Startelfdebüt gegen den SC Freiburg?: Derrick Luckassen braucht bei Hertha BSC Geduld
Niklas Stark fällt aus, Karim Rekik ist fraglich - bei Hertha BSC darf Derrick Luckassen gegen den SC Freiburg auf sein Startelfdebüt hoffen.
Als der interessante Teil des Trainings beginnt, steht Derrick Luckassen allein, mit den Händen an den Hüften und als unbeteiligter Zuschauer in einem Meer von Bällen kurz hinter der Mittellinie. Es ist nur eine Momentaufnahme, weil bei der anstehenden Passübung nur zwei der drei anwesenden Innenverteidiger gebraucht werden, einer also immer zuschauen muss, bevor er beim nächsten Durchgang an der Reihe ist. Und doch trifft sie die aktuelle Situation des Holländers bei Hertha BSC ganz gut. Derrick Luckassen, kurz vor Ende der Transferperiode verpflichtet, ist bei den Berlinern immer noch ein bisschen außen vor.
Auf einen Einsatz kommt der 23-Jährige, der vorerst bis zum Ende der Saison ausgeliehen ist und den die Berliner anschließend per Kaufoption verpflichten können. Beim Sieg gegen Borussia Mönchengladbach Ende September durfte Luckassen für die letzten drei Minuten aufs Feld – nicht besonders viel für jemanden, der sich von seinem Wechsel einen neuen Kick für die ins Stocken geratene Karriere und vor allem mehr Spielpraxis erwartet hatte. Die Situation nagt an ihm. „Ich hatte nicht erwartet, so lange auf der Bank sitzen zu müssen“, hat er in dieser Woche der „Berliner Morgenpost“ geklagt. „Das ist enttäuschend.“
Luckassen fehlt die Spielpraxis
In Berlin wiederholt sich für den Sohn ghanaischer Eltern das, was er auch schon beim PSV Eindhoven erlebt hat. Fünf Millionen Euro hatte sich der Klub im Sommer 2017 die Verpflichtung des Innenverteidigers vom Ligakonkurrenten AZ Alkmaar kosten lassen. Doch in seiner ersten Saison beim PSV brachte es Luckassen auf ganze 20 Pflichtspieleinsätze, nur neun Mal stand er in der Startelf. Sein Dilemma lässt sich am besten so umschreiben: Derrick Luckassen braucht Spielpraxis; doch die bekommt er im Moment nicht, weil er keine Spielpraxis hat.
Im Training wirkt Luckassen eher zurückhaltend, fast schüchtern. Als besonders laut und gesprächig fällt er jedenfalls nicht auf. Herthas Trainer Pal Dardai aber hat „keinen schlechten Eindruck davon, wie er sich in der Kabine bewegt“. Wenn man den Ungarn auf den Leihspieler aus Eindhoven anspricht, sagt er ein paar freundliche Sätze, aber echte Überzeugung spricht noch nicht aus seinen Worten. „Er ist ein guter Prototyp“, sagt Dardai. Luckassen, der seinen Vornamen der Vorliebe seines Vaters für eine Krimiserie aus Deutschland verdankt, ist ein Modellathlet. Er ist schnell und robust. Seine Technik, so sagt es Herthas Trainer, seine Passschärfe, das Orientierungsvermögen, die Kopfball- und Zweikampfstärke – all das sei völlig in Ordnung. Allerdings sei es für ihn schwierig einzuschätzen, wie Luckassen mit der höheren Intensität und dem größeren Druck in der Bundesliga zurechtkomme.
Jordan Torunarigha ist zurück im Lauftraining
Vielleicht bietet sich für Dardai schon an diesem Wochenende die Gelegenheit, den Neuen einem Praxistest zu unterziehen. Die Personalsituation in der Abwehr ist nun etwas klarer, aber nicht gerade besser geworden. Dass Jordan Torunarigha nach seiner Achillessehnenverletzung wieder läuft und (genau wie Marko Grujic) wohl doch nicht so lange ausfällt, wie anfangs befürchtet, das ist natürlich eine erfreuliche Nachricht. Spielfit aber ist der 21-Jährige noch lange nicht. Im Heimspiel gegen den SC Freiburg am Sonntag wird Pal Dardai dazu definitiv auf den am Sprunggelenk verletzten Niklas Stark verzichten müssen. Er fehlte am Donnerstag ebenso beim Training wie Karim Rekik, der vorige Woche über muskuläre Probleme im Oberschenkel geklagt hatte, aktuell aber wegen einer Erkältung vom Sport befreit ist.
Am Donnerstag standen daher nur drei Innenverteidiger auf dem Trainingsplatz: neben Luckassen mit seiner dreiminütigen Bundesligaerfahrung der gelernte Mittelfeldspieler Fabian Lustenberger und der 19 Jahre alte Florian Baak, der vor anderthalb Jahren zu zwei Kurzeinsätzen für Herthas Profis gekommen ist. Bliebe die Personalsituation so, wie sie ist, würde Lustenberger links in der Zentrale spielen und Luckassen rechts. Allerdings hat Dardai die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass Karim Rekik doch rechtzeitig gesundet. Spätestens an diesem Freitag aber müsste er dafür ins Training zurückkehren, sagt Dardai. Wenn es allerdings einen Spieler gibt, für den er eine Ausnahme macht, dann ist es Karim Rekik.