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Kraftpaket. Pamela Dutkiewicz hat ambitionierte Ziele.
© Sven Hoppe/dpa

Leichtathletik-EM: Deutsche Ausnahmeläuferinnen kämpfen um Medaillen

Die Hürdensprinterinnen Pamela Dutkiewicz und Cindy Roleder haben gute Erinnerungen an Berlin.

Natürlich werden sich die beiden gegenseitig gemustert haben bis ins kleinste Detail. Sie werden Antworten gesucht haben auf die wichtigen Fragen: Wie ist sie drauf? Locker? Verkrampft? Und vor allem: Wie schnell ist sie?

Die Rede ist von Pamela Dutkiewicz und Cindy Roleder, den beiden besten deutschen Sprinterinnen über die 100 Meter Hürden. Erst vor wenigen Tagen noch haben die beiden zusammen für ein paar Stündchen am Bundesleistungsstützpunkt Kienbaum trainiert. Sie übten gemeinsam Starts, gingen baden, etwas essen. Wie echte Freundinnen. Und schätzen tun sich die beiden auch. Doch in allererster Linie sind die beiden knallharte Rivalinnen. Dafür sind sie zu sehr Leistungssportlerinnen, dafür ist ihr Ehrgeiz zu groß. Am Donnerstagabend wollen beide eine Medaille bei den Leichtathletik-Europameisterschaften in Berlin gewinnen. Um 19.25 Uhr findet das Halbfinale statt, um 21.50 Uhr das Finale.

„Wir sind in Deutschland zurzeit wirklich gesegnet mit diesen Ausnahmeläuferinnen“, sagt auch Willi Mathiszik. Der ehemalige Hürdensprinter ist inzwischen Leichtathletik-Landestrainer in Berlin und arbeitet seit vielen Jahren daran, dass der Hürdensprint in Deutschland wieder ins Rollen kommt.

Cindy Roleder kennt der 34-Jährige noch aus seiner aktiven Zeit sehr gut. Und schon damals, es ist etwa zehn Jahre her, war Mathiszik fasziniert von der Einstellung der jungen Frau. „Sie ist so unglaublich fokussiert“, sagt Mathiszik.

Das deckt sich auch mit der Selbsteinschätzung von Roleder. „Meine Stärke ist meine mentale Stärke“, sagt die 28-Jährige. „Ich schaffe es immer wieder zusammen mit meinem Trainer, dass ich zu den Höhepunkten nah an meiner Bestleistung bin.“ Eine starke Entzündung des Ischias hatte Roleder im vergangenen Jahr zurückgeworfen. Die Weltmeisterschaften in London fanden ohne sie statt.

Überhaupt fällt auf bei diesem Duell zwischen Roleder und Dutkiewicz, dass der Schmerz eine erhebliche Rolle spielt. Nicht nur die Karriere von Roleder ist durchzogen von verletzungsbedingten Auszeiten. Das trifft auch auf jene von ihrer deutschen Konkurrenten Pamela Dutkiewicz zu. 2015 zog sie sich Bänderrisse an beiden Füßen zu, hinzu kamen immer wieder muskuläre Probleme. Auch dieses Jahr konnte sie wegen einer Verletzung im Oberschenkel und einer Blockade im Rücken fast zwei Monate nicht richtig trainieren.

Der Hürdensprint ist eine für die Athleten erbarmungslose Disziplin. Immense Kräfte wirken auf den Körper. Und wer für einen winzigen Moment nicht aufpasst, kann dies mit einem schmerzhaften Sturz büßen. „Es ist wichtig beim Hürdensprint, auf die Signale des Körpers zu hören“, sagt Dutkiewicz.

Was ihr und auch Cindy Roleder manchmal im Weg steh: der eigene Ehrgeiz. Dutkiewicz wurde im vergangenen Jahr bei der WM in London überraschend Dritte. Sie will aber mehr. „Ich bin stolz auf das, was ich geschafft habe“, sagt die 26-Jährige, „aber ich fühle mich bereit, dass da noch mehr kommt.“

Für den Experten Willi Mathiszik hat Dutkiewicz trotz ihrer Trainingspause im Frühjahr durchaus Chancen auf Gold. „Sie ist kraftvoll und aggressiv“, sagt er. Härteste Konkurrentin dürfte die Weißrussin Alina Talay sein. Und dann ist da natürlich noch Cindy Roleder, immerhin Titelverteidigerin. Sie hat gute Erinnerungen an Berlin. „Als das Publikum beim Istaf 2016 vor dem Start gebrüllt hat, hat mich das getragen.“ Damals gewann sie das Rennen in 12,65 Sekunden. Zwei Zehntel hinter ihr spurtete als Zweite ins Ziel: Pamela Dutkiewicz.

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