Fußball-EM der Frauen: Deutschland siegt durch zwei Elfmeter gegen Russland
Die deutschen Frauen vergeben gegen Russland reihenweise Chancen. Aber sie ziehen mit einem verdienten 2:0 ins Viertelfinale der Europameisterschaft ein.
Auf eine traditionelle deutsche Stärke konnten sich die deutschen Frauen auch im dritten Gruppenspiel der Fußball-Europameisterschaft in den Niederlanden verlassen: Liegt der Ball auf dem Elfmeterpunkt, dann landet er im Tor. Beim 2:0 (1:0)-Sieg gegen Russland vor 6000 Zuschauern in Utrecht erzielten Babett Peter und Dzsenifer Marozsan beide Tore durch Strafstöße. Somit zog die Mannschaft von Steffi Jones ohne ein einziges Tor aus dem Spiel ins Viertelfinale ein, wo sie als Gruppensieger am Samstag in Rotterdam auf Dänemark trifft. Dabei profitierte der Titelverteidiger von einer überraschenden 2:3-Niederlage der Schwedinnen gegen Italien.
Viel konnte die Bundestrainerin ihren Spielerinnen aber eigentlich nicht vorwerfen. Das deutsche Team hatte sich die ungewohnt starke Kritik von Jones offenbar zu Herzen genommen. Von Beginn an waren die Aktionen deutlich klarer als in den ersten beiden Spielen gegen Schweden und Italien. Jones hatte gleich drei Spielerinnen in der defensiven Viererkette ausgetauscht und das machte sich vor allem im Spielaufbau bemerkt. Besonders Lena Goeßling gefiel in der Innenverteidigung mit ihrem guten Passspiel.
Der Schlüssel zu einer sicheren Spielkontrolle in der ersten Halbzeit war aber die Arbeit gegen den Ball. Sobald die Russinnen an selbigen kamen, wurden sie sofort unter Druck gesetzt. So kamen die Osteuropäerinnen kaum in die Nähe des gegnerischen Strafraums und die deutsche Torhüterin Almuth Schult blieb nahezu beschäftigungslos.
So sehr sich viele Aspekte im Spiel der DFB-Elf verbessert hatten, in Tornähe tat sich das Team weiter schwer. Sara Doorsoun-Khajeh versuchte es mehrfach aus der Distanz, Mandy Islacker blieb ihr Abschlusspech erhalten und den Flanken fehlte meist die nötige Präzision. Zudem wurde ein Kopfballtor von Anja Mittag kurz vor der Halbzeit fälschlicherweise wegen Abseits aberkannt.
Dem deutschen Team reichte zwar schon ein Unentschieden zum Einzug ins Viertelfinale, taktieren wollte es aber offenbar nicht. „Wir wollen zwei oder drei Tore schießen“, hatte Jones im Vorfeld gesagt und die deutschen Spielerinnen taten viel dafür, um die Maßgabe der Bundestrainerin zu erfüllen. Nach dem 2:0 durch Marozsan wurde der Druck auf das russische Tor immer größer. Die Russinnen hatten sich offenbar mit ihrem Ausscheiden abgefunden und kamen kaum noch zu Entlastungsangriffen.
Trotz Abschlüssen im Minutentakt wollte der Knoten bei den Deutschen jedoch nicht platzen. Schon Mitte der zweiten Halbzeit wies die Statistik bei der DFB-Elf 23 Schüsse aus, oft wirkten die Aktionen aber zu überhastet. Versuchten es die Spielerinnen gegen Schweden und Italien noch oft mit zu komplizierten Kombinationen, waren nun Fernschüsse das bevorzugte Mittel. Diese waren zwar nicht ungefährlich, meist bekamen die sehr defensiv eingestellten Russinnen aber noch ein Bein in den Weg des Balles.
Auch die Einwechslung von Tabea Kemme änderte am Spielstand nichts mehr. Die Abwehrspielerin von Turbine Potsdam kam zu ihrem ersten Einsatz bei der EM und fügte sich nahtlos in die – abgesehen von der Chancenauswertung – gute Mannschaftsleistung ein.
Gegen Dänemark am Samstag sollten die deutschen Frauen ihre eklatante Abschlussschwäche jedoch ablegen. Denn trotz der traditionellen deutschen Stärke vom Punkt will es die Bundestrainerin bestimmt nicht auf ein Elfmeterschießen ankommen lassen. Selbst nach den bisher erfolgreichen Erfahrungen bei der Europameisterschaft. (Tsp)