Basketball-EM: Deutschland verliert nach Verlängerung 82:89 gegen Italien
Wieder war es knapp, wieder reichte es nicht zum Sieg. Deutschland steht nach der Niederlage gegen Italien bei der EM vor dem Aus.
Dennis Schröder hatte sich durch zwei Verteidiger durchgemogelt, stand alleine vor dem Korb und hatte in der Schlusssekunde der regulären Spielzeit alles in der Hand: Fällt sein Unterhandwurf mit der Schlusssirene rein, hat Deutschland das EM-Spiel gewonnen. Geht er daneben, fällt die Entscheidung in der Verlängerung. Der Ball sprang an den Ring - und dann wieder raus. Die zusätzlichen fünf Minuten mussten die Entscheidung bringen. In dieser blieb Schröder vom Pech verfolgt, als er in der Schlussminute den Ball verlor und der Italiener Marco Belinelli auf der Gegenseite den entscheidenden Treffer setzte. 82:89 (76:76, 42:42) nach Verlängerung verlor das deutsche Team vor 13 050 Zuschauern in der Großarena am Ostbahnhof. Es war die dritte Niederlage im vierten Spiel bei dieser Basketball-Europameisterschaft. Die deutsche Mannschaft hat am Donnerstag gegen Spanien (17.45 Uhr, live in der ARD) weiterhin die Chance, mit einem Sieg als Gruppenvierter ins Achtelfinale einzuziehen. Bei einer Niederlage ist die EM für Deutschland beendet. In diesem Fall könnte es auch das letzte Spiel von Dirk Nowitzki im Nationaltrikot gewesen sein. Davon wollte der Würzburger aber nichts wissen: „Wir werden kratzen, wir werden beißen, wir müssen dieses Spiel gewinnen.“.
Deutschland spielte stärker als gegen die Türkei
Dennis Schröder war mit 29 Punkten bester deutscher Werfer, Dirk Nowitzki kam auf 14 Punkte und 10 Rebounds, Paul Zipser erzielte 11 Punkte. Bei den Italienern überragten erneut die NBA-Spieler Danilo Galinari (25 Punkte) und Marco Belinelli und Andrea Bargnani (je 17 Punkte). Die deutsche Mannschaft startete deutlich stärker, als bei der Niederlage gegen die Türkei, als man die Partie schon im ersten Viertel verloren hatte.
Gegen Italien führte die Mannschaft von Trainer Chris Fleming nach vier Minuten mit 11:5. Vier Punkte davon erzielte der Bamberger Aufbauspieler Karsten Tadda, der überraschend in der Startformation stand. Dirk Nowitzki begann auf der Centerspielerposition, Tibor Pleiß (10 Punkte), der in den Spielen zuvor in Foulprobleme geraten war, kam erst nach sechs Minuten ins Spiel. Als Center musste Dirk Nowitzki auch nicht gegen den italienischen Power Forward Danilo Gallinari verteidigen, der eine überragende EM spielt. Statt Nowitzki schränkte Robin Benzing die Kreise des Power Forwards von den Denver Nuggetts ein. Im ersten Viertel, das deutsche Team 22:17 gewann, gelang das sehr gut. Gallinari erzielte nur einen Punkt.
Nowitzki hatte es erneut schwer und in der Verteidigung Probleme
Auch Dennis Schröder zeigte sich verbessert. „Ich muss meinen Teamkollegen mehr helfen“, hatte der 21 Jahre alte NBA-Profi vor der Partie selbstkritisch gesagt. Nun gelang ihm nicht nur das besser, auch konnte er seine Attacken zum Korb fast immer erfolgreich abschließen. Mit 16 Punkten war der deutsche Spielmacher zur Halbzeit bester Werfer, die Ballverluste hielten sich auch in Grenzen. Im zweiten Viertel kamen die Italiener allerdings besser ins Spiel, auch dank ihres Flügelspielers Alessandro Gentile (15 Punkte). Punkt für Punkt kam Italien näher, mit der Halbzeitpause gelang Daniel Hackett der Ausgleich: 42:42.
Dirk Nowitzki hatte es erneut lange Zeit schwer. Im zweiten Viertel kam der NBA-Star der Dallas Mavericks zu seinen ersten Punkten, im dritten Viertel wurde er bei einem Korbleger von Andrea Bargnani spektakulär geblockt. Auch in der Verteidigung hatte der 37-Jährige seine Probleme, was sich unter anderem in einem unsportlichen Foul äußerte. Allerdings sicherte er seinem Team wichtige Rebounds und auch jener Fan dürfte glücklich gewesen sein, der ein Plakat hochhielt mit der Aufschrift: „Dirk, wir sind den ganzen Weg aus Israel gekommen, nur um dich zu sehen.“
Italien glich vier Sekunden vor dem Ende aus
Im dritten Viertel hatte Trainer Chris Fleming auf Zonenverteidigung umgestellt, was das italienische Team verunsicherte. Plötzlich fielen die italienische Würfe nicht mehr so oft in den Korb, während Dennis Schröder seine Teamkollegen ein ums andere Mal gut in Szene setzen konnte. Mit 18:12 gewann das deutsche Team das dritte Viertel.
Im letzten Abschnitt hatten sich die Italien jedoch besser auf die deutsche Zonenverteidung eingestellt. Gentile erzielte den Ausgleich (63:63). Nun wurde es dramatisch. Marco Bellinelli brachte mit zwei erfolgreichen Dreiern das deutsche Team erstmals in Rückstand: 68:69 (36.Minute). Doch Dennis Schröder konnte die Führung zurückerobern. Beim Stand von 73:72 ging es in die letzten 90 Sekunden. Robin Benzing und Alex King saßen zu diesem Zeitpunkt bereits mit je fünf Fouls auf der Bank. Dennis Schröder ließ die deutschen Fans entsetzt aufstöhnen, als er Dirk Nowitzki auf Knöchelhöhe anpasste - und dann jubeln, weil er 27 Sekunden vor dem Ende zum 75:72 traf. Italien verkürzte per Freiwürfe, Schröder traf nur einen: 76:74. Es war ein folgenreicher Fehlwurf: Danilo Galinari glich 4,6 Sekunden vor dem Ende aus. Danach hatte Schröder alles in seiner Hand.