Tor rückte und mehrmals der deutsche Goalie selbst. In die starke Phase der Slowaken fiel dann aber der Führungstreffer für Deutschland. Nach einem Bullygewinn kurvte Markus Eisenschmid gekonnt ums gegnerische Tor und legte dann perfekt quer für Marc Michaelis, der flach ins Netz traf.

Der Gegentreffer weckte allerdings noch mehr Kampfgeist beim slowakischen Team. Und die Deutschen ließen sich von der zunehmenden Hektik anstecken. So kam es nach besagter Speerwurfeinlage von Holzer und bei gleich drei deutschen Verteidigern auf der Strafbank zum Doppelschlag der Hausherren. Andrej Sekera gelang erst das umjubelte 1:1, kurz darauf stand die Halle nach Libor Hudaceks 2:1 endgültig Kopf.

Moritz Seider musste verletzt vom Eis geführt werden

Die deutsche Mannschaft blieb allerdings nicht chancenlos, doch eine vierminütige Überzahl konnte sie Ende des zweiten Durchgangs nicht nutzen und ging so erstmals bei dieser WM mit einem Rückstand in eine Drittelpause.
Im Schlussabschnitt kam es nun auch auf die Kraft an, davon hatten die Slowaken etwas mehr, waren sie doch anders als ihr Gegner am Dienstag spielfrei, während den Deutschen nach dem 4:1 gegen Frankreich nur wenig mehr als 20 Stunden Zeit zur Regeneration blieben. Allerdings übertrieben es einige slowakische Spieler auch mit ihrem Einsatz, Ladislav Nagy checkte Moritz Seider übel in die Bande. Der deutsche Jungstar musste daraufhin vom Eis geführt werden und konnte nicht weitermachen.

Danach fingen die Slowaken plötzlich an zu wackeln. Womöglich spukte ihnen noch das so unglücklich mit 5:6 verlorene Spiel gegen Kanada durch die Köpfe. Und tatsächlich kassierten sie auch diesmal wieder ein spätes Tor, Markus Eisenschmid erzielte es, als sein Trainer Torwart Niederberger zugunsten eines sechsten Feldspielers vom Eis genommen hatte.

Danach wurde es völlig wild, die Slowakei wollte unbedingt die drei Punkte. Doch es reichte letztlich nicht mal für einen, weil Leon Draisaitl einen Konter 27 Sekunden vor Schluss zum 3:2 verwertete. Danach wurde es ganz still in der Halle. Denn während Deutschland den nächsten Sieg und die Verteidigung der Tabellenführung in der Vorrundengruppe A feiern durfte, wird es für den Gastgeber schwer bis unmöglich, die K.o.-Runde noch zu erreichen. (Tsp)

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