Volleyball Champions League: Die Mannschaft der BR Volleys im Überblick
Die Mannschaft der BR Volleys hat mit drei Meistertiteln in Serie eine Ära geprägt. Ein Sieg in der Champions League wäre nun eine Sensation. Doch die Berliner haben die Spieler dafür. Eine Übersicht
Vor acht Jahren hat Kaweh Niroomand seine persönlichen Befindlichheiten hinten angestellt, hat zum Handy gegriffen und seinem ewigen Rivalen Stelian Moculescu mit einer Kurznachricht gratuliert. Es war einer der letzten persönlichen Kontakte zwischen dem Geschäftsführer der BR Volleys und dem Trainer des VfB Friedrichshafen, aber der Anlass war dazu auch durchaus angemessen: Friedrichshafen hatte als erste deutsche Volleyballmannschaft die Champions League gewonnen.
An diesem Wochenende schicken sich die BR Volleys an, Geschichte zu schreiben. Als erst zweite deutsche Mannschaft nach dem VfB Friedrichshafen 2007 könnten die Berliner Volleyballer die Champions League gewinnen. Ein Sieg beim Final-Four-Turnier in der heimischen Max-Schmeling-Halle wäre die Krönung für eine Mannschaft, die zuletzt drei deutsche Meisterschaften in Folge gewann und nun eine Ära vollenden will. Mit zwei Trainingslagern in der Türkei und Italien stimmten sich die Berliner ein. Und obwohl sie Außenseiter sind, zeichnet diese eingespielte Generation neben einem starken Teamgeist auch eine besondere individuelle Klasse aus.
Mit diesen Spielern wollen die BR Volleys die Volleyball Champions League gewinnen:
„Robert Kromm ist leider geil“, spielt der DJ in der Max-Schmeling-Halle ein, wenn der gebürtige Schweriner mal wieder den Volleys einen Punkt beschert. Und das kommt oft vor. Der Außenangreifer, der mit seinen 2,12 Metern auch in jeder Basketballmannschaft gut aussehen würde, ist der erfolgreichste Punktesammler in seiner Mannschaft. Der 31-Jährige hat den klassischen Weg über den Ausbildungsverein VC Olympia zum Volleys-Vorgängerklub SCC Berlin gemacht, seit 2005 spielte er im Ausland. 2012 kam er wieder zurück und holte in jedem Jahr mit den Berlinern den deutschen Meistertitel. Hinzu kommen 197 Spiele für die deutsche Nationalmannschaft. Trotz seiner großen Erfahrung sagt er: „Das Final Four ist noch mal die Kirsche auf der Torte.“
Der Sonnyboy der Volleys ist Kawika Shoji: Nur selten sieht man ihn ohne ein Lächeln auf dem Gesicht, was womöglich auch mit seinem Herkunftsort Hawaii zusammenhängt. Er hat den Volleys aber auch den Erfolg gebracht: Seit der 24-Jährige im Sommer 2011 zu den Volleys wechselte, haben die Berliner den Meistertitel abonniert. Der in Honolulu geborene Zuspieler hat sich in Berlin weiterentwickelt und spielt in der US-Nationalmannschaft, mit der er 2014 die Weltliga gewann. Doch auch für ihn wäre ein Erfolg im Final Four ein Höhepunkt seiner Karriere.
Es wäre ein brüderliches Gemeinschaftswerk, denn in Erik Shoji steht noch ein weiteres Exemplar aus der hawaiianischen Volleyballfamilie Shoji in den Berliner Reihen. Vater Dave Shoji ist ein bekannter Volleyball-Trainer an der Universität von Hawaii. Die beiden Brüder sind in der Volleyballhalle aufgewachsen. Der zwei Jahre jüngere und mit 1,84 Meter auch acht Zentimeter kleinere Erik Shoji hat im Volleyball vieles seinem Bruder Kawika nachgemacht: Universität von Stanford, US-Nationalmannschaft, und seit dieser Saison auch die BR Volleys. Allerdings ist er als Libero im Gegensatz zu seinem Bruder für die Abwehr zuständig.
