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Bleibt Freiburger. Über die Laufzeit des neuen Kontrakts machten Christian Streich und der SC allerdings keine Angaben.
© Patrick Seeger/dpa

Christian Streich verlängert in Freiburg: „Der innere Druck ist sehr hoch“

Der dienstälteste Bundesliga-Trainer bleibt dem SC Freiburg treu. Im Interview spricht der Badener über Luxus, Glück und Schwaben.

Christian Streich hat seinen Vertrag beim SC Freiburg verlängert. Er ist der dienstälteste unter den aktuellen Trainern der Fußball-Bundesliga. Den Job in der Heimat nennt der 53-Jährige „puren Luxus“. Nur sein Knie bremst ihn aus.

Herr Streich, was sind die Gründe, dass der SC Freiburg in dieser Saison bislang vergleichsweise gut dasteht?

Das hat sich aufgebaut mit der Zeit. Der Club hat sich in den letzten 25 Jahren stark entwickelt. Er ist super geführt. Die Leute, die ins Stadion gehen, sind sehr bedacht - weil sie sich freuen, dass wir in der Bundesliga sind und nicht nach zwei Niederlagen alles in Frage stellen. Das ist eine Struktur in diesem Verein und in dieser Stadt, in die ich gut passe.

Inwiefern?

Für mich war und ist es ein Glücksfall, dass ich beim SC anfangen konnte. Ich hatte die Möglichkeit lange als Jugendtrainer zu arbeiten, weil zu der damaligen Zeit beim Verein die Fußballakademie entstand. Ich habe hier Freunde, meine Verwandtschaft lebt hier, meine Eltern sind in der Nähe. Es sind viele Dinge, die sehr angenehm sind. Es gibt nicht nur Fußball, sondern allgemein eine sehr hohe Lebensqualität. Es gibt viele Gründe, warum ich gern in Freiburg bin.

Es ist selten, dass ein Trainer so lange bei einem Verein ist. Wieso klappt das in Freiburg?

Das ist ja eine Ausnahmesituation, dass ich Bundesligatrainer sein kann in meiner Heimat. Das gibt ja eigentlich gar nicht. Oder wenn dann nur mal für ein, zwei Jahre.

Wieso ist es bei Ihnen anders?

Ich habe und hatte das Glück, dass ich immer das auch als Beruf machen konnte, was ich sehr gerne gemacht habe und mache. Eigentlich müsste ich immerzu niederknien und mich zehn Mal bedanken, dass ich Trainer sein darf. Mach ich aber nicht, weil ich an das nächste Spiel denke und überlege, wie man die Verletzten kompensiert, wie man aufstellt und wie man das macht, wenn man dabei Spieler enttäuscht. Und wie man es schafft, ein Spiel zu gewinnen. Der innere Druck und die eigenen Erwartungen sind sehr hoch.

Welche Funktion haben Sie dabei als Trainer?

Es geht um die Hoffnung. Das ist die Aufgabe. Man darf nicht rumjammern - auch wenn es schwierig ist. Die Spieler bringen Leistung. Und das sorgt dafür, dass wir leben können in Freiburg und Arbeitsplätze haben beim SC. Dass wir existieren können auf hohem Niveau.

Unter welchem Druck stehen die Spieler?

Spieler, die so im Fokus stehen, sind unter einem hohen Druck - alle. Es gibt ihnen gegenüber eine Erwartungshaltung, es wird alles beleuchtet. Das wirkt auf einen - weil am Samstag alle zuschauen, weil so viele Hoffnungen haben.

In welchem Zusammenhang?

Wenn man gewinnt, sind hier in der Region viele Menschen glücklich. Und wenn man ein paar Mal verliert, sind viele unglücklich. Weil dem Fußball so viel Bedeutung beigemessen wird. Das ist eine Realität. Es ist ein psychisch sehr fordernder Beruf - für alle von uns. Während der Saison ist es schon so, dass man sehr, sehr beschäftigt ist mit dem nächsten Spiel, mit den Vorbereitungen darauf und dass man sich mit den Problematiken auseinandersetzt. Das ist allumfassend.

Haben Sie da nicht Lust, einfach mal mit Freunden auf den Platz zu gehen und zu kicken?

Mein Knie macht da leider nicht mehr mit. Ich würde das wahnsinnig gerne. Denn wenn man Fußball spielt, vergisst man eigentlich fast alles. Bei mir war das so. Weil das so eine Fokussierung in Anspruch nimmt und weil man das gerne macht. Das geht mir ab, das kann ich leider nicht mehr machen. Das war eine der wenigen Dinge, bei denen ich alles vergessen konnte. Meine echte große Leidenschaft.

Und beim Training?

Ich bedauere das sehr, dass ich zum Beispiel nicht Übungen mitmachen kann mit den Jungs oder ihnen Übungen anleiten kann. Oder ihnen keine Bälle auflegen kann. Das habe ich früher wahnsinnig geliebt in der Jugend, aber das kann ich nicht mehr. In den Füßen juckt es - aber mein Knie bremst mich aus.

Im Gegensatz zum SC Freiburg steckt der VfB Stuttgart in der sportlichen Krise. Haben Sie Mitleid?

Der VfB ist in dieser Saison kein Konkurrenzverein wie jeder andere auch. Sondern er ist ein Konkurrenzverein, bei dem es um Abstieg oder Nicht-Abstieg geht. Von daher würde ich lügen, wenn ich sagen würde, ich leide mit dem VfB mit. Ich kann nicht mit ihnen mitleiden mit ehrlichem Herzen - und sie bekämpfen, sodass wir vor ihnen stehen. Aber ich weiß natürlich, wie schwierig die Situation für den VfB ist.

Empfinden Sie Häme gegenüber den Schwaben?

Nein, überhaupt nicht. Das wäre ja schlimm. Die Stuttgarter müssen ihr Ding machen und wir müssen unser Ding machen. Ich bin fast froh, dass der VfB auch kämpfen muss. Die Stuttgarter haben große finanzielle Möglichkeiten - und sind dennoch in dieser schwierigen Situation. Wenn sie nicht kämpfen müssten, dann wüsste ich, wo wir als kleiner Verein stehen würden.

Und was machen Sie, wenn es vorbei ist mit der Bundesliga?

Ich habe keine Karriereplanung, so wie andere Leute. Ich hatte nie eine Planung. Ich habe mich wahnsinnig gefreut, als ich damals studieren konnte. Ich hatte das nie für möglich gehalten, einmal studieren zu können, auch weil ich auf der Hauptschule war. Dass ich heute dastehe, wo ich stehe, ist purer Luxus.

Sie gelten als Trainer mit Kultfaktor. Nervt Sie das?

Nein. Wenn ich privat unterwegs bin, lassen mich die Leute in Ruhe. Jeder hat heute mit seinem Handy gleichzeitig auch einen Fotoapparat in der Tasche. Und dann mach ich mit den Leuten halt ein paar Fotos. Das gehört dazu. Ich wollte anfangs nicht als Trainer in die Bundesliga, auch aus diesem Grund. Aber dann habe ich es doch gemacht - und ich bereue es nicht. Ich bin dankbar - auch den Menschen, denen ich begegne und die sich freuen, wenn sie mich sehen. (dpa)

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