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Der Löwe aus Köln. Leon Draisaitl (links) bei der Arbeit in der NHL.
© AFP/Andersen

Leon Draisaitl auf dem Weg zum NHL-Star: Der Luke Skywalker des Eishockeys

Er ist die Überraschung in der NHL und könnte der wohl beste deutsche Eishockeystürmer aller Zeiten werden: Der Kölner Leon Draisaitl.

Auch die 18. Torvorlage von Leon Draisaitl konnte die erste Niederlage der Edmonton Oilers nach sechs Siegen in der NHL nicht verhindern. Mit dem 2:4 bei den New York Rangers riss die längste Erfolgsserie der Kanadier seit vier Jahren, obwohl das deutsche Eishockey-Talent das 1:1 durch Taylor Hall im Madison Square Garden am Dienstagabend (Ortszeit) vorbereitete.
Über Leon den „Löwen“ spricht Trainer Todd McLellan bei Pressekonferenzen gern am längsten. Auch jüngst beim Auswärtsspiel in Boston stand Draisaitl im Mittelpunkt der lokalen Medien. Ein derartiges Interesse an einem deutschen Athleten gibt es im Bostoner Garden ansonsten nur, wenn Dirk Nowitzki dort Basketball spielt. Draisaitl gilt als Hauptgrund dafür, dass sich die Oilers in der Nordamerika-Liga nach zuletzt neun Jahren ohne Playoffs endlich wieder berechtigte Hoffnungen auf die K.o.-Runde machen dürfen. Die Tageszeitung „USA Today“ nannte den Kölner daher „Leon the Lion“.
„Ich versuche, jeden Moment zu genießen. Auf der anderen Seite muss man natürlich auch in der Realität bleiben und probieren, das normale Leben weiterzuführen“, sagte Draisaitl der Deutschen Presse-Agentur. Seine Realität kommt derzeit fast einer Traumwelt gleich. Der erst 20-Jährige trifft, bereitet Tore vor und spielt einfach nur atemberaubendes Eishockey. Er ist schnell, stark, kaum zu stoppen.
„Exzellent ist wahrscheinlich das beste Wort, um seine Leistungen zu beschreiben. Er hat die Botschaft verstanden, die wir ihm für den Sommer mitgegeben haben - etwas schneller und kräftiger zu werden“, sagt McLellan. Um die Vorgaben umzusetzen, hatte Draisaitl extra einen Privattrainer engagiert - gut angelegtes Geld, wie sich nun zeigt. Denn der 1,86 Meter große und 97 Kilogramm schwere Center wirkt auf dem Eis souverän, kraftvoll, selbstbewusst und nicht wie jemand, der gerade seine zweite NHL-Saison spielt und lediglich 59 Partien in der besten Eishockey-Liga der Welt absolviert hat.

Dabei begann die Saison für ihn im Farmteam

Dabei begann seine Saison nicht im Oilers-Trikot, sondern bei den Bakersfield Condors, die in der American Hockey League (AHL). Als letzter Edmonton-Profi wurde Draisaitl kurz vor dem Auftakt in die neue Spielzeit gestrichen und ins kalifornische Farmteam geschickt. „Ein Schock, ich war frustriert“, betont er.
Denn diesmal sollte doch alles anders, alles besser werden als noch in seinem eher enttäuschend verlaufenen Rookie-Jahr, als die Nummer drei der Draft nur 37 NHL-Partien spielte, dabei oft überfordert wirkte und den Rest der Saison schließlich in der Juniorenliga verbrachte. Doch anstatt richtig im Oberhaus durchzustarten, lief das so hoch gepriesene Nachwuchstalent im Oktober nur in der zweiten Liga übers Eis und verpasste zehn NHL-Spiele.
Rückblickend sieht Draisaitl beide Umwege als lehrreich an. Dass er jemals in die AHL zurückmuss, ist derzeit undenkbar. Gleich in seinem ersten NHL-Einsatz schoss Draisaitl beim 4:3-Sieg nach Verlängerung gegen die Montreal Canadiens zwei Treffer, darunter das Siegtor. Nach zehn Spielen hatte er mit 17 Zählern - der Gesamtzahl aus Toren und Vorlagen - von allen NHL-Profis den höchsten Punkteschnitt pro Partie. Als Draisaitl 20 Begegnungen gespielt hatte, wies er mit 26 Zählern mehr Punkte auf, als die Superstars Alexander Owetschkin (25) oder Sidney Crosby (19) in 27 beziehungsweise 28 Begegnungen verzeichnen konnten. Die Vorlage in New York war sein 27. Punkt.
Ein konkretes Saisonziel hat Leon Draisaitl nicht. Er möchte nicht zu weit vorausschauen, sondern lebt lieber in der Gegenwart. Die geht am Donnerstag mit dem schweren Spiel bei den Chicago Blackhawks weiter. (dpa)

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