Saisonbeginn in Hoppegarten: Der Traum vom kleinen Glück am Wettschalter
Ab Sonntag können die Zuschauer erleben, wie sich die Rennbahn Hoppegarten entwickelt hat. Dort steht nicht nur das Pferderennen im Fokus.
Manchmal kann es Gerd Schöningh nicht mehr hören. Von wegen, da seien auf seiner Rennbahn in Hoppegarten nur Pferde zu sehen, die im Kreis laufen würden. Langweilig und „old school“ sei das. Der Unternehmer mit dem blonden Schopf, einst aufgewachsen unweit der Rennbahn in Krefeld am Niederrhein und seit 2008 Eigentümer der Galopprennbahn vor den Toren Berlins, muss es anders sehen. Wer Galopprennen langweilig finde, der habe noch nie gewettet, behauptet Schöningh. „Wetten ist das Salz in der Suppe beim Pferderennen.“
Hoppegarten: Das ist Romantik, das ist altes Berlin mit einem Hauch oller Ostalgie und das ist auch ein erfrischendes Gefühl angesichts einer hierzulande immer eindimensionaler werdenden Wahrnehmung von Sport. Es geht mal nicht um Tore und kickende Millionäre oder flackernde Bildschirme. Es geht auch nur zum Teil um Pferde und Jockeys, die nur das Fachpublikum kennt. Es geht um den Traum vom kleinen Glück am Wettschalter, den auch Nicht-Fachkundige träumen dürfen. Und es geht um das Erlebnis in der schönen Natur am Rande der hektischen Großstadt Berlin, um Crêpes, Bier und Attraktionen für kleine Pferdefans.
Hoppegarten hat an Attraktivität gewonnen
Am kommenden Sonntag haben die Anhänger eines gepflegten Sonntags wieder die Chance, diesen zu erleben. Es ist Saisonauftakt in Hoppegarten. Der erste von elf Renntagen (Saisonfinale ist am 13. Oktober) trägt den Titel „Landpartie-Renntag“. Ab 14 Uhr gibt es acht Läufe der – für deutsche Verhältnisse – guten Galopperklasse. Der Höhepunkt ist das 6. Rennen für Stuten ab vier Jahre. Insgesamt ist der „Preis des Gestüt Röttgen“ mit 25.000 Euro dotiert.
Filip Minarik, der in Deutschland als Spitzenjockey aktiv ist, startet im Hauptrennen. Der gebürtige Tscheche freut sich darauf. „Von der Linienführung und Atmosphäre gehört Hoppegarten zu meinen Lieblingsbahnen in Deutschland oder sogar weltweit“, sagte er. Es sei erstaunlich, wie sich Berlin entwickelt habe.
Über solche Worte freut sich Gerd Schöningh natürlich. Neben Köln und Hannover ist Hoppegarten wohl zur attraktivsten Bahn für die Jockeys und Fans im Lande geworden. Der Veranstalter rechnet mit 10.000 Zuschauern am Sonntag. Und die können dann sehen, dass sich einiges getan hat auf und neben der Rennbahn. Von den Parkplätzen bis hin zu den Grünanlagen – in der Saisonpause wurde kräftig investiert.
Mit insgesamt 8,5 Millionen Euro wurde das Projekt von der öffentlichen Hand gefördert. Was Fondsmanager Schöningh selbst an Mitteln investiert hat, sagt er nicht. Nur so viel erzählt er: „Wir haben wahnsinnig viel gemacht über den Winter. Das Gelände ist so groß wie der Tiergarten, das war viel Arbeit. Wir agieren langfristig und halten das Wohl der Natur für ganz wichtig.“ Und dann sagt Schöningh, beruflich viel in London unterwegs, ganz modern: „Bio-Diversität“ laute die Maxime.
Weniger mit Bio, dafür eher bodenständig wird es am Sonntag wieder an den Schaltern von Hoppegarten zugehen. Es gibt für die Wetter genau so viel zu verlieren, aber mehr zu gewinnen als bisher. Bislang wurden auf den deutschen Rennbahnen 77 Prozent der Wetteinsätze ausgeschüttet, nun sind es 85 Prozent.
Und damit jüngere Generationen, die den Satz mit dem Salz in der Suppe womöglich noch nie gehört haben, vielleicht mal Interesse am Wetten bekommen, geht das fortan auch vom mobilen Endgerät. Vor dem ersten Rennen muss das Konto lediglich einmal am Schalter aufgeladen werden.
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