Basketball-EM 2015 in Berlin: Deutschland mit Auftaktsieg gegen Island
Das deutsche Basketball-Nationalteam besiegt Island zum EM-Auftakt nur knapp und muss zudem eine Hiobsbotschaft verkraften.
Dennis Schröder wippte von einem Fuß auf den anderen, als wolle er am liebsten sofort anfangen zu tanzen. Dabei waren es keine rhythmischen Beats, die durch die Berliner Arena am Ostbahnhof dröhnten, sondern die eher getragene Melodie der deutschen Nationalhymne. Schröders Hibbeligkeit war durchaus zu verstehen, schließlich hatten der 21-Jährige und seine Mitspieler seit Wochen auf diesen Augenblick hingearbeitet: Die Basketball-EM vor heimischem Publikum sollte endlich anfangen.
Zum Auftakt der Gruppenphase legte die deutsche Mannschaft allerdings einen verkrampften Stehblues aufs Parkett, am Samstagnachmittag reichte es gegen Außenseiter Island zu einem mühsamen 71:65 (41:26)-Sieg. Schröder sammelte 15 Punkte, sechs Rebounds und vier Assists. Dirk Nowitzki kam ebenfalls auf 15 Punkte und holte dazu sieben Rebounds.
„Wir haben es verpasst, den Sack zuzumachen“, sagte Nowitzki. Der deutschen Mannschaft von Trainer Chris Fleming war das Spiel nach einer 18-Punkte-Führung fast noch entglitten, kurz vor Schluss hatten sich die kampfstarken Isländer auf sechs Punkte herangearbeitet, ehe die Deutschen den Sieg ins Ziel retteten. Am heutigen Sonntag (15 Uhr, live im ZDF) wartet mit Vizeweltmeister Serbien ein „anderes Kaliber“, wie Nowitzki sagte, „aber die werden sich gegen Spanien schön müde spielen“.
Die Serben lieferten sich am Abend zwar einen großen Kampf mit Spanien, dürften nach ihrem 80:70 (34:36)-Sieg vor tobenden Fans aber auch beflügelt ins Spiel gegen Deutschland gehen. Die Partie Italien gegen Türkei war bei Redaktionsschluss noch nicht beendet. Flemings Team muss in der Sechsergruppe mindestens Platz vier erreichen, um sich für die K.o-Phase des Turniers in Lille zu qualifizieren.
Nowitzki kommt nicht gut ins Spiel
Das deutsche Team tat sich gegen die körperlich unterlegenen Isländer sehr schwer. Viel zu selten gelang es Flemings Mannschaft, den Ball nah an den Korb zu bekommen. Auch Nowitzki brauchte eine ganze Weile, um seinen Rhythmus zu finden, lange Zeit schien Deutschland nur dank Schröders Schnelligkeit vorn zu liegen. Erst ein Schlussspurt zum Ende der ersten Hälfte mit acht Punkten von Nowitzki ließ die Deutschen davonziehen. Die mehreren Hundert isländischen Fans in der mit 12 500 Zuschauern ausverkauften Arena kamen auf ihre Kosten.
Mit der Zeit macht sich jedoch bemerkbar, dass die Isländer im Schnitt einen Kopf kleiner waren als ihre deutschen Gegenspieler: Flemings Team dominierte die Rebounds und setzte sich auf 61:43 ab – und das ohne die beiden NBA-Profis Schröder und Nowitzki auf dem Feld. Dann allerdings erlebten die Deutschen einen Schock. Robin Benzing ging acht Minuten vor Spielende zu Boden und hielt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht den linken Knöchel. Der 26-Jährige humpelte zur Bank und konnte nicht weiterspielen.
Am Abend teilte der Deutsche Basketball Bund mit, dass Benzing gegen Serbien ausfallen wird. Ob Benzing im Turnierverlauf noch einmal mitwirken kann, ist unklar. Eine Nachnominierung ist laut Reglement ausgeschlossen. Sollte Benzing ernsthaft verletzt sein, würde der deutsche Kader auf elf Mann schrumpfen. Nachdem mit Elias Harris, Daniel Theis und Maxi Kleber bereits drei Power Forwards verletzt ausgefallen waren, war Benzing Nowitzkis erster Ersatz auf der Position Vier.
Mut machte Bundestrainer Fleming, dass Alex King Benzing gut vertrat: Der Kapitän von Alba Berlin spielte mit viel Kampfgeist und erzielte sechs Punkte. Ob das Spiel ein guter Start ins Turnier gewesen sei, wurde der Bundestrainer gefragt. „Das denke ich schon“, antwortete Fleming. „Schön war es aber nicht.“
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