zum Hauptinhalt
Torhüterin Nadine Angerer konnte die Niederlage gegen England nicht verhindern.
© AFP

Fußball-WM der Frauen: Deutschland fährt ohne Medaille heim

Am Ende gingen dann doch die Kräfte aus. Die deutschen Fußballerinnen verloren das WM-Spiel um Platz drei mit 0:1 gegen England. Vor allem eine Spielerin hätte gerne noch ein Erfolgserlebnis mitgenommen.

Noch einmal umarmte sie ganz fest ihre Kolleginnen während der Nationalhymne. Noch einmal klatschte sie in ihre Hände, bevor sie das Tor betrat: Das Spiel um Platz drei bei der Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen in Kanada war das 146. und das letzte Spiel von Torhüterin Nadine Angerer für die deutsche Nationalmannschaft. Und es sollte nicht das Spiel werden, wie sie es sich vorgestellt hatte. Deutschland unterlag den Engländerinnen mit 0:1. Ein Elfmeter durch Fara Williams in der 108. Minute entschied die Partie. Vorausgegangen war ein unkluger Klammergriff von Tabea Kemme gegen Lianne Sanderson im Strafraum.

Atemberaubende 19 Jahre trug Angerer das Nationaltrikot, sie gewann fünf Europameisterschaften und zwei Weltmeisterschaften. Angerer steht zusammen mit Bundestrainerin Silvia Neid für die unglaubliche Erfolgsgeschichte, die der Frauenfußball in Deutschland schreibt. Angerer und Neid, die beiden verstehen und schätzen sich. Auch weil der Erfolg verbindet.

Deswegen hatte es Angerer, aber auch ihre Mannschaftskolleginnen gewurmt, dass nach dem Halbfinal-Aus gegen die USA so auf der Trainerin herumgehackt wurde. Diese Vorgeschichte fand sich zunächst auch auf dem Spielfeld gegen die Engländerinnen wieder. Denn Deutschland startete furios vor 10.000 Zuschauern im Commonwealth Stadium in Edmonton. Es wirkte, als wollte die Mannschaft es all den Kritikern zeigen. Kurz nach dem Anpfiff musste Bardsley nach einem Kopfball von Lena Petermann auf der Torlinie klären; und wenige Minuten später war es Stephanie Houghton, die einen Rückstand spektakulär per Fallrückzieher verhinderte.

Die Deutschen waren wütend und rannten sich – allen voran Celia Stasic – die Lungen aus ihren Leibern. Das Problem war nur: Der furiose Beginn wurde nicht mit Toren belohnt, die Puste schien schon früh auszugehen. Vor allem aber hielt das Team um Englands Trainer Mark Sampson mit viel Wucht und körperlicher Präsenz dagegen. Die Deutschen konnten am Ende der ersten Halbzeit froh sein, nicht in Rückstand geraten zu sein. Houghton hatte nach einer knappen Viertelstunde die große Möglichkeit für England. Nur kullerte ihr Schuss aus wenigen Metern genau auf Torhüterin Nadine Angerer.

Silvia Neid, der ja vor allem ein zu starres Festhalten an Personal und Taktik vorgeworfen worden war, reagierte zur Pause und wechselte Melanie Leupolz für Melanie Behringer ein. Fortan bestimmten die Mannschaft von Neid das Spiel. Doch wie schon in der Vorrunde des Turniers haperte es an den Chancenverwertung. Petermann und Kemme verpassten knapp die Führung. Es zehrte an den Nerven der Mannschaft des Deutschen Fußball-Bundes und noch mehr an deren Kräften, dass der Ball nicht den Weg ins Tor fand. Das wiederum beflügelte den Gegner aus England, der seinerseits durch Jill Scott die riesige Möglichkeit zur Führung hatte. Die 28-Jährige vertändelte den Ball aber leichtfertig. Und so wog das Spiel auf niedrigem Niveau hin und her.

Das Resultat: Verlängerung. Und diese zusätzlich aufgebrummten 30 Minuten waren eine Qual, für beide Mannschaften - aber mehr noch für die Deutschen. Speziell in der Abwehr wollten die Beine nicht mehr richtig tragen. Die Engländerinnen sprinteten den Verteidigerinnen von Neid häufig davon. Am Ende entschied Kemme mit ihrem Foul im eigenen Strafraum das Spiel. Nadine Angerer beschwerte sich heftig bei Schiedsrichterin Hyang Ok Ri. Die Entscheidung aber war so unumstößlich wie richtig. Kurz darauf musste Angerer hinter sich greifen. Zum letzten Mal in ihrer langen Nationalmannschaftskarriere. (Tsp)

Zur Startseite