Olympia-Qualifikation im Volleyball: Deutsche Männer nach 3:0 im Halbfinale
Die deutschen Volleyballer haben vorzeitig das Halbfinale der Olympia-Qualifikation erreicht. In der Berliner Schmeling-Halle setzten sie sich 3:0 gegen Serbien durch.
Berlin - Ein psychologisches Mittel im Sport ist es manchmal, bei größter Anspannung so zu tun, als befände man sich gerade auf einer Art Klassenfahrt. Es soll helfen, Nervosität abzubauen. Und so scherzten und lachten die Spieler der serbischen Volleyballnationalmannschaft ausgiebig untereinander, bevor es losging in ihrem zweiten Gruppenspiel der Olympiaqualifikation gegen Deutschland. Die gute Stimmung bei der jungen Mannschaft, die ihr erstes Spiel gegen Polen 1:3 verloren hatte, hielt allerdings nicht lange an. Nach wenigen Minuten lag Serbien schon 9:16 zurück, schließlich ging der Satz und dann auch noch das ganze Spiel vor 3500 Zuschauern in der Berliner Max-Schmeling-Halle verloren. Deutschland siegte 3:0 (25:20, 26:24, 25:20) und steht damit vorzeitig im Halbfinale.
„Ich bin absolut zufrieden“, sagte Bundestrainer Vital Heynen. Der 46-Jährige gilt gewissermaßen als Pendant zu dem scheidenden Bayern-Trainer Pep Guardiola. Er ist auf der Suche nach dem perfekten Spiel. Deswegen machte der Belgier den Zusatz: „Zumindest mit Satz eins bin ich absolut zufrieden.“ Der Rest sei lediglich okay gewesen. Und ohnehin habe er jetzt ein Problem: „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Am Samstag müssen wir im Halbfinale bestehen.“ Heynen vergaß dabei, dass das nächste Spiel schon am Freitag gegen Weltmeister Polen (20.00 Uhr) stattfindet. Doch das letzte Gruppenspiel dürfte eher ein Warm-up für die K.o.-Runde werden.
Die deutschen Volleyballer waren nach ihrer ersten Partie, einem 3:0-Erfolg gegen Belgien, überhaupt nicht zufrieden gewesen. Ihnen allen war klar gewesen, dass sie ohne ihren Diagonalangreifer Georg Grozer arge Probleme gehabt hätten und dass sie sich gegen die stärker eingeschätzten Serben nicht mehr alleine auf ihn verlassen konnten.
Gegen das Team der Zukunft, wie es Vital Heynen bezeichnete, spielte Deutschland anders. Nicht mehr nur Grozer wurde gesucht, sondern genauso die beiden Außenangreifer Christian Fromm oder Denis Kaliberda. Die eigentliche Überraschung im deutschen Spiel war zunächst aber Philipp Collin. Der Mittelblocker antizipierte glänzend und steuerte zum 25:20-Satzgewinn vier Punkte bei.
Spätestens nach dem zweiten Satz machte den jungen Serben die Klassenfahrt überhaupt keinen Spaß mehr. Lange hatten sie in Führung gelegen. Doch wie schon gegen Belgien fanden die Deutschen gerade dann zu ihrem Spiel zurück, als es dem Satzende zuging. Zunächst wehrte Grozer beim Stand von 23:24 einen Satzball ab, kurz darauf verwandelte Kaliberda zum 26:24.
Im dritten Durchgang wirkte Heynens Mannschaft nicht mehr so frisch wie zuvor. Aber sie konnte sich auf ihre Nervenstärke verlassen und setzte sich mit 25:20 durch. „Es freut mich, dass wir bislang noch ohne Satzverlust geblieben sind und wenig Energie gelassen haben“, sagte Lukas Kampa, der genauso wie der erneut starke Grozer „sehr überrascht“ war ob der Leistungssteigerung.
„Wenn wir gegen Serbien gewinnen, fahren wir nach Rio“, hatte Heynen vor der Partie gesagt. Dies hielten viele für eine gewagte Behauptung. Schließlich fährt nur der Sieger des hochkarätig besetzten Turniers zu den Olympischen Spielen, die Zweit- und Drittplatzierten können sich über ein weiteres Turnier im Mai/Juni in Japan qualifizieren. Am Mittwochabend allerdings behauptete keiner, dass der Bundestrainer den Mund zu voll genommen hat. Martin Einsiedler