BR Volleys: Der Höhepunkt nach dem Höhepunkt
Die BR Volleys stehen nach dem Erfolg in der Champions League vor der emotional schwierigen Aufgabe, sich für den Zweikampf um die Meisterschaft mit dem Dauerrivalen VfB Friedrichshafen zu motivieren.
Das schlechte Wetter wird in den nächsten Tagen ein Verbündeter der BR Volleys sein. Deren Spieler und Verantwortliche empfinden seit Sonntagnachmittag eine Stimmung wie sonst nur im Mai, wenn das Team den Deutschen Meistertitel gewonnen hat: Freude, Euphorie, Zufriedenheit. „Wir müssen jetzt alle aufwachen“, sagt Kaweh Niroomand, der Manager, und empfiehlt den Blick aus dem Fenster: „Der Wettergott hat sich nicht vertan, es ist immer noch März.“ Soll heißen: Das wichtigste sportliche Saisonziel liegt noch vor den Volleys.
Es ist eine schwierige Situation, in der sich die BR Volleys befinden. Der emotionale Saisonhöhepunkt liegt seit Sonntag mit dem Finalturnier der Champions League und dem eindrucksvollen dritten Platz hinter der Mannschaft von Trainer Mark Lebedew. Nun müssen Spieler und Trainer das Kunststück schaffen, sich für die Play-offs neu zu motivieren, in denen es nichts Neues zu erreichen gibt, sondern lediglich ein Meistertitel erfolgreich verteidigt werden soll, den das Team zuletzt dreimal in Folge gewinnen konnte. Was angesichts der Stärke des Dauerrivalen VfB Friedrichshafen gar nicht so einfach wird. „Äußerst schwierig sogar“, verbessert Kaweh Niroomand.
Für Volleys-Manager Kaweh Niroomand zählen nur Titel
Vielleicht ist das auch der Grund, warum der Manager der Volleys nicht völlig in den Jubel nach dem dramatischen 3:2-Erfolg nach acht Matchbällen über den polnischen Meister Skra Belchatow einstimmen mag. „Größter Erfolg der Vereinsgeschichte“ nennt die Deutsche Presseagentur den dritten Platz. Niroomand sieht das nicht so. „Für mich zählt da nur ein deutscher Meistertitel oder ein Champions-League-Titel“, sagt der Chef der Berliner Volleyballer. Und obwohl die Berliner im Finalturnier dem neuen Champions-League-Sieger Kazan als einzige Mannschaft einen Satz abnehmen und auch das zweitplatzierte Team Rzeszow in der Gruppenphase einmal bezwingen konnten, will er die Volleys nicht drittbeste Mannschaft Europas nennen. „Wir sind an guten Tagen in der Lage, mit der Elite Europas mitzuspielen, aber es gibt noch viele andere gute Mannschaften, die vorher ausgeschieden sind“, sagt er, „wir zählen jetzt zu den besten zehn bis zwölf Teams in Europa – vielleicht zu den besten acht.“ Das sei auch vor drei Jahren sein großes Ziel gewesen. Und was kommt nun? „Das weiß ich noch nicht“, sagt Niroomand. Vielleicht das nächste Finalturnier der Champions League?
Von allen Seiten hat sein Verein Lob für die Ausrichtung bekommen. „Die Verantwortlichen haben gesehen, dass es gut für den Volleyballsport sein kann, das Turnier im Herzen Europas auszurichten“, sagt der Manager. Ob es auch für die Finanzen seines Klubs gut war, muss sich noch herausstellen. Das kurzfristige Aufstellen einer Zusatztribüne und die Eröffnung eines zweiten Vip-Raums haben zusätzliche Kosten verursacht. „Wir hoffen, dass wir mit einem blauen Auge davonkommen und mit einer Null rausgehen“, sagt Niroomand.
Niroomand bestreitet sinkenden Etat bei den BR Volleys
Er dementiert allerdings die Aussage seines Kapitäns Scott Touzinsky, der von einem sinkenden Etat für die kommende Saison und möglichen Abgängen gesprochen hatte. „Das ist Blödsinn“, sagt Niroomand, „wir werden den Etat nicht reduzieren.“ Bei zehn von 13 Spielern laufen die Verträge aus. „Ich werde erst nach Ende der Saison Gespräche mit den Spielern führen“, sagt der Berliner Manager.
Vorher sollen sich Team und Trainer ganz auf die Titelverteidigung konzentrieren. Diese startet am Donnerstag mit dem ersten Halbfinalspiel gegen Düren (19.30 Uhr, Max-Schmeling-Halle). Sportlich dürften die Berliner von dem Champions-League-Erlebnis enorm profitieren. „So etwas kannst du nicht trainieren“, sagt der Manager. Auch haben Spieler der zweiten Reihe, wie Christian Dünnes, Felix Fischer und Francesco de Marchi, im Spiel um Platz drei bewiesen, wie wichtig sie für die Mannschaft sind. Und falls einer seiner Spieler nach der Champions League in ein emotionales Tief fallen sollte, gibt es ja noch den Blick aus dem Fenster. Und Kaweh Niroomand, der daran erinnert: „Wir haben in dieser Saison noch keinen Titel in der Hand.“ Das muss sich noch ändern.
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