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Viel Gefühl im Fuß. Dzsenifer Marozsan lenkt das Spiel der deutschen Nationalmannschaft.
© Thomas Eisenhuth/dpa

Deutsche Frauen starten in die Fußball-EM: Dzsenifer Marozsan hat alle Freiheiten

Dzsenifer Marozsan führt die deutschen Fußballerinnen als Kapitänin in die EM. Nicht nur Bundestrainerin Steffi Jones glaubt, dass die 25-Jährige zur bestimmende Spielerin des Turniers werden könnte.

In diesen Tagen muss Dzsenifer Marozsan immer wieder an das Finale der Olympischen Spiele in Rio vor fast einem Jahr gegen Schweden denken. Nun, da die deutsche Fußball-Nationalmannschaft der Frauen an diesem Montag (20.45 Uhr/ARD und Eurosport) gegen die Schwedinnen ihr Auftaktspiel bei der Europameisterschaft in den Niederlanden bestreitet, schießen Maroszan unweigerlich wundervolle Bilder aus dem Maracana-Stadion in den Kopf. „Ich habe fantastische Erinnerungen an das Endspiel, es bleibt unvergesslich“, sagt sie. Dazu gehört ihr wichtiges Tor zum 1:0 – und nach dem 2:1-Sieg dann vor allem der Jubel und die Übergabe der Goldmedaille.

Es war der bisherige Höhepunkt in der an Höhepunkten nicht armen Karriere der erst 25-Jährigen. Und bei der EM soll nun gleich der nächste folgen. Marozsan könnte das Gesicht des Turniers werden – das traut ihr jedenfalls Steffi Jones absolut zu. Die Bundestrainerin, die Marozsan zwei Monate nach dem Olympiasieg im vergangenen Oktober zur Kapitänin beförderte, schwärmt in den höchsten Tönen von der Mittelfeldspielerin von Olympique Lyon. „Sie ist Dreh- und Angelpunkt unseres Spiels und im vergangenen Jahr sportlich und menschlich wahnsinnig gereift“, betont Jones. „Dzsenifer ist das Herz der Mannschaft. Sie ist eine großartige Spielführerin, die unser Spiel lenkt und den Jungen hilft. Auf dem Platz hat sie alle Freiheiten.“

Ähnlich überschwänglich äußerte sich auch Deutschlands Co-Trainer Markus Högner über die in ihrer ersten Saison zur besten Spielerin der französischen Liga gekürte Marozsan. Die deutsche Nummer 10 gewann mit Lyon nicht nur die Champions League, sondern auch die französische Meisterschaft und den Pokal. „Ich kenne sie ja schon länger aus ihrer Zeit in Frankfurt. Sie ist eine außergewöhnliche Spielerin, Weltklasse“, sagt der ehemalige Cheftrainer des Bundesligisten SGS Essen. Noch dazu sei sie ein „bescheidener Mensch und absoluter Teamplayer. Ich genieße es jeden Tag, mit ihr zu arbeiten.“

Mit Olympique Lyon gelang Marozsan in dieser Saison das Triple

All das Lob macht Marozsan nicht verlegen. Sie sieht ihre rasante Entwicklung als fast logische Konsequenz ihrer Entscheidungen. „Mit dem Wechsel ins Ausland habe ich den nächsten Schritt gemacht, und jetzt darf ich in der DFB-Elf die Spielführerbinde tragen. Diese beiden Faktoren in Kombination haben mich nochmal weitergebracht“, sagt Marozsan, die in Budapest geboren wurde und deren Vater einst ungarischer Nationalspieler war.

Marozsan galt schon vor Jahren als das große Talent des deutschen Frauenfußballs. Allein ihr zuweilen aufblitzendes Phlegma und mangelnde Schnelligkeit verhinderten zunächst einen noch schnelleren Aufstieg der U-20-Weltmeisterin von 2010. Doch der Wechsel im vorigen Sommer vom 1. FFC Frankfurt beschleunigte ihren Reifeprozess. Als Jones anrief, um ihr die DFB-Kapitänsbinde anzubieten, habe sie mit ihrem Ja nicht gezögert, sagt Marozsan. Sie habe aber kurz geglaubt, Jones habe sich in der Nummer vertan: „Ich habe dann noch mal nachgefragt, ob sie sich nicht vielleicht geirrt hat.“ Hatte sie nicht. Die Rolle der Anführerin und die damit übertragene größere Verantwortung beflügelten Marozsan.

Auch die Teamkolleginnen sind von ihr begeistert, auf und neben dem Platz. Anja Mittag bezeichnet Marozsan als „unsere wichtigste Spielerin und abseits des Platzes eine stille Anführerin“. Linda Dallmann, noch relativ neu im Team, hatte so großen Respekt vor Maroszan, dass sie sich anfangs nicht traute, sie anzusprechen. „Ich bin wohl der größte Maro-Fan“, sagt die 22-Jährige aus Essen. Doch schnell merkte sie, dass Marozsan nicht abgehoben ist. „Sie füllt ihre Rolle als Spielführerin perfekt aus“, sagt Dallmann.

Gegen Schweden ruhen also alle Hoffnungen auf Maroszan, auch weil ihr zuletzt gegen die Skandinavierinnen häufig wichtige Tore gelangen. „Es stimmt, gegen sie treffe ich ganz gut“, sagt sie. „So kann es gerne weitergehen.“ (Tsp/dpa)

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