Der Kapitän, der Champions-League-Dritte und die Altgedienten
Der Außenangreifer Scott Touzinsky zählt zu den Erfahrensten im Berliner Team, was auch an seinem etwas höheren Haaransatz zu erkennen ist. Der 32-Jährige ist der wohl der einzige Spieler der Volleys, für den der Champions-League-Titel nicht der absolute Karrierehöhepunkt wäre. Mit dem Gewinn der Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in Peking mit der Nationalmannschaft der USA liegt der allergrößte Erfolg schon hinter ihm. „Aber das Final Four wird dem, was ich bei den Olympischen Spielen erlebt habe, sehr nahe kommen“, sagt Touzinsk, der mit den Volleys zweimal Meister geworden ist. Und natürlich geht er als Teamkapitän mit gutem Beispiel voran und sagt: „Wir wollen beim Final Four nicht nur dabei sein, sondern um die europäische Krone spielen.“
Wenn das Lied „Down Under“ in der Schmeling-Halle erklingt, gilt das nicht nur dem australischen Trainer Mark Lebedew, sondern auch Paul Carroll. Der Australier steht seit 2011 und drei Meistertiteln im Berliner Team hat seitdem drei Meistertitel mit den Berlinern gewonnen, und könnte nun eine Karriere mit dem Champions-League-Titel krönen. Der 2,05 Meter große Diagonalangreifer ist der zweitbeste Angreifer der Berliner. Der 28-Jährige hatte zu Jahresbeginn mit einer Knieverletzung zu kämpfen, aber ist just zum Saisonhöhepunkt wieder fit.
Der Niederländer Rob Bontje ist der einzige Berliner, der weiß, was ihn an diesem Wochenende erwartet. Der 33 Jahre alte Mittelblocker mit den grauen Haaren hat schon 2014 in Ankara das Final-Four-Turnier der Champions League gespielt, er kam mit seinem polnischen Team auf Platz drei. „Wenn man das Final Four spielt, ist es, als gäbe es kein größeres Turnier“, sagt der Niederländer. Der Zugang der Volleys benötigte etwas Zeit, um bei den Berlinern anzukommen, inzwischen ist er eine wichtige Größe. „Wir wissen, dass zwei sehr schwierige Tage vor uns liegen, aber auch, dass wir eine Chance haben“, sagt der Mann, der eigentlich Johannes Cornelius Bontje heißt, aber nur Rob genannt wird.
Schwieriger war die Ankunft von Francesco de Marchi, der bisher nicht an Kromm und Touzinsky vorbeigekommen ist. Der mit 1,93 Metern fast ein wenig klein gewachsene Italiener mit den schulterlangen Haaren konnte zuletzt im Bundesligaheimspiel gegen Düren zeigen, dass er den Volleys auch helfen kann. Ähnlich erging es dem ehemaligen deutschen Nationalspieler Christian Dünnes, der ebenfalls neu in die Mannschaft gekommen ist. Der Diagonalangreifer steht in der Teamhierarchie hinter Carroll, kann aber der Mannschaft Entlastung bringen – wenn er aufs Spielfeld darf.
Ähnlich liegt es bei Sebastian Kühner. Der Zuspieler hat im Sommer mit der deutschen Nationalmannschaft überraschend die Bronzemedaille bei der WM gewonnen und schien im Saisonverlauf Kawika Shoji aus der Stammsechs zu verdrängen. Doch zuletzt musste der 2,03 Meter große Zuspieler wieder in der zweiten Reihe Platz nehmen. Auch Libero Martin Krystof, der seit 2008 für Berlin spielt, ist zuletzt hinter Erik Shoji in der Hierarchie ein wenig zurückgefallen. Allerdings profitiert er davon, dass Trainer Lebedew gelegentlich quasi mit zwei Liberos spielen lässt. Der Tscheche zählt mit Felix Fischer und Aleksandar Spirovski zu den altgedienten Spielern im Team. Während Fischer und der Slowake Tomas Kmet den Niederländer Bontje immer wieder erfolgreich im Mittelblock ersetzen, ist der 37 Jahre alte Diagonalangreifer Spirovski in die Rolle des Ergänzungsspielers gerutscht. Aber auch in dieser Funktion kann man die Champions League gewinnen und eine Ära krönen.