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Klassenerhalt im Blick: Thomas Doll weiß um die schwache Konkurrenz.
© Jan Huebner/imago

Fußball-Bundesliga: Schneckenrennen am Tabellenende

Vier Klubs kämpfen um den Klassenerhalt. Sie hoffen auf die historisch schlechte Konkurrenz.

Vier Minuten waren erst gespielt, da war der Auftritt von Matheus Pereira schon wieder beendet. Der Nürnberger schlug seinem Düsseldorfer Gegenspieler Niko Gießelmann ins Gemächt. Für die Aktion erhielt Pereira die Rote Karte. Später erzielte Nürnbergs Ewerton noch ein Eigentor. Düsseldorf gewann das Spiel am Samstag mit 2:1, Nürnberg bleibt Letzter. Dass Nürnbergs Trainer Boris Schommers trotz solcher Rückschläge noch an den Klassenerhalt glauben darf, liegt nicht an der Leistung seiner Mannschaft. Es liegt am kollektiven Versagen der Vereine am Tabellenende.

Schließlich spielen auch die anderen drei bedrohten Klubs Augsburg, Stuttgart und Hannover äußerst schwach. Am vergangenen Spieltag punktete nur Stuttgart mit einem 1:1 gegen Bremen. Augsburg blamierte sich beim 1:5 in Freiburg, Hannover verlor das Heimspiel 0:3 gegen Frankfurt. Es ist seit Wochen das gleiche Bild. Kein Verein kann sich absetzen, es ist ein Schneckenrennen.

40 Punkte sind nicht mehr notwendig

„Die Tabelle gibt eine glückliche Situation her“, sagte Schommers nach der Niederlage. Und auch Thomas Doll wusste genau, was das einzig Positive nach dem harmlosen Auftritt seiner Hannoveraner war: die Ergebnisse der weiteren Abstiegskandidaten. „Das Gute ist, dass die anderen auch verlieren da unten. Sonst wären die schon neun oder zehn Punkte weg“, sagte Doll auf der Pressekonferenz nach dem Spiel, „es ist alles noch drin.“

Damit hat Doll recht. Augsburg liegt mit 18 Punkten auf Rang 15. Dahinter steht Stuttgart mit 16 Punkten auf dem Relegationsrang, Hannover (14 Punkte) und Nürnberg (13 Punkte) sind ganz unten. Jede der Mannschaften hat noch reelle Chancen, zumindest in der Relegation den Klassenerhalt zu erreichen. Gesichert scheint vorerst Schalke mit 23 Punkten auf Platz 14. Während früher die 40 Punkte als magische Schwelle für den sicheren Klassenerhalt galten, ist diese Zahl wohl für keinen der vier in Reichweite. Das ist aber auch nicht nötig.

Dirigiert er Nürnberg zum Klassenerhalt? Nürnbergs Trainer Boris Schommers.
Dirigiert er Nürnberg zum Klassenerhalt? Nürnbergs Trainer Boris Schommers.
© Zink/imago

Seit 2009 waren nie 40 Punkte für den direkten Klassenerhalt erforderlich, 2014 hätten sogar 28 gereicht. In dieser Spielzeit sieht es noch besser aus für die Vereine im Tabellenkeller. Kein einziges Mal in den vergangenen zehn Jahren waren nach dem 23. Spieltag so wenig Punkte ausreichend für Platz 15 wie heute.

Welch Glück sie damit haben, wissen auch die Spieler. Der Nürnberger Torwart Christian Mathenia sagte nach der Niederlage: „Kurioserweise haben wir noch eine Chance. Ich glaube, das gab es in der Bundesliga noch nie, dass man mit so wenig Punkten noch in der Liga bleiben kann.“

Personelle Wechsel haben sich noch nicht ausgezahlt

Es sieht nicht so aus, als würde sich die Dynamik im Abstiegskampf groß verändern. Daher könnten die Vereine schon mit wenigen Punkten aus den kommenden Spielen einen großen Schritt Richtung Klassenerhalt machen. Vielleicht ja bereits am kommenden Wochenende. Da spielt Hannover im direkten Duell gegen Stuttgart.

Was können die Vereine noch tun? Personell reagiert haben sie alle. Doll ersetzte André Breitenreiter in Hannover, Trainer Michael Köllner musste in Nürnberg gehen. In Augsburg kam in Jens Lehmann ein neuer Co-Trainer und in Stuttgart wurde der Sport-Vorstand Michael Reschke entlassen. Punktemäßig genutzt hat es bislang nirgends.

„Die, die die wenigsten Fehler machen, bleiben in der Liga. Die anderen gehen duschen“, analysierte Thomas Doll. Das sollten sich die Nürnberger Spieler vor dem Spiel gegen Leipzig vielleicht noch einmal anhören.

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