Saisonstart in der NHL: Deutsche Talente: Made in America
Sieben deutsche Eishockeyprofis spielen diese Saison in der NHL mit, viele davon in tragenden Rollen. Das ist allerdings keine Auszeichnung für die deutsche Nachwuchsförderung. Ein Kommentar
Am Mittwoch beginnt die neue Saison in der National Hockey–League (NHL) und wo in Nordamerika national draufsteht, ist nicht national drin. Die beste Eishockey-Liga der Welt spielt zwar seit 99 Jahren in den USA und Kanada, aber längst spielen die Gastspieler aus Europa eine große Rolle. In dieser Saison sind darunter auch die Deutschen. Zwar nicht quantitativ, da gab es schon mal mehr als die nach dem Abschied von Christian Ehrhoff sieben deutschen Profis, aber qualitativ: Denn Nebendarsteller sind sie – bis auf vielleicht Verteidiger Korbinian Holzer – alle nicht. Die Angreifer Leon Draisaitl oder Tobias Rieder sind die Leistungsträger in ihren Teams. Auch Tom Kühnhackl spielt beim aktuellen Meister Pittsburgh Penguins eine gute Rolle. Die starke deutsche Spielergeneration ist allerdings kein Resultat guter Nachwuchsförderung in Deutschland – und das müsste nicht so sein.
Es ist aber eine positive Entwicklung für das deutsche Eishockey. Wie stark so eine Nationalmannschaft mit Draisaitl, Rieder und Kollegen sein kann, zeigte sich bei der WM im Mai und zuletzt bei der souverän geschafften Qualifikation für Olympia 2018. Jedoch können die deutschen Weltklassespieler womöglich bei der Heim-WM im Mai der Nationalmannschaft nicht helfen – wenn sie in den zeitgleich stattfindenden Play-offs der NHL beschäftigt sind. Aber irgendwie wäre das auch fair: Denn das deutsche Eishockey hat wenig zu ihrer Entwicklung beigetragen. Viele von ihnen schafften den Sprung in die NHL, weil sie sich in Übersee hochgespielt haben.
Aktuell sind in den unteren Nachwuchsligen Nordamerikas noch etliche deutsche Talente auf dem Eis, die auf ihren Durchbruch hinarbeiten. Denn in der von ausländischen Profis dominierten Deutschen Eishockey-Liga (DEL) bekommt nicht jeder talentierte 18-Jährige seine Chance: Tom Kühnhackl zum Beispiel wurde als Teenager einst nach nur vier DEL-Spielen für Augsburg in die Zweite Bundesliga abgeschoben.