Basketball-EM 2015 in Berlin: Deutschland verliert Thriller gegen Serbien
Die deutschen Basketballer sind gegen den Favoriten Serbien absolut gleichwertig. Am Ende entscheidet eine Einzelaktion in letzter Sekunde.
23 Sekunden vor dem Spielende löste Heiko Schaffartzik einen donnernden Jubelschrei in der Berliner Arena am Ostbahnhof aus. 63:66 hatten die deutschen Basketballer bis dahin gegen den großen Favoriten Serbien hintengelegen. Doch Schaffartzik setzte zu einem Drei-Punkte-Wurf an – und traf. 66:66 stand es plötzlich, ein Sieg gegen den Vize-Weltmeister schien greifbar. 22 Sekunden später ging noch ein Schrei durch die Arena, der aber aus weniger Kehlen kam. Denn im Gegenangriff hatte Nemanja Bjelica mit einem schwierigen Wurf in fast letzter Sekunde noch zwei Punkte für Serbien erzielt. Das konnten die Deutschen nicht noch einmal ausgleichen und so verloren sie am Sonntag das zweite EM-Spiel bei der Europameisterschaft in einem dramatischen Duell mit 66:68 (38:39). Dirk Nowitzki und Tibor Pleiß waren mit jeweils 15 Punkten beste Werfer. Auch Dennis Schröder (elf Punkte) zeigte ein gutes Spiel.
Die Deutschen hielten gegen die serbische Top-Mannschaft bis zum Ende überraschend mit. Besonders in der ersten Halbzeit spielten sie stark in der Offensive und führten zwischenzeitlich sogar mit sieben Punkten (38:31). Die große Überraschung wäre wirklich drin gewesen. Doch das Team von Bundestrainer Chris Fleming war den Serben unter den Körben unterlegen. Sie holten vor allem in der ersten Halbzeit kaum Rebounds in der Offensive, aber auch in der Defensive kamen die Serben stets zu zweiten oder dritten Versuchen. Und in der zweiten Hälfte vergaben die Deutschen dann einige gute Wurfchancen. „Jetzt denken wir trotz eines großartigen Spiels über die vielen kleinen Dinge nach, die wir noch besser hätten machen können“, sagte Fleming. Nowitzki betonte ebenfalls: „Die Enttäuschung sitzt natürlich tief.“ Doch er ergänzte sogleich: „Das Spiel hat echt Spaß gemacht.“ Auch Schröder sagte: „Wir haben eine unglaubliche Leistung gezeigt, das hilft für die nächsten Spiele.“ Die nächste von noch drei ausstehenden Partien in der Sechser-Gruppe bestreiten die Deutschen nun am Dienstag gegen die Türkei (17.45 Uhr/live in der ARD).
Benzings Verletzung ist vielleicht doch nicht so schlimm
Nach der durchwachsenen Leistung gegen Island beim 71:65-Auftaktsieg hatte das deutsche Team die Erwartungen vor der Partie selbst nach unten gesenkt. Vor allem weil sich am Samstag auch Robin Benzing am Sprunggelenk verletzt hatte. Gestern gab Benzing zwar Entwarnung. Am Dienstag will er wieder spielen. Gegen Serbien fiel er jedoch aus. Somit fehlte die wichtige Unterstützung für Nowitzki, der sich mit Benzing auf der Position des Power Forwards sonst immer abwechselt. Diese Rolle übernahm gestern Alex King. Der Berliner vertrat Benzing ordentlich.
Mit umso mehr Selbstbewusstsein waren die Serben in die Partie gegangen. Am Vortag hatten sie den Mitfavoriten Spanien mit 80:70 bezwungen. Davon ließen sich die Deutschen aber nicht beeindrucken und legten einen sehr guten Start in die Partie hin. Das Team suchte oft Pleiß. Der Center erzielte gleich in der Anfangsphase sieben Punkte und die Deutschen führten schnell mit 15:10. So heizten sie die Stimmung in der mit 13 050 Zuschauern besetzten Halle sofort an. Die deutschen Fans, darunter Jürgen Klopp und Christan Wulff, waren begeistert, bejubelten jede gelungene Aktion – und hielten so auch bei den zahlreichen lautstarken serbischen Anhängern dagegen.
Serbien hatte zum Auftakt Spanien noch 80:70 besiegt
Die serbischen Spieler waren verunsichert. Sie trafen kaum von jenseits der Drei-Punkte-Linie und ihr Star Milos Teodosic (acht Punkte) fand lange seinen Rhythmus nicht, ebenso wie Bjelica, der am Ende auf zwölf Punkte kam und gegen Spanien mit 24 Punkten noch der herausragende Spieler gewesen war. Angetrieben von Nowitzki setzte sich sein Team mit einigen erfolgreichen Dreiern ab (38:31). Die Serben ließen sich jedoch nicht abschütteln, kamen dank der Überlegenheit bei den Rebounds wieder heran und lagen zur Pause knapp mit einem Punkt vorne.
Darauf reagierte Flemings Team aber alles andere als verunsichert. Zu Beginn des dritten Viertels erspielten sie sich sogar einen Vier-Punkte-Vorsprung. Danach wechselte die Führung ständig hin und her. Die deutschen Fans wurden immer lauter und rissen ihr Team so mit. Nowitzki und seine Mitspieler hielten weiter stark dagegen. Sie verteidigten nun auch besser, trafen allerdings nicht mehr so gut wie in der ersten Hälfte. Das kam den Serben entgegen. Sie hatten zwar selbst weiter eine schwache Trefferquote und verwandelten nur 13 Prozent ihrer Drei-Punkte-Würfe. So hielten die Serben ihren kleinen Vorsprung – und konnten am Ende auch Schaffartziks tollen Wurf beantworten. „Aber davon lassen wir uns nicht entmutigen“, sagte Bundestrainer Fleming. „Wir werden uns noch weiter steigern.“